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Campino von den "Hosen", Fortuna vor dem Absturz: Das Leben ist nicht leicht für Düsseldorfer - für Fans weckt dieses Foto aus dem Jahr 2001 ungute Erinnerungen. Vor allem wegen der Zeit, die darauf folgte.

© dpa

Vor dem Relegationshinspiel gegen Hertha: Warum Fortuna Düsseldorf aufsteigen muss

Die Fortuna hat den FC Bayern 7:1 besiegt, allein damit hat sie sich ewige Bundesligazugehörigkeit verdient. Auch sonst gibt es viele Gründe, warum Düsseldorf erstklassig werden muss. Das Bekenntnis eines Düsseldorfers in Berlin.

Günter Netzer hat sich nun auch zu Wort gemeldet. Via Boulevardzeitung hat er Otto Rehhagel bedauert, hat ihm prophezeit, dass Hertha am Ende der Relegation Zweitligist ist und die Fortuna Bundesligist. Guter Mann, der Netzer, so soll es sein. Nicht, dass der Autor dieser Zeilen etwas gegen Hertha hätte, aber man ist nun mal Düsseldorfer, von klein auf der Fortuna verbunden, in guten wie in schlechten Zeiten. Da kann man nicht aus seiner Haut. Und außerdem wäre es doch auch für Hertha das Beste, mal einen Neuanfang ohne Altlasten zu starten. Dass eine dieser Altlasten der in Düsseldorf gebürtige Manager ist, sei’s drum, niemand hat je behauptet, dass die Stadt am Rhein nur Spitzensöhne hervorgebracht hat. Auf der Sollseite ist neben Michael Preetz auch Heino zu nennen. Will sagen: Die Stadt hat eben auch sehr dunkle Seiten.

Auf der anderen Seite: Wer den FC Bayern 7:1 besiegt, hat sich ewige Bundesligazugehörigkeit verdient. Das war im Dezember 1978, der Autor dieser Zeilen war 22, und er war dabei. Nur wegen der Vollständigkeit, keineswegs aus Häme, das war die gleiche Saison, an dessen Ende die Fortuna den DFB-Pokal gegen Hertha gewann und in der Folge bis ins Europapokalendspiel gegen den FC Barcelona kam. Wie das ausging, hat der Autor vergessen.

Herthas Gegner Fortuna Düsseldorf in unserer Bildergalerie:

Ein weiterer Grund, warum die Fortuna in die Bundesliga gehört: Von der Fortuna lernen, heißt verlieren lernen, und das ist nicht die schlechteste Erfahrung, die man im Leben machen kann. Wir Fortunen wissen sehr genau, wovon wir reden: Wir haben so viel von der Fortuna gelernt, dass wir dem Leben, das mag für Düsseldorf untypisch sein, nicht großspurig entgegen treten. Und die Hosen singen dazu: „Steh’ auf, wenn du am Boden liegst!“

Die Saison von Hertha BSC im Foto-Rückblick:

Und dann natürlich: die Fortunen, all ihre Helden. Ohne Fortuna wäre Deutschland zum Beispiel nicht 1954 Weltmeister geworden. „Toni, du bis ein Teufelskerl! Toni, du bist ein Fußballgott!“, schrie Herbert Zimmermann in den Äther. Toni Turek, Torwart der Fortuna, wo sonst? Desweiteren sind zu nennen: Peter Meyer, dä Pitter, wir wir sagen, der Torschützenkönig, der damals, 1968 in Tirana, die Nationalmannschaft beim 0:0 gegen Albanien zwar nicht vor dem Aus in der EM-Qualifikation retten konnte, aber da spielte er schon für Borussia Mönchengladbach. Und die Allofs-Brüder. Und Rudi Bommer. Und Gerd Zewe, der weltbeste Libero aller Zeiten, der nur nicht zum Zuge kam, weil in München so ein Kaiser rumlief. Undundund. Und jetzt der Andreas Lambertz, Lumpi, wie wir sagen. Wo sonst als bei der Fortuna gibt es noch solche Geschichten, von einem, der in der Oberliga zur Fortuna kam und sich nun bis in die Bundesliga durchkämpft. Das ist eben Fortuna, alles andere ist nur Fußball.

Nun zum Namen. Zugegeben, „Hertha“ ist auch originell, aber nicht so originell wie die Glücksgöttin. Die anderen nennen sich hochtrabend „1. FC“, oder teutonisch „Borussia“ oder verlogen „Eintracht“. In der Verehrung der Glücksgöttin aber liegt mehr, das kann nur heißen, dass die Fortuna nicht kalkulatorisch durchs Land zieht, sondern dass sie weiß, das auch das Glück dazu gehört, dieses unwägbare Schicksal. Man muss ihm nur vertrauen, dann enttäuscht es einen schon. Und wenn? Wenn Netzer nicht recht behält mit seiner Prognose, was natürlich nicht passiert. Dann singen die Hosen wieder.

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