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Aufgeregter Pfau ganz ruhig. Nach dem Derby gegen Hertha musste Robert Andrich drei Spiele gesperrt pausieren.

© Koch/Imago

Von Hirsch Gentner bis Pfau Andrich: Das Mittelfeld ist die zentrale Stärke des 1. FC Union

Für das Mittelfeld vom 1. FC Union gibt es keine Stammbesetzung – es erfindet sich auch vor dem Spiel gegen Wolfsburg neu.

Robert Andrich ist ein Fußballspieler, der zum Optimismus neigt. Wer so oft in den Zweikampf geht, darf schließlich nicht immer den schlimmstmöglichen Ausgang im Kopf haben. Und als er in dieser Woche gefragt wurde, wie viele Punkte der 1. FC Union aus seinen nächsten drei Spielen gegen den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und RB Leipzig holen könnte, antwortete Andrich mit all dem Optimismus des überzeugten Zweikämpfers: „Über neun Punkte“, sagte er, „würde ich mich nicht beschweren.“

Trotz des aktuellen Höhenflugs bleibt es eher unwahrscheinlich, dass Union drei Siege gegen drei so schwierige Gegner einfährt. Auch Andrich hatte nach dem letzten Sieg in Bremen lieber über den Vorsprung auf die Abstiegsplätze gesprochen, als über den viel kleineren Rückstand auf die Tabellenspitze.

Kleinreden will er seine Mannschaft aber nicht. „Wir wissen, dass wir Außenseiter sind, aber wir wollen diese Mannschaften trotzdem ärgern“, sagte Unions Mittelfeldspieler vor der Partie gegen Wolfsburg am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky).

Dass Andrich mit voller Überzeugung in jedes Duell geht, kann ihm manchmal zum Verhängnis werden. Der Optimismus, mit dem er Anfang Dezember dem rechten Ohr von Herthas Lucas Tousart begegnete, wäre dafür ein gutes Beispiel. Andrich wollte sicherlich den Ball spielen, sah für sein hohes Bein aber zu Recht die Rote Karte. Ohne seinen Platzverweis wäre das Stadtderby vielleicht anders ausgegangen.

Andererseits hat die Rote Karte auch bewiesen, wie belastbar und flexibel das zentrale Mittelfeld des 1. FC Union gerade ist. Vor seiner Drei-Spiele-Sperre im Dezember war Andrich so gut wie gesetzt, doch auch ohne ihn holte die Mannschaft fünf Punkte aus drei schweren Spielen, auch ohne ihn kam das Mittelfeld mit Grischa Prömel, Sebastian Griesbeck und gelegentlich auch mit Aushilfe Cedric Teuchert gut durch.

Christian Gentner fällt weiter verletzt aus

Im Angriff gibt es seit Wochen Personalsorgen, in der Abwehr fast immer die gleiche Viererkette. Doch das Zentrum ist ein Gestaltwandler, der in fast jeder Konstellation erfolgreich bleibt.

„Die Duos im Zentrum sind eigentlich alle sehr gut eingespielt, denn jeder hat mit jedem gespielt“, sagt Andrich, der seit dem vergangenen Wochenende wieder zur Verfügung steht. Gegen Wolfsburg dürfte er erst zum zweiten Mal in dieser Saison neben Griesbeck starten. Denn Prömel, mit dem er am häufigsten gespielt hat, ist gelbgesperrt.

Und wie Trainer Urs Fischer am Donnerstag bestätigte, ist Christian Gentner immer noch nicht fit genug für die erhoffte Rückkehr gegen seine ehemaligen Wolfsburger Kollegen. Andrich ist aber optimistisch, dass es mit Griesbeck, seinem früheren Weggefährten aus Heidenheim, genauso gut läuft wie mit Prömel oder Gentner.

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Die Flexibilität liegt wohl auch daran, dass alle vier zentralen Mittelfeldspieler zwar vielseitig einsetzbar sind, aber auch alle etwas anderes zu bieten haben. Während Gentner die Rolle des erfahrenen Platzhirsches einnimmt, stolziert Andrich mit seiner Mischung aus Kampfgeist und feiner Technik wie ein aufgeregter Pfau im Mittelfeld herum.

Und während Griesbecks Fleiß und Energie unübersehbar sind, ackert Prömel eher unauffällig im Hintergrund. „Es ist ein gutes Gefüge, und das ist positiv für uns als Mannschaft“, sagt Andrich.

Für Fischer ist es bestimmt ein Segen, dass ihm das zentrale Mittelfeld wenig Kopfschmerzen bereitet – vor allem in Wochen wie diesen, wo es fast nur schwere Gegner gibt. Denn anders als Andrich ist der Union-Trainer ein entschlossener Realist, der am liebsten im Hier und Jetzt bleibt.

„Die Spiele gegen Leverkusen und Leipzig interessieren mich nicht“, sagte er am Donnerstag. „Das nächste Spiel steht an, und das ist eine schwierige Aufgabe zu Hause gegen Wolfsburg.“ Es gehe, so Fischer, um drei Punkte – und nicht um neun.

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