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In Michigan hat sich Franz Wagner in den Fokus der NBA-Scouts gespielt.

© Justin Casterline/AFP

Von Alba Berlin übers College in die NBA: Franz Wagner ist bereit für den großen Sprung

Basketballer Franz Wagner eifert seinem Bruder Moritz nach – zunächst bei der March Madness und bald wahrscheinlich als zweiter Berliner in der NBA.

Bis ganz nach oben hat es Franz Wagner dann doch noch nicht geschafft. Als der Basketballer mit der Universität Michigan Anfang März gegen den Rivalen Michigan State spielt, zeigt der Fernsehsender ESPN ein Highlight-Filmchen des 19-Jährigen – und blendet dabei versehentlich ein Foto seines älteren Bruders ein. Moritz Wagner – wie Franz in Berlin geboren, bei Alba Berlin ausgebildet und in Michigan zum Profi gereift – hat es mittlerweile in die NBA geschafft, wo er derzeit für die Washington Wizards mit wechselndem Erfolg auf dem Parkett steht.

Seinem jüngeren Bruder dürfte dieser Schritt in diesem Jahr ebenfalls gelingen, zudem könnte er auch noch einen Erfolg feiern, der Moritz verwehrt blieb: Mit Michigan hat Franz Wagner beim gerade beginnenden College-Finalturnier, der March Madness, gute Chancen, den nationalen Titel zu gewinnen. Und auch darüber hinaus steht er seinem großen Bruder in Nichts nach, im Gegenteil.

2018 hatte Moritz Wagner mit Michigan das College-Endspiel erreicht, seine herausragenden Leistungen auf dem Weg ins Finale brachten die Los Angeles Lakers dazu, ihn an 25. Stelle im NBA-Draft auszuwählen. Franz Wagner hat noch nicht bekanntgegeben, ob er nach dieser Saison – seiner zweiten für Michigan – ebenfalls in die NBA wechselt

Zurzeit wird er von US-Experten im Draft zwischen Position zehn und 20 gehandelt, teilweise sogar noch weiter vorne. Angesichts dieser Aussichten wäre Wagner wohl schlecht beraten, den Sprung ins Profibusiness noch ein Jahr zu verschieben.

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Was die Profiscouts begeistert, ist Wagners Vielseitigkeit. In den USA ist der Berliner kräftiger geworden und mit nunmehr 2,06 Meter Größe auch noch gewachsen. Wagner kann werfen, passen, dribbeln, rebounden, mehrere Positionen verteidigen, er ist flink auf den Beinen und schnell im Kopf. Letzteres hat ihm auch dabei geholfen, schon mit 16 Jahren Abitur zu machen (Note 1,2), dadurch ist er nach zwei College-Jahren auch erst 19 Jahre alt – ein weiteres Merkmal, das NBA-Teams lieben.

Wagner ist wie gemacht für den modernen Basketball, jedes NBA-Team kann einen variabel einsetzbaren Flügelspieler mit sicherem Distanzwurf gebrauchen. Deswegen fällt es auch nicht so sehr ins Gewicht, dass Wagners Statistiken von knapp 13 Punkten und sechs Rebounds auf den ersten Blick nicht aufsehenerregend sind. Dafür glänzt der Berliner in Kategorien, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Für Fans sind spektakuläre Dunkings – die Wagner auch draufhat – vielleicht wichtiger, in NBA-Führungsetagen rechnet man aber längst mit komplizierten Metriken wie true shooting oder defensive box plus-minus, in denen Wagner glänzt.

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Mit sieben Jahren begann Franz Wagner bei Alba, mit 16 Jahren war er der jüngste Basketballer, der bislang für die Alba-Profis spielte. Von Trainer Aito Garcia Reneses bekam er schnell viel Vertrauen und lernte, im Fluss des Spiels intuitiv die richtigen Entscheidungen zu treffen.

In die USA ging er auch, um seinen Horizont zu erweitern, den College-Lifestyle und das Geschehen auf dem Campus einer Universität kennenzulernen. Das Uni-Leben in Michigan kam allerdings durch die Corona-Pandemie fast völlig zum Erliegen, nach dem Abbruch seiner ersten Saison im vergangenen Frühjahr zog Franz für mehrere Monate bei Moritz ein, die Brüder kochten, lebten und trainierten gemeinsam.

Franz Wagner im Alter von 13 Jahren in Alba Berlins Vereinschronik.
Franz Wagner im Alter von 13 Jahren in Alba Berlins Vereinschronik.

© Alba Berlin

Beim Finalturnier in Indianapolis dürfen in den Hallen immerhin wieder 25 Prozent der Zuschauerränge besetzt sein, Michigan startet am Samstagabend gegen die Texas Southern Tigers.

2014 brachte Alba ein Buch zum 25-jährigen Jubiläum des Klubs heraus. Ein Foto auf Seite 269 zeigt einen schlaksigen, schüchtern lächelnden Jungen. Dazu ein Text, in dem der damals 13 Jahre alte Franz Wagner sagt: „Ob ich hier Profi werde oder woanders, weiß ich noch nicht. Aber ich will Profi werden.“ Dieses Ziel hat er fast erreicht.

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