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Hallenfußball oder Futsal? Die Frage spaltet die Verbände.

© Sebastian Schlichting

Vereine gegen Berliner Fußball-Verband: Fußball oder Futsal – warum Hallenrunden für hitzige Diskussionen sorgen

Die Frage, ob bei Hallenturnieren Fußball oder Futsal gespielt werden soll, spaltet den Berliner Fußball. Manche Vereine fühlen sich gegängelt.

Der Höhepunkt kommt noch in der Landesliga, die Endrunde findet wie immer Neujahr statt (15 Uhr, Sporthalle Schöneberg). Aber Organisator Jürgen Schuck zieht ein positives Zwischenfazit nach drei Vorrunden: Insgesamt fast 600 zahlende Zuschauer, „guter Fußball, keine Roten Karten, ich bin sehr zufrieden“, sagt Schuck.  

Fußball! Damit spricht Schuck ein Wort gelassen aus, das im Vorfeld der Hallenrunden in Berlin für hitzigere Diskussionen denn je gesorgt hat: Soll traditionell Hallenfußball oder Futsal gespielt werden? Mit einem kleineren Ball und Handballtoren, dafür ohne Banden und Grätschen.

Berliner Fußballverband setzt voll auf Futsal

Es ist diesmal nicht einfach, den Überblick zu behalten. Bei den Männern spielen erstmals die meisten Ligen nach „vereinfachten Futsal-Regeln“, wie es offiziell heißt. Vor allem von Klubs aus den Kreisligen, wo mitunter rustikal hingelangt wurde, gibt es dazu positive Rückmeldungen. Im Frauenbereich wird überwiegend weiter Hallenfußball gespielt, in der Jugend schon länger komplett Futsal. „Wir tolerieren die Hallenfußball-Variante. Wer lieber mit Bande spielt, kann das tun“, sagt Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV).

Tolerieren ja, unterstützen nein! Der BFV setzt voll auf Futsal, das seine Ursprünge vor 90 Jahren in Südamerika hatte und 2021 in Deutschland eine Bundesliga bekommen soll. „Futsal ist die offizielle Hallenvariante der Fifa“, sagt Schultz, der Vorsitzender der Futsal-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist. Was die Fifa vorgibt, ist für DFB und BFV bindend, bis runter in die Kreisliga C. Im Klartext: Nur Futsal-Turniere sind offizielle BFV-Turniere. Nur dorthin werden Schiedsrichter vom Verband entsandt und von diesem bezahlt.

Manche Vereine und Turnierveranstalter fühlen sich vom BFV gegängelt. Sie machen ihr eigenes Ding. Landesliga-Organisator Schuck sagt: „Es heißt doch Berliner Fußball-Verband und nicht Berliner Futsal-Verband. Also spielen wir Fußball.“ Der 77-Jährige hat ein Ziel vor Augen: „Das 50. Turnier im nächsten Winter will ich groß aufziehen.“ Danach wird er wahrscheinlich aufhören.

Fußball, Futsal – und „Futsal Light“

Schuck ist seit bald 20 Jahren federführend für das älteste Turnier der Stadt zuständig. Für ihn war es keine Frage, dass – wie sonst nur noch in der Bezirksliga – Hallenfußball gespielt wird. Schuck bekam viel Zustimmung, doch manche störten sich auch an seiner Vorgehensweise. „Tatsache ist, dass eine neutrale Abstimmung nicht stattgefunden hat“, kritisiert Gerd Thomas, Vorsitzender des FC Internationale, in der „Fußball-Woche“. Internationale und mehrere andere Vereine nehmen deswegen nicht teil.

Fußball, Futsal – und Hans Schumann hat noch einen weiteren Begriff parat: „Futsal Light“ nennt der Organisator des Berlin-Liga-Turniers (Vorrunden Samstag 11 Uhr, Endrunde Sonntag 12 Uhr, Sporthalle Charlottenburg) seine Variante mit großen Toren. Dieser Aspekt ist Schumann wichtig. Der 69-Jährige ist Anhänger des Hallenfußballs. Trotzdem zieht er unter das Hallendach des BFV und lässt Futsal spielen. „Als Veranstalter würde ich sonst haften, wenn etwas passiert“, sagt Schumann. Das Risiko will er nicht mehr tragen. Sechs von 18 Vereinen fehlen, zum Teil wegen der Abkehr vom Hallenfußball. Das betrübt Schumann, doch er dreht die Sache lieber um: „Ich freue mich auf die, die kommen.“

Nicht kommen wird Stern 1900. Vorsitzender Bernd Fiedler begründet das so: „Bei Fußballern läuft vieles über den Instinkt. Sie spielen das ganze Jahr Fußball. Wenn sie beim Futsal wegen anderer Regeln ständig zurückgepfiffen werden, ist die Lust schnell weg.“ Die Mannschaft habe sich mit großer Mehrheit gegen eine Teilnahme ausgesprochen.

Hallenzeiten sind Problem für Vereine

Im bundesweiten Vergleich steht Berlin in Sachen Futsal gut da, ist Titelverteidiger beim Anfang Januar stattfindenden Landesauswahlturnier. Zudem gibt es hier einen Nachwuchs-Stützpunkt des DFB, eine ganzjährige Spielrunde im Juniorenbereich ist geplant. Doch bei den Erwachsenen ist die Zahl der teilnehmenden Vereine unterhalb der Regionalliga schmal. Was Akzeptanz und Popularität angeht, ist reichlich Luft nach oben. Das könnte sich schon aufgrund der Tatsache ändern, dass heutige Jugendspieler nur Futsal kennen. Für sie wird es völlig normal sein, auch im Erwachsenenbereich Futsal zu spielen.

BFV-Präsident Schultz setzt darüber hinaus auf den geplanten Neubau zahlreicher Sporthallen. Dadurch soll ein großes Problem abgemildert werden: „Wir können Futsal gar nicht trainieren, weil wir keine Hallenzeiten bekommen“, sagt Sterns Vorsitzender Fiedler.

Dass rund um den Hallenkick, der eigentlich Spaß machen soll, viel diskutiert wird, ist nicht neu. Das erste Landesliga-Turnier endete Neujahr 1971 vor 1500 Zuschauern in Schöneberg mit dem Sieg von Meteor 06. Die „Fußball-Woche“ sah eine „glanzvolle Hallenpremiere“. Aber: „Leider nutzte man die vorhandene Bande nicht, sondern spielte wieder mit seitlichen Ausbällen.“

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