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Dieses Bild sollte es eigentlich nicht mehr geben: Petr Stochl beendete seine aktive Karriere im Juni, jetzt muss er wegen Verletzungspech bei den Füchsen doch wieder ins Tor.

© Axel Heimken/dpa

Update

Verletzungspech bei den Füchsen Berlin: Torhüter-Legende Petr Stochl kommt zurück

Weil bei den Füchsen Berlin nun auch noch die Torhüter verletzt sind, wird Petr Stochl reaktiviert. Der 42-Jährige hilft bereits am Donnerstag in Wetzlar.

Im Frühsommer 2018 ist Petr Stochl auf großer Abschiedstournee. Nach zwölf Jahren im Torhüter-Pullover der Füchsen Berlin dreht der Tscheche in Diensten des Handball-Bundesligisten seine finalen Runden: letztes Auswärtsspiel, letztes Training, letzter Arbeitstag in der Max-Schmeling-Halle – und natürlich, nicht zu vergessen, die ganzen letzten Interviews, die Stochl in diesen Tagen Anfang Juni gibt; auch einer Tagesspiegel-Anfrage hat Stochl zugestimmt. Und so sitzt er bei strahlendem Sonnenschein und frisch gebrühtem Kaffee in der historischen Mitte Berlins, die Vögel zwitschern vom Konzerthaus am Gendarmenmarkt, und sagt einen bemerkenswerten Satz. „Mein Kopf ist nach 22 Profi-Jahren richtig müde“, spricht Stochl also, „aber rein körperlich könnte ich sicher noch ein bisschen weiterspielen.“

In den nächsten Tagen, womöglich auch Wochen, wird Stochl diesen Nachweis nun erbringen dürfen. Für die Punktspiele der Füchse Berlin an diesem Donnerstag in Wetzlar (19 Uhr, live bei Sky) sowie am kommenden Donnerstag daheim gegen die MT Melsungen kehrt der 42-Jährige tatsächlich in den Profi-Kader zurück.

Hintergrund ist allerdings keine PR- Maßnahme und auch kein (verspäteter) Aprilscherz wie noch 2017, als der Verein die Öffentlichkeit mit der Nachricht aufs Glatteis führen wollte, Stochl werde auf seine alten Tagen nochmal etwas komplett Neues ausprobieren und schließe sich den Wasserfreunden Spandau an. Schuld an der ungewöhnlichen Rückholaktion ist einzig und allein das beispiellose, fortwährende Verletzungspech der Berliner: nach den Feldspielern Simon Ernst, Paul Drux, Fabian Wiede, Kevin Struck, Christoph Reißky, Stipe Mandalinic, Marko Kopljar und Mattias Zachrisson hat es vor kurzem nämlich auch Stochls offiziellen Nachfolger aus dem Verkehr gezogen: Malte Semisch, 26, im Sommer von der TSV Hannover-Burgdorf verpflichtet, fällt bis auf Weiteres wegen eines Bandscheibenvorfalls aus. In einer Mitteilung des Vereins ist von vier Wochen Pause die Rede.

Normalerweise hätten die Berliner in der aktuellen Situation ihrer Nummer drei im Tor, dem jungen Fredrik Genz vertraut. Der 21-Jährige ist im Moment jedoch, man ahnt es bereits: ebenfalls verletzt, was auch sonst? Also springt Stochl ein, der langjährige Leistungsträger, Kapitän und Publikumsliebling, dessen Trikot als Hommage an seine sportlichen Verdienste bereits unter dem Dach der Max-Schmeling-Halle hängt. Bei Stochls letztem Besuch als Zuschauer wackelten bereits die Wände, als er namentlich vom Hallensprecher begrüßt wurde. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich den Empfang bei seinem unverhofften sportlichen Comeback vorzustellen.

„Für mich ist es selbstverständlich, dass ich einspringe“, sagt Stochl, „vor allem bin ich meinem Verein in Pilsen sehr dankbar, dass er mich freigestellt hat.“ Nach dem offiziellen Karriereende sind die Stochls im Sommer zurück in die tschechische Heimat gezogen, zurück in den Schoß der Familie sozusagen. Seither arbeitet Stochl als Nachwuchstrainer in seiner Heimatstadt. Darüber hinaus verbringt er weiterhin zwei Tage pro Woche in Berlin und kümmert sich darum, die Torhüter in der Nachwuchsakademie der Füchse anzuleiten. Die Drähte zwischen Stochl und den Berlinern sind also nie abgerissen: Manager Bob Hanning musste nicht mal zum Telefon greifen, sondern konnte auf dem kurzen Dienstweg persönlich bei Stochl anfragen.

„Es ist schön, in einer solchen Situation Freunde zu haben“, sagt Hanning, der Stochls Bereitschaft zur Rückkehr ausdrücklich lobt. „Petr war sofort zur Stelle, er hat keinerlei Forderungen gestellt – genau wie sein Verein in Pilsen“, sagt Hanning, „dafür sind wir wirklich sehr dankbar.“

Selbst mit Stochl könnte der November ein harter Monat für die Füchse Berlin werden. In der Bundesliga stehen richtungsweisende Begegnungen für die wenigen Verbliebenen an, die der Kader von Trainer Velimir Petkovic noch hergibt. Darüber hinaus steigen die Füchse Ende November in den Europapokal-Wettbewerb ein, den sie im Frühjahr 2018, gewissermaßen als Abschiedsgeschenk für Petr Stochl, gewonnen hatten: den EHF- Cup. „Ich bin sehr gespannt, wie wir uns da aus der Affäre ziehen“, sagt Manager Hanning. Petr Stochl hat sicher ein paar hilfreiche Tipps auf Lager.

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