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Im Zentrum des Sturms. Der 1,97 Meter große Wolfsburger Angreifer Wout Weghorst (l.).

© dpa

VfL Wolfsburg in der Bundesliga-Vorschau: Die Stars sind weg, das Spektakel soll kommen

Zehn Jahre nach der Meisterschaft setzt der VfL Wolfsburg auf Spieler mit Entwicklungspotenzial. Und einen neuen Trainer mit frischer Spielidee.

Von Christian Otto

Am 16. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 13:  VfL Wolfsburg.

Was hat sich verbessert?
Die Gesamtgemengelage. Nach fetten Jahren mit millionenschweren Transfers und zwei Spielzeiten im Abstiegskampf ist der Klub normaler geworden. Die VfL Wolfsburg Fußball GmbH wird immer noch durch den VW-Konzern getunt. Aber das Klotzen und Protzen hat nachgelassen. Seit dem Amtsantritt von Geschäftsführer Jörg Schmadtke im Juni 2018 gibt sich der Verein große Mühe, eher als ein Normalo wahrgenommen zu werden. Und siehe da: Das Schrumpfen der Budgets, der Erwartungshaltung und der Ansprüche bekommt dem VfL gut. Mit weniger Druck und mehr Leichtigkeit ist Wolfsburg sogar bis in die Europa League gestürmt – um dann einfach mal ganz entspannt den Trainer zu wechseln.

Wer sind die Neuen?
Keine Stars der Güteklasse Kevin de Bruyne, Julian Draxler, Diego oder Mario Gomez. Die Neuzugänge Xaver Schlager (RB Salzburg), Kevin Mbabu (Young Boys Bern), Joao Victor (Linzer ASK) und Paulo Otávio (FC Ingolstadt) sowie Leihspieler Lukas Nmecha (Manchester City) passen perfekt in das veränderte Beuteschema des VfL. In Wolfsburg sind nicht mehr Männer mit großen Namen, sondern Verstärkungen mit möglichst großem Entwicklungspotenzial willkommen. Verein und Mannschaft wollen miteinander stärker werden, weil es beide Seiten voranbringt. Deshalb bleibt der wichtigste Neuzugang des VfL eine neue Form von Vernunft, die der nicht immer sparsamen Wolfsburger Fußballfirma lange Zeit keiner zugetraut hat.

Wer hat das Sagen?
In erster Linie Schmadtke. Der 55-Jährige gibt eine Mischung aus Kauz, Konzeptioner und Kaufmann. Schmadtke hat es geschafft, einen etwas anderen Humor in die Teppichetage der VfL-Geschäftsstelle einziehen zu lassen. Zugleich schafft er es auf wundersame Art und Weise, eine selbstbewusste Nahtstelle zwischen Konzern und Klub zu sein, ohne an Macht einzubüßen. Der frühere Torhüter wollte, dass Cheftrainer Bruno Labbadia nach einer starken Saison nicht mehr weiterbeschäftigt wird. Er hat maßgeblich dafür gesorgt, dass Marcel Schäfer als Sportdirektor sein wichtigster Zuarbeiter geworden ist. Alle hören auf das Kommando des Geschäftsführers – auch wenn Schmadtke wegen seines Hangs zum Nuscheln nicht immer gut zu verstehen ist.

Was erwarten die Fans?
Mehr Spektakel. Dass der VfL zweimal ohne jede Leidenschaft dem Abstieg entgegengetaumelt und gerade noch entronnen ist, hat viele Sympathiepunkte gekostet. Der Zuschauerzuspruch bei den Niedersachsen, die vor zehn Jahren tatsächlich Deutscher Meister waren, hält sich in Grenzen. Vielleicht kann die Teilnahme an der Europa League wieder etwas vom früheren Glanz zurückbringen. Und mit der Verpflichtung von Oliver Glasner als neuem Cheftrainer ist die Hoffnung verbunden, dass ein mutiger und offensiver Fußball gespielt wird. Unter Labbadias Fuchtel ging es gerne einen Pass nach vorne und dann lieber wieder zwei zurück. Das war auf Sicherheit bedacht, ziemlich erfolgreich, aber selten wirklich schön anzusehen.

Was ist in dieser Saison möglich?
Dass der Liebling der Fans auch noch zum Liebling der Liga aufsteigt. Wout Weghorst schießt nicht nur Tore in Serie, sondern ist auch noch ein richtig guter Typ. Schreibt seine Autogramme so freundlich und gut gelaunt wie ein ganz normaler Mitmensch, kommt beim Publikum bestens an und hat in der Saison 2018/19 immerhin 17 Tore geschossen. Weghorst gehört neben Kapitän Joshua Guilavogui zu den VfL-Profis, die man als Freund des Fußballs einfach nur liebhaben kann – selbst bei einer besonders schweren Form von Wolfsburg-Allergie.

Und sonst?
Wird der Stadionsprecher in Wolfsburg mehr zu tun bekommen. Denn der vom Linzer ASK zum VfL gewechselte Cheftrainer Glasner will, dass seine Mannschaft agiert, stört, Druck macht und mit Tempo den Abschluss sucht. Wie das aussehen kann, bekam der französische Erstligist OGC Nizza zu spüren. Er wurde in einem 120 Minuten langen Testspiel mit 8:1 abgeschossen. 3-4-3: Das dürfte das bevorzugte Spielsystem von Glasner sein. Was der Österreicher in Wolfsburg plant, hat gute Aussichten darauf, den sehr erfolgreichen und deshalb beliebten Labbadia endgültig vergessen zu machen.

Bisher erschienen: 1. FC Union Berlin, Hertha BSC, SC Paderborn, 1. FC Köln, FC Augsburg, Schalke 04, SC Freiburg, 1. FSV Mainz 05, Fortuna Düsseldorf,TSG Hoffenheim ,Werder Bremen und Eintracht Frankfurt.

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