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Franz Beckenbauers beratende Funktionen waren vielleicht umfänglicher als bisher angenommen.

© dpa

Verdacht auf Untreue und Geldwäsche: Franz Beckenbauer soll auch an WM-Vergabe 2010 verdient haben

Franz Beckenbauer soll im Rahmen der WM-Vergabe 2010 unbekannte Zahlungen von der Fifa erhalten haben. Das Geld soll nach Gibraltar überwiesen worden sein.

Von Johannes Nedo

Lange Zeit war Franz Beckenbauer omnipräsent in einigen deutschen Medien. Als TV-Experte bei Sky gab er regelmäßig zum Besten, wie sein FC Bayern München denn nun besser spielen könnte oder warum der kickende Schwede kein Brasilianer sei. In seiner Kolumne bei der „Bild“-Zeitung kommentierte er all das dann noch einmal. Zuletzt ist es sehr ruhig um ihn geworden. Seinen Job als Sky-Experte beendete er bereits im Frühjahr 2016. Und auch in der „Bild“-Zeitung schrieb er Ende Dezember des vergangenen Jahres seine letzte Kolumne.

Nun hat die Boulevardzeitung, die sich lange stets der großen Nähe zu dem 71-Jährigen rühmte, Beckenbauer wieder in die Schlagzeilen gezogen – und es sind alles andere als positive. Die „Bild“-Zeitung berichtet, Beckenbauer werde von bisher unbekannten Zahlungen belastet, die er 2005 vom Welt-Fußballverband Fifa erhalten haben soll. Unter Berufung auf Schweizer Ermittlungsakten sollen Beckenbauer und seine beiden Vertrauten Fedor Radmann und Andreas Abold 1,7 Millionen Euro bekommen haben – für angebliche Beratertätigkeiten für die Bewerbung Südafrikas um die Weltmeisterschaft 2010, die ja dann auch erfolgreich verlaufen war.

Warum arbeitete Beckenbauer als Berater für Südafrika?

Die Bundesanwaltschaft der Schweiz ermittelt seit November 2015 gegen Beckenbauer wegen des Verdachts auf Untreue und Geldwäsche in Zusammenhang mit der Affäre um die Vergabe der WM 2006 – das Sommermärchen, das auch Beckenbauer immer im besten Licht darstellen wollte. Ein zentraler Punkt dabei ist eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an die Fifa. Dazu ergaben interne DFB-Ermittlungen, dass zuvor Zahlungen in Millionenhöhe über ein Konto liefen, das Beckenbauer und seinem damaligen Berater Robert Schwan gehörten. Das Geld landete dann auf verschlungenen Pfaden bei Mohammed Bin Hammam, einem ehemaligen hochrangigen Fifa-Funktionär aus Katar.

Bei den nun aufgetauchten Zahlungen an Beckenbauer geht es ebenfalls mysteriös zu. So soll sich der südafrikanische Fußball-Verband 2005 wegen finanzieller Probleme an den damaligen Fifa-Generalsekretär Urs Linsi gewandt haben: Man könne bestimmte Honorare nicht zahlen, hieß es, ob die Fifa nicht aushelfen könne? Das tat der Weltverband. Linsi wies offenbar selbst die Überweisungen an. Beckenbauers Vertraute erhielten das Geld direkt, sein Honorar soll auf ein Konto einer Firma im Steuerparadies Gibraltar überwiesen worden sein. Berichtet habe davon Markus Kattner. Der damalige Fifa-Finanzchef hat laut „Bild“ im Rahmen des Schweizer Ermittlungsverfahrens ausgesagt und auch das vermeintliche Honorar an Beckenbauer geschildert.

Zahlreiche Fragen ergeben sich daraus: Warum arbeitete Beckenbauer als Berater für Südafrika? Warum zahlte dann einfach die Fifa sein Honorar und das seiner Mitstreiter? Warum hat Beckenbauer dies öffentlich nie mitgeteilt? Und gibt es womöglich noch mehr seltsame Zahlungen? Der DFB jedenfalls wusste offenbar nichts von Beckenbauers Job für Südafrika. Und Beckenbauer selbst schweigt zu allem.

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