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Die Hoffnung lebt. Marco Reus und Erling Haaland feiern das Dortmunder Tor im Hinspiel.

© Paul ELLIS / AFP

Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester City: Der BVB zwischen „Weltsensation“ und guter Chance

Borussia Dortmund spielt in der Champions League gegen ManCity auch um den Verbleib seiner Spieler, denn Haaland, Sancho und Bellingham sind begehrt.

Vor acht Jahren war von einem Wunder die Rede, als Borussia Dortmund letztmals ins Halbfinale der Champions League einzog. Mit zwei Treffern in der Nachspielzeit schoss die junge BVB-Mannschaft 2013 den FC Malaga aus dem Wettbewerb und sich selbst in die schwarz-gelben Geschichtsbücher. Von einem Wunder sprach Hans-Joachim Watzke vor einer Woche vor dem Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City nicht. Sollten die Borussen weiterkommen, wäre es eine „Weltsensation“, wie der BVB-Geschäftsführer es nannte.

Und nach dem Spiel? Ist aus der Sensation eine gute Chance geworden. Zwar kassierte der BVB noch den späten Gegentreffer zur 1:2-Niederlage, über 90 Minuten war es aber ein offenes Duell zwischen der Borussia und der aktuell vielleicht besten Mannschaft Europas. Der Auswärtstreffer lässt für das Rückspiel in Dortmund am Mittwoch hoffen.

Für ManCitys Ilkay Gündogan, der sich in bestechender Form präsentiert, wird es eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Beim „Wunder von Dortmund“ trug er das Trikot des BVB und traf einige Wochen später im Finale gegen den FC Bayern München per Elfmeter. Von Nürnberg gekommen, war der gebürtige Gelsenkirchener in Dortmund zu einem europäischen Topspieler geworden und ist – wie es beim BVB häufig läuft – zu einem größeren Klub weitergezogen.

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Die Dortmunder Fans haben sich mittlerweile mit dieser Genese abgefunden. Echte Liebe, wie der Marketingslogan des BVB lautet, kommt Spielern gegenüber nur noch selten auf. Zu groß ist die Angst nach einigen schönen Jahren wieder enttäuscht zu werden. So ist es beim hochtalentierten Jadon Sancho, der am Mittwoch verletzt fehlen wird. Und so ähnlich ist es auch bei Dortmunds Ausnahmestürmer Erling Haaland.

Illusionen über einen langfristigen Verbleib des 20-Jährigen macht sich in Dortmund niemand. Zuletzt kursierten Aufnahmen von Haalands Berater Mino Raiola und Vater Alf-Inge aus Barcelona und Madrid. Einem Abgang des Norwegers noch in diesem Sommer hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc einen Riegel vorgeschoben. Doch Haaland war vor allem nach dem Bundesligaspiel des BVB beim abstiegsbedrohten 1. FC Köln (2:2) sichtlich unzufrieden mit dem, was seine Team-Kollegen auf den Platz gebracht hatten.

Edin Terzic vertraut dem 19-Jährigen Ansgar Knauff

Bei sieben Punkten Rückstand auf die Champions-League-Ränge wird man das Saison-Minimalziel wohl verpassen. Zu stark sind in dieser Saison die Leistungsschwankungen der Mannschaft, aber auch einzelner Spieler. Beim 3:2-Sieg in Stuttgart vorigen Samstag vertraute Dortmunds Coach Edin Terzic lieber dem 19-jährigen Ansgar Knauff, der prompt sein erstes Tor erzielte, als gestandenen Profis wie Thorgan Hazard oder Julian Brandt. Auch im Hinspiel schickte er Knauff in Manchester von Beginn an aufs Feld. Jünger war in Dortmunds Startelf nur der 17-jährige Jude Bellingham, der sich unerschrocken in die Angriffe der Citizens warf.

„Genialer Bellingham. Der englische Nationalspieler ist erst 17 Jahre alt. Es ist fast schon lächerlich, wie gut er ist und furchteinflößend, wie gut er noch werden könnte“, schrieb der englische „Mirror“ nach dem Hinspiel. In Dortmund wird man das mit Stolz und Bangen wahrgenommen haben. Zu oft schon wurden junge Spieler von größeren Klubs abgeworben.

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„Borussia Dortmund ist daran interessiert, jungen Spielern eine Bühne zu bieten“, sagte Edin Terzic auf der Pressekonferenz am Dienstag. Für ihn und seine Spieler ist es die größtmögliche Bühne. Auf Wunder möchte man sich diesmal aber nicht verlassen: „Der Glaube ist groß, aber der Glaube allein wird uns nicht reichen. Wir brauchen morgen einen Sieg. Dafür müssen wir ein Tor schießen.“

Was simpel klingt, wird ein Balance-Akt für die Dortmunder, die die Defensive nicht vernachlässigen dürfen und in dieser Saison schon so oft gestrauchelt sind. Doch auch der Tabellenführer der englischen Liga hat zuletzt Federn gelassen. In der Liga kassierte die Mannschaft von Pep Guardiola am Wochenende gegen Leeds United trotz 45-minütiger Überzahl eine 1:2-Niederlage. Und noch etwas dürften die Citizens im Hinterkopf haben. Unter Guardiola konnte der Verein noch nie ins Halbfinale einziehen.

Lukas Wittland

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