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Alles im Blick. Gegen Polen wird es auf Anna Pogany ankommen.

© Iwanczuk/Imago

Viertelfinale der Volleyball-EM: Anna Pogany überzeugt in neuer Rolle

Die Berlinerin Anna Pogany ist bei der Volleyball-EM eine wichtige Stütze des deutschen Teams. Dabei profitierte sie erst von einem Rücktritt.

Noch vor wenigen Wochen sah es für Anna Pogany so aus, als würde diese Volleyball-Europameisterschaft für sie genauso ablaufen wie die vor zwei Jahren: als Ersatzspielerin. Bis die Stammlibera Lenka Dürr die überraschende und für viele unverständliche Entscheidung fällte, ihre Karriere in der Nationalmannschaft aus persönlichen Gründen sofort zu beenden. Eine „wichtige Stütze, die nicht so einfach zu ersetzen ist“, nannte sie der Sportdirektor Christian Dünnes.

Doch Anna Pogany ist es gelungen. Die 25-Jährige hat entscheidenden Anteil daran, dass die deutschen Volleyballerinnen bisher mit sechs Siegen aus sechs Spielen durch das Turnier geflogen sind. „Natürlich war es für mich eine Rolle, die ich erst einmal annehmen musste“, sagt sie. Eine Rolle, die Pogany auch an diesem Mittwoch im EM-Viertelfinale gegen Co-Gastgeber Polen in Lodz (20.30 Uhr/Sport 1) wieder annehmen muss. Und die sie bisher schon erstaunlich problemlos angenommen hat.

Dass sie keine Eingewöhnungszeit brauchte, ist für die Berlinerin selbst nicht überraschend. „Ich spiele mit vielen schon in Schwerin im Klub zusammen, deswegen ist das für mich keine komplette Neuheit“, sagt Pogany. So habe sie „das Gefühl, dass man aufgefangen wird, wenn es mal nicht so läuft“. Dabei läuft es mittlerweile so gut, dass auch ein Einzug ins Halbfinale wahrscheinlich ist.

„Ich konnte schon in der Vorbereitung spüren, dass wir ein sehr, sehr gutes Mannschaftsgefüge haben. So bissig und ehrgeizig müssen wir weitergehen“, sagt Pogany. Die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen funktioniert extrem gut. Neben drei Silbermedaillengewinnerinnen der EM 2013 sind auch sechs Debütantinnen dabei. „Wir helfen uns und versuchen, viel zu kommunizieren. Das macht uns momentan aus“, sagt Pogany.

Ein weiterer Faktor sei die „kleine Familie“, die das Team über den Sommer geworden ist. Dadurch, dass Poganys 1994er-Jahrgang stark vertreten ist, haben einige schon oft in Junioren-Nationalmannschaften zusammengespielt. „Das schweißt zusammen. Man merkt dann auch auf dem Spielfeld, dass die Mannschaft harmoniert“, betont Pogany. Und nicht nur dort: Als die Spielerinnen zwischen den K.-o.-Spielen zuletzt mehr Zeit hatten als in der Vorrunde, als sie fünf Spiele in sechs Tagen absolvierten, blieb ihnen Raum für Freizeitaktivitäten. Dann spielten die Spielerinnen ab und an gemeinsam Karten, gingen in die Sauna oder setzten sich gemütlich auf die Terrasse.

Pogany sieht Vorteil in engen Spielen

Außerdem hatten sie an solch freien Tagen – wie am Montag und Dienstag – auch genug Zeit, um auch einen Blick auf ein mögliches Halbfinale zu werfen. „Es ist ja ganz normal, dass man schon weiterdenkt. Und das zeigt auch, dass die Möglichkeit definitiv da ist“, gibt Pogany zu. „Ein Vorteil für uns könnte sein, dass wir schon viele enge Spiele am Anfang hatten“, sagt sie.

Diesen Vorteil müssen die Deutschen womöglich schon an diesem Mittwoch gegen die Polinnen ausspielen, die gerade in den vergangenen beiden Spielen überzeugten. Im letzten Gruppenspiel schlugen sie die starken Italienerinnen mit 3:2 und bezwangen danach im Achtelfinale, ähnlich wie die Deutschen die Sloweninnen, deutlich mit 3:0 die Spanierinnen. Daher setzt Anna Pogany vor allem darauf, „dass wir auch in engen Situationen das Selbstbewusstsein haben, zu gewinnen“.

Mit dem Selbstbewusstsein steigt aber auch die deutsche Erwartungshaltung. Dabei sind Poganys Hoffnungen, in naher Zukunft eine Medaille in den Händen zu halten, umso größer, nachdem sie in der abgelaufenen Saison mit Schwerin erst im letzten Moment den Meistertitel verpasst hatte. „Beides sind sehr große Titel“, sagt Pogany. Und doch ergänzt sie: „Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den EM-Titel nehmen.“

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