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Fabian Wiede gehört zum vorläufigen WM-Aufgebot der Deutschen.

© Imago/Contrast

Vor dem Füchse-Spiel gegen Leipzig: Fabian Wiede: Ein Mann mit Vorteil

Fabian Wiede von den Füchsen darf auf die Handball-WM hoffen – weil er flexibel einsetzbar ist.

Fabian Wiede kann sich die kleine Stichelei nicht verkneifen. Im Trainingszentrum der Füchse Berlin sitzt er am Nachbartisch eines Teamkollegen und hört dabei zu, wie Paul Drux für eine Reporterrunde seine Krankenakte nachzeichnet. Schulterverletzung, Knieoperation, Außenbandoperation, hier ein kleiner Eingriff und da auch noch. Für einen 23-Jährigen hat Drux wirklich schon viel durchgemacht, aber wie es nun mal so ist: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Wiede mischt sich also ins Gespräch ein und fragt: „Wie jetzt? Das war schon alles?“ Kurz darauf bricht Gelächter aus. Drux und Wiede, die Vorzeigekinder der Füchse-Nachwuchsakademie, schauen sich einen Augenblick lang an und lachen laut mit. War natürlich nicht ganz ernst gemeint, der Spruch.

Gemessen an der Gemengelage vor wenigen Wochen, als phasenweise neun Profis mit schweren Verletzungen fehlten, hat sich die Stimmung beim Berliner Handball-Bundesligisten vor dem Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig am Sonntag (16 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Sky) wieder einigermaßen entspannt und gelöst. Auch für Drux und Wiede ist die Sache gerade noch mal gut gegangen: Bis vor Kurzem bestand die akute Gefahr, dass die Berliner Rückraumspieler die Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark (10. bis 27. Januar) verletzt verpassen würden. Seit Montag ist klar: Beide gehören zum erweiterten Aufgebot von Bundestrainer Christian Prokop und dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf zentrale Rollen bei der Heim-WM machen.

Prokop hat Wiede kürzlich einen „Straßenhandballer“ genannt

Auf dem Papier ist die Konkurrenz für Wiede ungleich größer als für Drux. Für seine Position im rechten Rückraum hat der Bundestrainer gleich fünf Kandidaten berufen; mindestens zwei von ihnen werden den finalen Cut kurz vor dem Turnierbeginn nicht überstehen. „Aber ich bin sehr optimistisch, dass ich dabei bin“, sagt Wiede. Offenbar hat Bundestrainer Prokop im kleinen, nichtöffentlichen Kreis entsprechende Signale versendet.

Wiede hat gegenüber seinen Mitbewerbern einen großen Vorteil: Er kann abgesehen von seiner angestammten Position im rechten Rückraum auch auf Rückraum-Mitte übernehmen, auf jener Planstelle also, die Ausgangspunkt für jeden strukturierten Angriff ist. Normalerweise sind Linkshänder im Handball eine viel zu seltene Spezies, um sie auf die zentrale Spielmacher- und Strippenzieherposition zu stellen. Der letzte Linkshänder von Weltklasseformat, der im Nationalteam die Spielgestaltung verantwortete, war ein gewisser Martin Schwalb, der seine Karriere bereits vor 20 Jahren beendet hat.

„Mein Vorteil ist, dass ich kein reiner Shooter bin“, sagt Wiede – sondern ein Teamplayer, der stets auch ein Auge für besser positionierte Kollegen hat. Bundestrainer Prokop hat Wiede kürzlich einen „Straßenhandballer“ genannt – und das war ausdrücklich als Lob gemeint. Wiede zeichnet sich durch eine gewisse Furchtlosigkeit gepaart mit spielerischer Kreativität und großem Verantwortungsgefühl aus: Wenn ein Spiel der Füchse Spitz auf Knopf steht, ist er oft derjenige, der sich den entscheidenden, letzten Wurf nimmt. Der ehemalige Füchse-Trainer und anerkannte Querdenker Dagur Sigurdsson erkannte dieses Potenzial als Erster und testete Wiede bereits vor Jahren auf Rückraum-Mitte – eine Entscheidung, die sich für Fabian Wiede noch als perspektivisch extrem wertvoll erweisen könnte.

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