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Silas hat beim VfB eine starke Saison hingelegt. Dabei war es für ihn nicht immer leicht, sich auf den Fußball zu konzentrieren.

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Update

VfB-Profi gesteht wahre Identität: Falsches Spiel mit Silas Katompa Mvumpa (alias Silas Wamangituka)

Silas Katompa Mvumpa lief jahrelang unter falschem Namen auf. Der Fußballer des VfB Stuttgart wurde dabei offenbar unter Druck gesetzt.

Sven Mislintat wird in Fußballerkreisen auch als Diamantenauge bezeichnet. Der Sportdirektor des VfB Stuttgart erkennt Potenziale in Fußballern, die andere nicht sehen. Bei einem jungen Mann aus der zweiten französischen Liga brauchte er kein Diamantenauge, als er ihn vor drei Jahren spielen sah. Silas Wamangituka, so der Name auf dem Spielberichtsbogen, überragte seine Kollegen vom FC Paris. Es sei eine absolute One-Man-Show gewesen, sagte Mislintat später. „Du siehst seinen Körper, du verstehst seine Geschichte, du weißt, dass da noch ganz viel drinsteckt an Verbesserungspotenzial“, berichtete er dem Streamingdienst Dazn von seinen Eindrücken nach dem ersten Treffen mit Wamangituka.

Die Frage ist nun, ob Mislintat damals schon über eine wirkliche spannende Geschichte des Silas Wamangituka im Bilde war. Wahrscheinlich nicht. Denn erst Ende 2019, als der Spieler bereits beim VfB Stuttgart unter Vertrag stand, tauchte eine Investigativrecherche der französischen L’Équipe auf. Danach handelte es sich bei Silas Wamangituka in Wirklichkeit um den ein Jahr älteren Silas Katompa Mvumpa. Seltsamerweise hielt sich das mediale Echo darauf in Grenzen. Wamangituka dribbelte sich in die Herzen der Fußballfans und schraubte seinen Marktwert beachtlich nach oben.

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Vermutlich aber stieg in den vergangenen Monaten der Druck auf den Spieler. Am Dienstag teilte der VfB Stuttgart mit, dass Silas Wamangituka dem Verein seine wahre Identität genannt habe. Nun ist es ganz offiziell: Silas Wamangituka ist Silas Katompa Mvumpa, geboren am 6. Oktober 1998.

Die Spur des Betrugs führt in die Vergangenheit von Katompa Mvumpa. Im Frühjahr 2018 wechselte Katompa Mvumpa alias Wamangituka zum FC Paris, wo er wenige Monate später sein Profidebüt gab. Kurze Zeit später, so fand es die L'Équipe heraus, bekam Pierre Dréossi, Klubmanager des FC Paris, eine E-Mail mit erpresserischem Inhalt. Der Betreff lautete demnach: „Vorschlag für eine gütliche Einigung über den betrügerischen Transfer unseres Spielers Silas Katompa Mvumpa zum FC Paris unter dem Namen Silas Wamangituka.“

Absender der E-Mail war ein gewisser Max Mokey Nza-Ngi, Präsident des FC MK Etanchéité aus der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Konkret forderte Nza-Ngi eine Beteiligung in Höhe von zehn Prozent bei einem zukünftigen Transfer – für sein Schweigen über die wahre Identität des Spielers. Der Hintergrund: Die Klubs müssen in der Regel eine Ausbildungsentschädigung an die kleineren Vereine zahlen, von denen sie die Talente geholt haben. Wird die Identität wie bei Silas Katompa Mvumpa geändert, entfällt diese Entschädigung, weil dieser formell nie für den Verein gespielt hat.

Es handelt sich hierbei nicht um einen Einzelfall, gerade in Afrika ist der Schwindel mit den Fußballeridentitäten ein großes Geschäft. Die jungen Spieler sind dabei die Opfer von Vereinsakteuren, die sich entweder selbst bereichern oder sich die Entschädigungszahlungen ersparen wollen. Auch Silas Katompa Mvumpa wurde, wie er nun mitteilte, unter großen Druck gesetzt. Vor allem von seinem ehemaligen Berater. Inwieweit dieser Fall juristische Konsequenzen für den Verein wie für den Spieler haben wird, ist noch unklar. Am Trikotnamen des Spielers dürfte sich aber nur minimal etwas ändern. Er lautet: W. Silas.

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