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Der Belgier Igor Grobelny will mit den Alpenvolleys oben mitspielen.

© Christian Forcher

Volleyball: Wie die Alpenvolleys die Bundesliga revolutionieren

Erstmals startet mit den Alpenvolleys aus Innsbruck und Unterhaching ein österreichisch-deutsches Team in der Volleyball-Bundesliga.

Von Johannes Nedo

Zurückhaltung ist nicht ihre Sache. Das zeigen die Alpenvolleys unter anderem mit ihrem eigenen Vereinssong, den sich der neue Klub extra komponieren ließ. „Wir schreiben Geschichte und jeder kann’s sehn“, singt da mit viel Verve der österreichische Eurovision-Songcontest Teilnehmer von 2004, Thomas Elzenbaumer. Und natürlich: „Diese Jungs werden ganz oben stehn.“

Mit der historischen Dimension liegt der Musiker gar nicht so falsch. Wenn an diesem Wochenende die neue Saison der Volleyball-Bundesliga beginnt, wird erstmals ein österreichisch-deutsches Team mitspielen. So etwas hat es bisher in keiner großen deutschen Liga gegeben. Die Alpenvolleys sind ein Zusammenschluss des österreichischen Serienmeisters Innsbruck und des TSV Unterhaching. Möglich macht das eine Wildcard, die die Bundesliga Ende Mai vergeben hat.

Die Unterhachinger, die sich vor drei Jahren aus der ersten Liga zurückzogen, weil der Hauptsponsor abgesprungen war, sind bei dieser Kooperation eher der Türöffner. Die Hauptrolle spielen ganz klar die Innsbrucker. Vom Österreichischen Meister der vergangenen vier Jahre kommt die Mehrheit der Spieler, das Budget von 1,1 Millionen Euro stellen vor allem Tiroler Sponsoren und von den insgesamt zehn Heimspielen werden sieben in Innsbruck und drei in Unterhaching ausgetragen.

In Österreich sahen die Innsbrucker kein Steigerungspotenzial mehr

Die treibende Kraft bei den Alpenvolleys ist denn auch der Österreicher Hannes Kronthaler. Der Bauunternehmer fungiert als Manager des neuen Klubs – so wie zuletzt bei den Innsbruckern. Die hat er in den vergangenen 20 Jahren zu zehn Meistertiteln und vier Pokalsiegen geführt. „In Österreich gab es für uns kein Steigerungspotenzial mehr. Da stumpft das Produkt ab“, sagt Kronthaler. Eigentlich wollte er mit dem Profivolleyball in Innsbruck aufhören, dann hörte er von der Chance auf eine Wildcard in Kooperation mit einem deutschen Verein.

Die Bundesliga hatte das Wildcard-Verfahren eingeführt, weil sie zuletzt nie die angepeilte Teilnehmerzahl von zwölf Mannschaften zusammenbekommen hatte. Sportlichen Aufsteigern aus der zweiten Liga waren die wirtschaftlichen Anforderungen in der Bundesliga oft zu hoch und sie verzichteten. Dank des Teams aus Unterhaching und Innsbruck sind nun immerhin elf Mannschaften in dieser Saison dabei.

Kronthaler sieht in der Bundesliga großes Potenzial. Für ihn ist sie nach der russischen, der polnischen und der italienischen die viertstärkste in Europa. „Und wenn es öfter Topduelle gibt, wird das die Liga noch größer machen“, betont er. Darin sehen auch die anderen Spitzenklubs der Liga wie die BR Volleys und Friedrichshafen eine Chance und begrüßen die Aufnahme der Alpenvolleys. „Ich hatte sehr dafür plädiert“, sagt Volleys-Manager Kaweh Niroomand. „Ein starkes Team kann der Liga nur guttun.“

Der Österreicher Hannes Kronthaler ist als Manager die treibende Kraft bei den Alpenvolleys.
Der Österreicher Hannes Kronthaler ist als Manager die treibende Kraft bei den Alpenvolleys.

© Patrick Saringer

Einfach nur mitspielen will Kronthaler in der Bundesliga nämlich nicht. Für die erste Saison peilt er mindestens Platz fünf an. Danach soll es deutlich mehr werden, auch weil sich der Etat mittelfristig verdoppeln soll – um an das Niveau des Deutschen Meisters aus Berlin heranzukommen. „Wir wollen dann schon ins Play-off-Finale einziehen und in der Champions League spielen“, sagt Kronthaler. „In dieser Saison haben wir die Qualität aber noch nicht beisammen.“ Das führt er vor allem darauf zurück, dass die Alpenvolleys die Wildcard erst spät erhalten hätten. „Da war es schwer bei der Spielersuche.“

Die insgesamt 14 Spieler des Teams kommen aus zehn Nationen, darunter sind vier Brasilianer, zwei Slowaken, ein Kolumbianer – und nur ein Deutscher sowie ein Österreicher, Kronthalers Sohn Niklas. Auch das soll sich in der nächsten Saison ändern. Kronthaler plant mit einigen österreichischen Nationalspielern und mehr deutschen Profis. Für diese Saison hat er erstmal auch in die nicht-sportlichen Bereiche investiert: in die Infrastruktur und vor allem in die Präsentation der Heimspiele, eben unter anderem mit dem Vereinssong. „Wir wollen Events inszenieren, so wie es die BR Volleys tun“, betont Kronthaler, der die Berliner als Vorbild nennt.

Auf drei Jahre ist das Projekt Alpenvolleys zunächst angelegt. Wenn sich bis dahin keine sportlichen Erfolge einstellen und die bayerischen Sponsoren nicht stärker einsteigen, will sich auch Kronthaler zurückziehen. „Wenn es keinen interessiert, bin ich nicht die Caritas“, sagt er. Aber davon geht Kronthaler natürlich nicht aus. „Ich bin überzeugt, dass wir weiter große Zustimmung erhalten. Wir können mit unserem Projekt ein Vorbild sein.“ Da ist sie wieder, die historische Dimension.

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