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Freiheitsfußball. Die New Yorker üben schon. Ob sie dies für ein Heimspiel tun, entscheidet sich am Mittwoch.

© Hector Retamal/dpa

Vergabe der WM 2026: Make Soccer great again

Heute tagt der Fifa-Kongress in Moskau und entscheidet über die Vergabe der WM 2026. Die USA bewerben sich mit Kanada und Mexiko, Donald Trump hat Unterstützern des Außenseiters Marokko gedroht.

Am Mittwochmorgen wird es ernst im Sokolniki-Park. Oben im Nordosten Moskaus, wo früher die sowjetische Industrie- und Handelskammer residierte und heute das Expo-Center Kongresse ausrichtet. Einen Tag bevor es losgeht mit der Fußball-WM, wird der Weltverband Fifa bekanntgeben, wer das Turnier im Jahr 2026 ausrichten darf.

Es gibt nur zwei Bewerber: das allmächtig erscheinende Dreierbündnis USA/Kanada/Mexiko und den Außenseiter Marokko. Die Evaluierungskommission des Weltverbandes hat sich bemerkenswert deutlich positioniert. Die Amerikaner bekamen 402,8 von 500 möglichen Punkten, die Marokkaner gerade 247,9 – bis zuletzt war es fraglich, ob Marokkos Bewerbung überhaupt zur Abstimmung zugelassen würde. Das klingt nach einer klaren Angelegenheit und muss doch nichts heißen. Schon bei der Vergabe der Turniere für 2018 und 2022 erhielten die Bewerbungen aus Russland und Katar die schlechtesten Noten. Das Ergebnis ist bekannt.

Ausgelobt wird das erste Mammut-Turnier der WM-Geschichte. 48 Mannschaften dürfen mitmachen, 16 mehr als in den kommenden Wochen von Russland. Im Sokolniki-Park wird erstmals die gesamte Fifa-Familie abstimmen, ein größerer Kreis von 207 Mitgliedsverbänden, unter ihnen Fußball-Großmächte wie Guam, Madagaskar oder Papua-Neuguinea. Da ist der Ausgang der Abstimmung doch sehr viel unabwägbarer als zu den Zeiten, da der geschlossene Zirkel von 24 mehr oder weniger ehrenwerten Herrschaften der Fifa-Exekutive den WM-Gastgeber bestimmte.

Die afrikanischen und arabischen Nationen werden wohl geschlossen für Marokko stimmen. Die ehedem so einflussreichen Europäer haben sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten festgelegt, aber ihnen wäre eine WM in Marokko wegen der für sie attraktiveren Zeiten für Fernsehübertragungen so unrecht nicht. Dazu wirbt Marokko mit einer WM der kurzen Wege rund um Casablanca. Am Dienstagabend gab der DFB allerdings bekannt, er werde für das Trio USA/Mexiko/Kanada stimmen.

Und dann ist da noch Donald Trump. Mit seinem Faible für unmissverständliche Twitter-Botschaften hat der US-Präsident pünktlich zur WM-Vergabe nicht unbedingt Sympathiepunkte für die Bewerbung „United 2026“ gewonnen. Schwer irritiert nahm die Fußball-Welt zur Kenntnis, dass Trump möglichen Gegnern der amerikanischen Bewerbung schwere Konsequenzen androhte. Es sei eine Schande, wenn Länder, die von den USA immer unterstützt worden seien, anti-amerikanisch abstimmen würden, teilte Trump via Mobiltelefon der Internetgemeinde mit. Und weiter: „Warum sollten wir diese Länder auch in Zukunft unterstützen?“

Zurückhaltung ist Donald Trump fremd

Weil die Wahl im Sokolniki-Park nicht geheim ist – die Fifa veröffentlicht anschließend, welcher Verband wie abgestimmt hat –, könnte Trumps Einlassung allerdings auch negative Folgen für Marokko haben. Es ist in der Geschichte des Weltfußballs jedenfalls ein einmaliger Vorgang, dass ein Staatsoberhaupt in derart exponierter Weise Einfluss auf die WM-Vergabe nimmt.

Die Deutschen mögen beim Einfädeln ihres Sommermärchens einige justiziable und moralische Tricks angewendet haben. Die Politik aber hat sich nach außen vornehm zurückgehalten. Der damals noch als charmanter Weltmann geschätzte Franz Beckenbauer bezirzte die Fifa-Granden bei der finalen Präsentation, hinter ihm drückten Bundeskanzler Gerhard Schröder und Innenminister Otto Schily demonstrativ die Daumen, hielten dabei aber den Mund. Wie auch die ebenfalls geladenen prominenten Unterstützer Boris Becker und Claudia Schiffer.

Derartige Zurückhaltung ist Donald Trump fremd. Gerade erst hat er seinen kanadischen Kollegen Justin Trudeau beim G-7-Gipfel als „sehr unehrlich und schwach“ beleidigt. Und den mexikanischen Freunden muss er immer noch die Sache mit der Mauer erklären. Die Gemeinsamkeiten sind ohnehin überschaubar: Von den 80 WM-Spielen sollen 60 in den USA stattfinden und nur jeweils zehn bei den Nachbarn im Norden und Süden. Die Enttäuschung in Kanada und Mexiko würde sich also in Grenzen halten – während für die USA ein gewaltiger Imageverlust auf dem Spiel steht.

Und die Chance, der Weltmacht Nummer eins gegen das Schienbein zu treten, bietet sich Ländern wie Guam oder Papua-Neuguinea auch nicht so oft.

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