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© dpa

Viertes Nordderby: Hamburg verliert sich in Bremen

Der HSV unterliegt diesmal 0:2 und scheitert nach dem DFB-Pokal und dem Uefa-Cup auch in der Meisterschaft am Rivalen aus dem Norden.

Dreimal ist Bremer Recht, viermal auch nicht schlecht. Unter dieses scherzhafte Credo hatte Werders Geschäftsführer Manfred Müller das Dauer-Nordderby Bremen versus Hamburg gestellt. Viermal ist offensichtlich aber einmal zu viel: Für die letzte Auflage binnen 19 Tagen, gestern zur Abwechslung mal um Bundesliga-Punkte, boten etliche Dauerkarteninhaber vor dem Weserstadion ihre Tickets zum Kauf an. Offenbar hatte Werders Stammkundschaft ihren wankelmütigen Lieblingen einen solchen Kraftakt im Liga-Alltag gar nicht mehr zugetraut. Mit einer Energieleistung, dazu kämpferisch und spielerisch ansprechend, gewann Werder Bremen das letzte und spannungsärmste dieser Duelle mit 2:0 (1:0).

Zwei Tore von Hugo Almeida, der jeweils nach Vorarbeit von Markus Rosenberg und Mesut Özil traf (34. und 49.), entschieden eine für Bremen bedeutungslose, für die Hamburger aber folgenschwere Partie. Denn nun stellt sich das Kuriosum dar, dass der im Niemandsland der Tabelle gefangene SV Werder seine schwächste Bundesliga-Saison seit zehn Jahren mit zwei Titeln krönen, der auf Platz sechs abgerutschte HSV nach eindrucksvollen zehn Monaten aber mit völlig leeren Händen dastehen könnte.

„Wenn man müde ist, ist es schwer“, jammerte Martin Jol, der zur Zustandsbeschreibung das Wort „Lethargie“ benutzte und die Seinen in einer physisch wie psychisch desaströsen Verfassung vorfand. „Wir sollten vielleicht nicht mehr von Meisterschaft und Champions League sprechen“, urteilte der HSV-Trainer. Besser wäre es. Sportchef Dietmar Beiersdorfer ist in großer Sorge, „wir laufen ja Gefahr alles zu verspielen.“ Linksverteidiger Dennis Aogo berichtete frank und frei von einem „mentalen Problem“. Und der ernüchterte Torwart Frank Rost, diesmal Bester seiner matten Mannschaft, redete gar von grundsätzlichen Kurskorrekturen, die für die Zukunft erforderlich seien, „wir müssen die Qualität des Kaders anheben – auch um im Kopf stärker zu werden.“ Für die drei verbleibenden Partien – vor allem für das Heimspiel am Mittwoch gegen den VfL Bochum – empfahl der Tormann, „nicht rumzujammern, sondern die Ärmel hochzukrempeln.“ So wie es sein alter Verein vormachte. Werder-Kapitän Torsten Frings erklärte hernach warum: „Wir waren total heiß auf dieses Spiel. Die Hamburger haben uns getreten, sie haben Per Mertesacker ins Krankenhaus gehauen, daher wollten wir ihnen den Rest geben. Aber nicht mit Härte, sondern mit Intelligenz.“

Die Anhängerschaft hatte als witzelnde Reminiszenz an das Donnerstagsspiel im Hamburger Volkspark den Innenraum des Weserstadions mit zahllosen Papierkugeln eingedeckt und bedachte den Gegner mit anderthalbstündigen Gesängen voller Hohn und Häme.

So übte Werder vor dem an sich belanglosen Gastspiel am Mittwoch bei Eintracht Frankfurt ohne seine Topstars Diego (Muskelfaserriss) und Claudio Pizarro (eine Halbzeit Schonung) schon einmal den Ernstfall für die neue Spielzeit, in der mit beiden Südamerikanern wohl nicht mehr geplant werden kann.

Thomas Schaaf, der am Tag seines zehnjährigen Cheftrainer-Jubiläums zum 341. Mal auf der Bremer Bank saß und dort auch nächste Saison sitzen wird, weil ihn das Wolfsburger Werben nicht wirklich interessiert, hatte deshalb abermals seiner heiligen Raute abgeschworen. Wichtiger als dieses taktische Mittel war aber, dass Tim Wiese großartig hielt: Seine Paraden gegen Piotr Trochowski (24.) und Paulo Guerrero (41.) waren eines Nationaltorwarts mehr als würdig. Wiese wollte aber darüber gar nicht mehr groß reden: „Ich bin heilfroh, dass die ganze Bremen-Hamburg-Geschichte jetzt vorbei ist.“

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