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Der 29 Jahre alte Aufbauspieler Heiko Schaffartzik spielte auch für Tus Lichterfelde, dem Kooperationspartner von Alba Berlin.

© dpa

Update

Vertrag aufgelöst: Alba trennt sich von Heiko Schaffartzik

Alba Berlin hat überraschend den Vertrag mit Nationalspieler Heiko Schaffartzik aufgelöst. Damit verlässt bereits der vierte Leistungsträger der Vorsaison den Verein - und der einzige gebürtige Berliner, der im Kader stand.

Für die Fans von Alba Berlin kam die Nachricht plötzlich und niederschmetternd, wie ein Dreipunktewurf, der in letzter Sekunde die Niederlage bringt: Heiko Schaffartzik verlässt Alba. Der Basketball-Pokalsieger und der Nationalspieler haben den bis 2014 laufenden Vertrag aufgelöst. Für Marco Baldi kam es nicht ganz so überraschend. „Heiko kam bereits im März zu uns und kündigte an, sich verändern zu wollen“, teilte Albas Geschäftsführer mit. „Wir haben die Diskussion auf nach der Saison vertagt, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Nach mehreren Gesprächen trafen sich dann beide Parteien am Sonntagabend in der Geschäftsstelle, um das Vertragsverhältnis zu beenden.

Nach Dashaun Wood, Zach Morley und Yassin Idbihi ist Schaffartzik bereits der vierte Leistungsträger der Vorsaison, der Alba offiziell verlässt. Dabei war der 29-Jährige als einziger gebürtiger Berliner unter den Stammkräften der Vorzeigespieler des Teams und der einzige, der für die neue Saison gebunden war. Erst vor einem Jahr hatte er seinen Vertrag bis 2014 verlängert. „Wir hatten das im Kalkül, dass er gehen könnte“, sagt Baldi am Telefon. Nach dem Gespräch im März wollte Alba abwarten, wie tief die Wechselabsicht saß, ob sie vielleicht der Emotion entsprungen war. Doch schließlich wurde klar, „dass er einen Wechsel auf der Agenda hat“, sagt Baldi. „Wenn einer unbedingt weg will, dann macht es keinen Sinn, ihn zu halten.“

Zu den genauen Motiven solle man Schaffartzik selbst fragen, rät der Manager, doch der Spieler war auf Nachfrage nicht zu erreichen. „Nach zweieinhalb Jahren ist die Zeit reif für Veränderung“, ließ er sich vom Verein zitieren. „Ich suche eine neue Herausforderung.“ Angeblich soll Schaffartzik den Berlinern mitgeteilt haben, dass er nicht wie zuletzt spekuliert einen Wechsel zu Bayern München anstrebt, sondern ins Ausland gehen will. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ wird der 29-Jährige aber genau wie sein Mannschaftskollege Nihad Djedovic beim FC Bayern anheuern. Findet Schaffartzik einen neuen Klub, geht Alba finanziell wohl nicht leer aus, der Vertrag enthielt offenbar entsprechende Klauseln. Baldi erklärt sich den Abschied so, „dass manche Spieler einen Wechsel brauchen, um daraus neue Motivation zu schöpfen. Die Entscheidung geht nicht gegen Alba oder Berlin.“

Dabei galt Schaffartzik als einer, der nach sieben Vereinswechseln in fünfeinhalb Jahren angekommen schien in seiner Heimatstadt und bei seinem Jugendverein. In der Außendarstellung war er ein wichtiger Faktor. Schaffartzik ließ sich aber ungern einspannen und scheute auch nicht die öffentliche Konfrontation. Im April kritisierte er das Alba-Management um Baldi und Sportdirektor Mithat Demirel für die Vertragsverhandlungsführung mit Center Idbihi. Mit dem Streit seinerzeit habe der Abschied Schaffartziks allerdings nichts zu tun, beteuert Baldi: „Das haben wir damals intern geregelt, es gibt keine Nebengeräusche.“ Dass nun viel diskutiert werde über einen angeblichen Niedergang Albas, damit müsse man vorerst leben, sagt Baldi. Er verweist darauf, dass Alba bereits sechs neue Spieler verpflichtet habe, vornehmlich jüngere deutsche Spieler.

„Unsere Priorität ist klar zu erkennen, wir setzen auf Spieler mit Potenzial.“ In den nächsten ein, zwei Wochen sollen offenbar noch Spieler vom internationalen Transfermarkt hinzukommen. Auch für Schaffartzik soll Ersatz aus dem Ausland kommen. Bei den Berlinern, bei denen sich zuletzt andeutete, dass sie im Gegensatz zu Konkurrenten wie Bayern  finanziell vorsichtiger planen müssen, wird nun zumindest Gehaltsspielraum frei.

Aber wer kann Schaffartzik als Gesicht der Mannschaft ersetzen? „Diese Diskussion ist überbewertet“, sagt Baldi, bei den Eisbären Berlin etwa gebe es das auch nicht. „Am Ende ist die Mannschaft der Star.“ Nur wie dieser Star künftig aussehen soll und wie erfolgreich er spielt, ist nach Schaffartziks Abgang derzeit offener denn je.

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