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Sport: Verloren im Tor

Oliver Jonas verließ Berlin im Frust – nun sind die Kölner seinetwegen frustriert

Das Publikum in der Kölnarena hatte Geduld. Gut, Oliver Jonas, der neue Torwart der Haie, hatte schon bei zwei Gegentreffern unglücklich ausgesehen, aber die Kölner Fans wollten ihm sein Heimdebüt wohl nicht auch noch akustisch vermiesen – bis die 26. Spielminute kam. Da änderte sich die Stimmung bei vielen der fast 12 000 Zuschauer. Unbedrängt spielte der vom Meister Eisbären Berlin nach Köln gewechselte Nationaltorhüter den Puck dem Ingolstädter Doug Ast vor die Schlittschuhe. Ast traf zum 3:0 für Ingolstadt, und es wurde unruhig in der Arena. Enttäuschte Kölner Fans forderten in Sprechchören den Einsatz des 19-jährigen Ersatztorwarts Thomas Greiss. Die Verunsicherung bei Jonas wurde größer. Und er patzte noch einmal: Der Puck rutschte ihm über die Fanghand, und die Haie verloren trotz Überlegenheit ihr erstes Heimspiel in der neuen Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) 3:4.

Es war ein trauriger Dienstagabend für Jonas, als „Pannen-Olli“ verhöhnte ihn der Kölner „Express“. „Ich habe schlecht gespielt“, gab der 26-Jährige zu. Sein Trainer Hans Zach bemühte sich, seinem Torhüter den Rücken zu stärken: „Er wollte alles besonders gut machen. Vor so vielen Zuschauern in der Kölnarena, da kann man schon nervös werden.“ Manager Rodion Pauels sagt: „Er ist unsere Nummer eins, daran ändert ein Spiel nichts.“ Heute Abend in der Partie der Kölner bei den Frankfurt Lions (19.30 Uhr, live bei Premiere) soll Jonas wieder das Tor hüten. Doch nach seinem schwachen Auftritt vom Dienstag bleibt die Frage, ob Jonas, der auch bei der diesjährigen WM in Österreich nicht überzeugt hat, seiner neuen Aufgabe wirklich gewachsen ist. Ist er eine souveräne Nummer eins oder benötigt er den Konkurrenzkampf, um zu Topform zu finden? Jonas sagt zwar: „Ich brauche keinen Druck.“ Auffällig ist jedoch: In seinen vier Jahren bei den Eisbären hatte er immer einen starken Rivalen. Erst Richard Shulmistra, dann Rich Parent. Trainer Pierre Pagé setzte auf Rotation. Nur vergangenes Jahr war Jonas Stammkeeper der Eisbären, er spielte eine durchschnittliche Saison – bis die Berliner im Frühjahr Startorhüter Olaf Kölzig holten. Jonas kämpfte um seinen Platz. Pagé konstatierte damals: „Er hat so hart wie nie zuvor trainiert.“ Es zahlte sich aus: Nachdem sich Kölzig in den Play-offs verletzt hatte, wurden die Berliner mit einem starken Jonas Deutscher Meister.

Jonas war trotzdem unzufrieden. Dem Torhüter gefiel die Berliner Personalpolitik nicht, er löste seinen Vertrag vorzeitig auf und wechselte nach Köln – zu einem Klub, der ihm einen Stammplatz anbot, nun aber nicht mehr garantiert: „Mit Thomas Greiss hat Oliver auch bei uns einen starken Konkurrenten“, sagt Rupert Meister, Torwarttrainer der Haie. Bis zu seinem missglückten Heimdebüt hatte Jonas das wohl noch nicht so gesehen.

Christiane Mitatselis[Köln]

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