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Die drei vom Dreizack. Luis Suarez, Lionel Messi und Neymar (von links nach rechts) treffen für den FC Barcelona nach Belieben.

© p-a/dpa/Salas

Vor dem Finale der Champions League: Der Dreizack des FC Barcelona

Der FC Barcelona hat in Neymar und Luis Suarez endlich die passenden Partner für Lionel Messi gefunden. Gemeinsam bringt es das Angriffstrio auf rekordverdächtige 120 Saisontreffer und soll die Katalanen am Samstag zum Champions-League-Titel schießen.

Jeden Morgen, bevor beim FC Barcelona das Training beginnt, pflegt Lionel Messi etwas Tee zu trinken. Mate, jenes koffeinhaltige, bei vielen Südamerikanern so beliebte Getränk. Lange gesellte sich dabei nur Javier Mascherano, sein Freund und Kollege aus der argentinischen Nationalmannschaft, zu ihm. Seit vergangenem Sommer sind aus den zwei Teetrinkern drei geworden, Luis Suarez, der Uruguayer, leistet den beiden Argentiniern nun Gesellschaft.

Mate hat anscheinend nicht nur eine aufputschende, sondern auch verbindende Wirkung. Jedenfalls lässt sich behaupten, dass Suarez und Messi inzwischen ziemlich gute Freunde sind. Auf Bildern in den sozialen Netzwerken posieren die zwei meistens zusammen, in der Kabine sitzen sie nebeneinander. Manchmal springt noch Neymar ins Bild, dann ist „el tridente“ auch im Netz vereint.

Der Dreizack, unter diesem Namen firmieren Messi, Suarez und Neymar beim FC Barcelona. Ihrer Angriffswucht haben die Gegner nichts entgegenzusetzen. Gemeinsam bringen sie es in dieser Saison auf 120 Tore in allen Wettbewerben. Klar, dass es sich bei der Gesamttorzahl um einen Rekord handelt. Die alte Bestmarke (118) von Real Madrids Cristiano Ronaldo, Gonzalo Higuain und Karim Benzema aus dem Jahr 2012 haben Barcelonas Stürmer seit dem vergangenen Wochenende überboten. Nun soll die Bestmarke im Finale der Champions League am Sonnabend ausgebaut werden. Ob Barcelona im Berliner Olympiastadion gegen Juventus Turin zum fünften Mal den wichtigsten Europapokal gewinnt, hängt in erster Linie von Messi, Suarez und Neymar ab. Sticht der Dreizack wieder zu, dürfte es um Juventus geschehen sein. „Durch sie ist Barcelona viel weniger ausrechenbar als in den Jahren zuvor“, sagt Javier Irureta, der als Trainer Deportivo La Coruña 2000 zur Meisterschaft geführt hatte.

Barcelonas Angriffsreihe funktioniert perfekt - in allen Aspekten

Barcelona hat nun, was die Verantwortlichen viele Jahre vergeblich versucht haben zu konstruieren: Eine Angriffsreihe, die in allen Aspekten harmoniert.

Das war in der Vergangenheit nie wirklich gelungen, was in erster Linie an Lionel Messi lag. Der Argentinier überstrahlte mit seinen Toren alle anderen Stürmer im Team und duldete ganz nebenbei auch niemanden, der ihm womöglich die Show stehlen könnte. Als Zlatan Ibrahimovic vor sechs Jahren in Barcelona Station machte, traf der Schwede in den ersten fünf Spielen fünf Mal. Messi sah seine herausragende Stellung in der Mannschaft gefährdet und intervenierte. Pep Guardiola, damals Barças Trainer, beorderte Messi fortan ins Zentrum und bot den 95 Kilo schweren Koloss Ibrahimovic als Außenstürmer auf.

Zuvor hatte Samuel Eto’o gehen müssen, unter anderem, weil er Messis uneingeschränkte Führungsrolle auf dem Feld nicht akzeptieren wollte.

David Villa, Spaniens Welt- und Europameister, sagten Barcelonas Verantwortliche schon während der Verhandlungen, dass er sein altes Dasein als Torjäger vergessen und von nun an Lücken für Messi reißen solle. Villa willigte erst ein, konnte sein Ego aber nicht dauerhaft hintenanstellen. Er verblasste als Außenstürmer genau wie Ibrahimovic oder Thierry Henry vor ihm.

Den Klub kam die Suche nach geeigneten Hilfskräften für Messi teuer zu stehen. Henry, Ibrahimovic, Villa und der Chilene Alexis Sanchez kosteten Barcelona rund 180 Millionen Euro Ablöse.

Der Dreizack begann erst zu stechen, als Messi auf die Außenposition ging

Die Summe wirkt noch gemäßigt im Vergleich zu den rund 150 Millionen Euro, die für Neymar und Suarez fällig waren. Auch bei ihnen sah es am Anfang nicht so aus, als würden sie mit Messi uneingeschränkt harmonieren. Vor allem Suarez, der sein Leben lang Mittelstürmer war, fremdelte auf außen. Der Dreizack begann erst zu stechen, als Messi ohne Widerworte den Platz in der Mitte frei machte und Suarez wieder auf seiner Lieblingsposition spielen durfte. Messi spielt nun im Grunde überall, mal kommt er über links, mal über rechts, mal gibt er die hängende Spitze.

„Wir haben einen Weg gefunden, um aus Leo und Luis das beste herauszuholen. Luis ist für uns im Zentrum am wertvollsten“, sagte Verteidiger Gerard Pique kürzlich gegenüber spanischen Fernsehkameras. Auch Messi fühlt sich in seiner neuen Rolle sichtlich wohl. Wogegen er sich zum Wohle von Ibrahimovic oder Villa noch gesträubt hatte, war für Suarez kein Problem mehr. Den morgendlichen Teerunden sei Dank. So hatte sich Barcelonas seit Jahren bestehendes Problem im Bauch einer Kalebasse aufgelöst.

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