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Gut gedrückt ist halb gewonnen: Friedrichshafens Athanasios Protopsaltis beim Power Tip.

© dpa

VfB Friedrichshafen gegen BR Volleys: Entscheidet ein umstrittener Schlag die Volleyball-Meisterschaft?

Die Volleys monieren eine besondere Spielart im Volleyball: den Power Tip. Gegner Friedrichshafen nutzt ihn häufig. Was hat es damit auf sich?

Entscheidet diese umstrittene Spielart des Volleyballs das heutige Finale um die deutsche Meisterschaft zwischen dem VfB Friedrichshafen und den BR Volleys aus Berlin (live ab 20 Uhr auf Sportdeutschland.tv)?

Stelian Moculescu jedenfalls hatte schon im zweiten Spiel der Finalserie genug. „Wenn das so weitergeht, dann können wir gleich Handball spielen“, schimpfte der Trainer der Volleys. Ihn erzürnte vor allem das Spiel von Friedrichshafens Außenangreifer Athanasios Protopsaltis. Der Grieche ist zwar für Volleyballverhältnisse mit 1,85 Meter sehr klein, doch er hat eine unglaubliche Sprungkraft. Diese ermöglicht Protopsaltis, den wohl gefürchtetsten Ball im Volleyball zu spielen: den sogenannten Power Tip. Der wurde zuerst in der starken italienischen Liga gespielt, ehe sich ihn die Bundesligisten vor etwa drei Jahren abschauten. Jedes Team in der Bundesliga trainiert und spielt diesen Ball inzwischen.

Beim Power Tip wird der Ball nicht hart geschlagen, er wird vielmehr langsam in den gegnerischen Block gedrückt, von wo er – so die Absicht – ins Netz oder ins Aus prallt. Durchführen können ihn nur Spieler, die eine große Abschlaghöhe erreichen. Was viele Volleyballtrainer wie Moculescu ärgert: Der Power Tip ist ein Schlag, der sich häufig im Bereich des Regelverstoßes bewegt. So ist es nicht erlaubt, wenn der Ball bei der Ausführung in der Hand zur Ruhe kommt und anschließend geworfen wird. Wird der Ball aber getippt, ist das gemäß aktuellem Regelwerk zulässig.

"Für die Schiedsrichter sind die Bälle problematisch"

„Für die Schiedsrichter sind diese Bälle oftmals problematisch, weil zwischen dem ‚Ball tippen‘ und dem ‚Ball werfen‘ aufgrund der hohen Geschwindigkeit im heutigen Volleyball oftmals kaum unterschieden werden kann“, erklärt Ronny Ackermann. Er ist in der deutschen Volleyball-Bundesliga für das Schiedsrichterwesen verantwortlich.

Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys, hatte sich in der Vergangenheit immer wieder mal über die Power Tips beschwert. „Das Reindrücken des Balls hat in der Vergangenheit zugenommen. Er wird zu viel gemacht“, findet er. „Und es wird selten abgepfiffen.“ Dabei hätte Niroomand grundsätzlich nichts gegen den Power Tip – würde er regelkonform ausgeführt, also der Ball getippt und nicht geführt werden. „Wenn man den Ball tippt, erhöht das die Variabilität des Spiels“, sagt er. Doch auch der 65-Jährige ist der Ansicht, dass die Grenze oft nur schwer zu erkennen ist. Deswegen würden die Schiedsrichter meist alles laufen lassen. „Wenn das die Spieler merken, dann drücken und werfen sie mehr, als dass sie schlagen oder tippen.“

Der Volleys-Manager monierte die Spielweise auch immer wieder in den Duellen mit dem VfB Friedrichshafen. Dabei nutzen auch die Volleys den umstrittenen Power Tip, gerade Außenangreifer Robert Kromm. Friedrichshafens Trainer Vital Heynen jedenfalls kann mit den Vorwürfen von Berliner Seite wenig anfangen. Er sagt: „In jeder großen Liga wird das so gespielt, weil die Regel es letztlich zulässt und ich orientiere mich an den großen Ligen.“ Das sei nun einmal die Entwicklung im Volleyball, sagt er. „Ich muss nicht jede Entwicklung gutheißen, aber wenn sie mir hilft und es zulässig ist, dann mache ich das.“  

Die Frage wird sein, ob die Entwicklung nicht bald wieder rückgängig gemacht wird. "Die Schiedsrichter setzen sich intensiv mit dieser neuen Technik auseinander. Ob künftig die Interpretation des Regelwerks diesbezüglich angepasst wird, ist Aufgabe des Weltverbandes", sagt Ackermann.

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