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Enge Angelegenheit: Die BBL-Saison soll zu Ende gespielt werden.

© Nicolas Armer/dpa

Verlängerte Pause statt Saisonabbruch: Die Basketball-Bundesliga spielt weiterhin auf Zeit

Die Olympia-Verschiebung hat der BBL Luft verschafft. Die Saison ruht nun mindestens bis zum 30. April. Doch die Fragen werden nicht weniger. Ein Kommentar.

Zeit und Geld, das sind zurzeit die beiden wichtigsten Maßeinheiten in der Basketball-Bundesliga. Und beides wird in diesen Tagen immer knapper, das macht auch die Entscheidung der Liga vom Mittwoch deutlich, den Spielbetrieb weiterhin auszusetzen, erst einmal bis zum 30. April.

Kein Team in der Liga hat bisher mehr als 21 der 32 angesetzten Hauptrundenspiele absolviert, von den Play-offs ganz zu schweigen. Das drückt den Klubs ordentlich aufs Portemonnaie: Keine Spiele, keine Fans, kein Sponsoring, keine TV-Erlöse. Auf bis zu 25 Millionen Euro beziffert die Liga den Schaden im Falle eines vorzeitigen Saisonendes – etwa ein Sechstel des Gesamtumsatzes.

Manche BBL-Teams haben bereits Fakten geschaffen

Das hat für zwei Reaktionsmuster in der Liga gesorgt: Die einen fangen jetzt schon an zu sparen, wo es nur geht. Das Budget wird an allen Ecken und Enden entlastet, Kurzarbeit angemeldet, Spielerverträge aufgelöst, Fakten geschaffen. In Bayreuth oder Gießen etwa ist inzwischen nur noch ein Rumpfkader vorhanden, nachdem die US-Profis Auflösungsverträge unterschrieben haben. Das lässt sich als große menschliche Geste verkaufen – endlich können die Spieler zu ihren Familien in die Heimat –, spart aber natürlich auch ordentlich Geld. Die Klubs spekulieren auf ein vorzeitiges Saisonende.

Es gibt jedoch auch diejenigen, die darauf hoffen, dass es noch einen einigermaßen regulären Abschluss gibt. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Auch sie müssen sehen, wie sie über die Runden kommen, halten den Schaden jedoch für geringer, falls es doch noch ein paar Spiele in dieser Saison geben sollte. Ein bisschen Fernsehgeld hier, ein paar Sponsoringeinnahmen da, und vor allem öffentliche Präsenz, die beim Vermarkten der folgenden Saison helfen soll – das ist die Kalkulation.

Dieser Interessengruppe lief jedoch zuletzt nicht nur das Geld, sondern auch die Zeit davon – bis am Dienstag die Verschiebung der Sommerspiele in Tokio verkündet wurde. Ohne diesen Schritt wäre es am Mittwoch wohl bereits aus gewesen mit der Saison. Doch nun ist auf einmal wieder Luft im Terminkalender und damit die zumindest theoretische Chance zurück, im Sommer doch noch einen geordneten Abschluss der Saison zu finden. Einen „gekürzten respektive verdichteten Modus“ könnte sich die Liga dazu vorstellen.

Neben allerlei gesundheitlichen und rechtlichen Fragestellungen muss die Liga dann aber erst einmal ihr Binnenverhältnis klären. Denn mit der vielbeschworenen Solidarität zwischen den Klubs war es in den vergangenen Tagen offenbar doch nicht so weit her, so legen es zumindest die Aussagen einiger Verantwortlicher nahe. Der Beschluss, den Spielbetrieb weiterhin auszusetzen und damit eine Chance auf die Fortsetzung der Saison zu wahren, wurde so zwar „mit deutlicher Mehrheit“ gefasst – aber eben nicht einstimmig.

Leonard Brandbeck

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