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Von Unterhaching nach München. Bei der SpVgg begann Hasenhüttl einst in der Dritten Liga. 2015 war er nochmal da, zum Pokal-Aus mit Ingolstadt.

© Imago

Von Haching zu RB Leipzig: Wie Ralph Hasenhüttl zur großen Nummer aufstieg

Leipzigs Ralph Hasenhüttl hat sich von unten hoch gearbeitet – bis hin zum Trainer-Kandidaten beim FC Bayern, bei dem er am Mittwoch antritt.

Wir schreiben den Dezember 2008, in einem Vorort Münchens. Hinter den Schrebergärten, dem zugefrorenem Ententeich und dem einsamen Maibaum hat sich Schnee wie weihnachtliche Ruhe über das Traingsgelände der SpVgg Unterhaching gelegt. Doch im Klubheim brennt noch Licht, es tagt die Jahreshauptversammlung des damaligen Drittligisten.

Am Rednerpult steht Ralph Hasenhüttl, der junge Trainer der ersten Mannschaft. Sein Blick wandert rastlos durchs Rund, die Augen flackern, er redet viel und geschickt, man merkt: Dieser Mann hat Ehrgeiz und Feuer, aber auch einen gesunden Blick für die Realitäten. „Den Aufstieg zu planen ist mit unserem Kader quasi unmöglich“, sagt er den Mitgliedern klar.

Wie zum Beweis spricht nach dem Trainer ein Marketingmensch über Potenziale des Vereins. Als Effekt, sagt dieser, hätte er nun gerne das Stadion neben dem Klubheim erleuchten lassen, „doch der Platzwart sagte, wir müssen Strom sparen“.

Acht Jahre später sind Stromrechnungen kein Problem mehr für Hasenhüttl. Er hat bei Rasenballsport Leipzig genug Energie, um mit dem Aufsteiger am Mittwoch den punktgleichen Tabellenführer Bayern München im Bundesliga-Spitzenspiel herauszufordern.

Ein steiler Aufstieg für einen Verein, den es 2008 noch gar nicht gab. Und für seinen Trainer, der von Unterhaching aus zu einer bemerkenswerten Karriere ausholte und nun nach München zurückkehrt, wo er einst spielte und noch heute privat wohnt. In Unterhaching genauer gesagt, obwohl er dort beruflich den begrenzten Möglichkeiten Richtung Aalen und Ingolstadt entfloh und mit zwei Aufstiegen in drei Jahren von der Dritten in die Erste Liga enteilte. Wer RB Leipzig für ein neureiches Start-Up hält, muss anerkennen, dass sich zumindest der Trainer ein Spitzenspiel in München wirklich verdient hat. „Ich habe mir nie Vereine ausgesucht, bei denen es einfach war, schnell erfolgreich zu sein“, sagte der 49-Jährige vorab dem „Kicker“. Den Job in Leipzig, den ersten, den er in einer Sommerpause antreten durfte, sieht er daher als „schwer verdienten Lohn für das, was ich mir in den vergangen Jahren erarbeitet habe“.

Hasenhüttl hat nicht nur sportliche Talente

Das gelang ihm mit den Tugenden, die den Österreicher schon damals auf seiner ersten Station in Unterhaching auszeichneten: Als umgänglicher Typ, der meist grinst und einen Spruch auf den Lippen hat, kam er gut an bei Fans und Mitarbeitern. Auf dem Platz übertrug er sein Feuer auf die Spieler. Und war doch stets in der Lage, gegenüber Presse und Umfeld aufflammende Erwartungen einzudämmen.

Die Talente des gebürtigen Grazers beschränken sich nicht nur auf das Sportliche. Klavierspielen gibt er oft als Hobby an. In Hotels oder wenn er nachts nicht schlafen könne, setze er sich gerne an den Flügel. Wobei Hasenhüttl sein Lieblingslied, die nachdenkliche „Mondscheinsonate“, auch nach Siegen anstimme. Dazu war zuletzt auch oft Anlass, nachdem er mit dem Aufsteiger Leipzig die ersten 13 Bundesligaspiele ungeschlagen blieb.

Nur eine Sache stimmt nicht ganz: Dass Hasenhüttl sich früher nur kleine, bescheidene Vereine ausgesucht hätte. 2002 heuerte der kantige Stürmer nach Stationen in Österreich, Belgien, Köln und Fürth mit 34 Jahren noch einmal beim FC Bayern an. In der zweiten Mannschaft kickte er damals mit Jugendspielern wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Danach wäre er gerne als Nachwuchstrainer bei den Münchnern geblieben. „Es war nicht so einfach, so die große Nummer war ich nach den zwei Jahren beim FC Bayern nicht“, erzählt er heute. Hasenhüttl musste sich als Jugendtrainer in Unterhaching verdingen. Trotz des guten Verhältnisses zu Bayerns Amateurtrainer Hermann Gerland, der ihn am Mittwoch als Assistent der Profis begrüßen wird.

Mittlerweile ist Hasenhüttl durchaus als große Nummer zu bezeichnen. Deshalb sagte Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß dem „Kicker“ nun: „Wenn wir irgendwann einmal einen deutschsprachigen Trainer suchen sollten, gehört er mit Sicherheit zu den drei Kandidaten, über die man nachdenken muss.“

Hoeneß verhalf Hasenhüttl schon einmal zu einer Stelle. 2004 bot er ihm zwar keinen Nachwuchstrainerjob an, aber er griff zum Hörer und besorgte ihm mit einem Anruf beim DFB noch einen Platz im ausgebuchten Trainerlehrgang. Am Mittwochabend, so gegen 22 Uhr, könnte Hoeneß das noch bereuen.

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