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Selbstbewusst. Bob Hanning sieht die Füchse unabhängig von großen Geldgebern.

© Monika Skolimowska/dpa

Vor dem Finale der Klub-WM: Füchse-Manager Bob Hanning: "Wir brauchen keinen Scheich"

Hanning weilt in Doha und spricht im Interview unter anderem über die Siegchancen bei der Klub-WM, leere Ränge in Katar und die Mär vom Finanzloch.

Von Benjamin Apitius

Herr Hanning, Sie befinden sich mit den Füchsen derzeit bei der Klub-WM in Doha. Genießen Sie Land und Leute?

Nein, da bleibt ja gar keine Zeit für. Wir sind mit unserer gesamten Geschäftsstelle angereist und finden hier endlich einmal die Zeit und die Ruhe, vernünftig über Tages- als auch Zukunftsthemen zu sprechen. Land und Leute ziehen da leider an uns vorbei. Mit der Mannschaft gehen wir noch einmal zum Libanesen, da werden wir uns dann sicherlich mal einen schönen Abend haben.

Die Spiele der Klub-WM finden derzeit vor leeren Rängen statt. Wie steht es gerade um die Handballbegeisterung im Land?

Die ist hier dann doch sehr überschaubar. Wir sind mit unseren 50 Fans die größte Ansammlung in der Halle.

Dabei fand 2015 in Katar sogar die Handball-Weltmeisterschaft statt. Keine sehr nachhaltige Veranstaltung?

Man merkt, dass die WM für Katar ein großes Projekt war bis hin zu den Olympischen Spielen in Rio. Seitdem befinden sie sich hier in einer Umstrukturierungsphase. Sie wollen weg von der Einbürgerung fremder Spieler und beginnen gerade mit der Entwicklung eines eigenen Nachwuchses. Sie laden renommierte Trainer zu Fortbildungen ein. Es soll nachhaltiger werden, das merkt man schon. Aber derzeit gibt es in diesem Land eben keine wirkliche Handballeuphorie.

Die Teams treffen in einer sehr unterkühlten Atmosphäre aufeinander. Ist es vor leeren Rängen schwieriger ins Spiel zu kommen oder ist es im Hinblick auf die Konzentration vielleicht sogar von Vorteil?

Natürlich ist es schöner, vor 9000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle zu spielen. Auf der anderen Seite geht es hier aber um einen großen Titel. Die Stars in unserer Mannschaft, die dieses Ding noch nicht gewonnen haben, gehen hochmotiviert zur Sache, das merkt man ihnen schon deutlich an. Sie fokussieren sich einfach auf die Spielfläche, auf die 40 mal 20 Meter, und blenden den Rest perfekt aus.

Einige Kinder auf der Tribüne waren bei den Halbfinalspielen in Fußballtrikots zu sehen. Schafft es das Leibchen der Füchse noch zum Importschlager?

Nein, nein. Ehrlich gesagt, haben wir gar keine Trikots zum Verkauf dabei.

Und Sie? Haben Sie sich schon ein Scheichgewand zugelegt?

Nein, habe ich auch nicht. Aber das sollte ich vielleicht noch machen (lacht).

Kam in diesen Tagen denn wenigstens mal ein reicher Scheich auf Sie zu und wollte bei den Füchsen einsteigen?

Nein, bisher ist keiner gekommen. Derzeit führe ich solche Gespräche aber auch nur deutschlandweit, und ich denke, dass wir bald die Zusammenarbeit mit einem einem sehr renommierten Partner bekannt geben können. Damit wären wir dann auf der Trikotfläche für diese Saison auch ausverkauft. Wir brauchen im Moment also gar keinen Scheich.

Zu Saisonbeginn war von einem Finanzloch über 500 000 Euro im Etat der Füchse zu lesen. Es hieß, der Verein wolle mit einem guten Abschneiden bei der Klub-WM dieses Loch stopfen. An diesem Freitag geht es im Finale gegen Barcelona (18 Uhr) nun um ein Preisgeld von 400 000 Euro. Wie hoch ist der Druck auf die Spieler?

Da kann ich jeden beruhigen: Der ist gleich null. Meine Formulierung damals war, dass wir „jedes Jahr mit einem zehnprozentigen Minus in eine Saison starten“. In 14 Jahren ist dabei noch nie eine Rote Zahl herausgekommen. Mich hat amüsiert, was der Boulevard aus dieser Geschichte gemacht hat. Aber wir bewegen uns in einem sicheren Fahrwasser – und werden das, solange ich hier die Geschicke leite, auch weiter tun.

Die Tage bei der Klub-WM gehören – aus Managersicht – aber wahrscheinlich trotzdem zu Ihrer Lieblingszeit im Jahr?

Die Klub-WM ist meine Lieblingseinnahmequelle, auf jeden Fall! Es ist sportlich hochattraktiv und wirtschaftlich genauso gut bezahlt wie die Champions League – allerdings mit viel weniger Spielen. Wir haben hier in den letzten vier Jahren mehr als eine Million Euro verdient.

Was bekommt die Mannschaft davon ab?

Bei einem Finalsieg gibt es eine Prämie von 50 000 Euro.

Es ist ja immerhin auch eines von fünf Spielen, das – rechnet man das Bundesligaspiel am kommenden Sonntag hinzu – für die Spieler in sieben Tagen ansteht.

Wir hätten das Spiel in Mannheim gerne verlegen lassen. So ist das eindeutig zuviel. Wir akzeptieren, dass die Liga so entschieden hat, aber das ist dann natürlich kein fairer Wettbewerb mehr.

Für welchen Sieg würden Sie sich entscheiden: am Freitag gegen Barcelona oder am Sonntag bei den Rhein-Neckar Löwen?

Eindeutig Barcelona. Fragen Sie mal bei Bayern München, ob die lieber die Champions League gewinnen wollen oder ein Spiel gegen Dortmund.

Wie stehen die Chancen auf Berlins dritten Weltmeistertitel in vier Jahren?

Nach den Verletzungen von Kevin Struck und jetzt auch noch Christoph Reißky sind wir natürlich krasser Außenseiter. Aber wer weiß.

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