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Die Fans sind zurück an der Alten Försterei - aber noch nicht alle.

© Zink/Imago

Unions Präsident Zingler nach Test gegen Nürnberg: „Haben den Beweis erbracht, dass Spiele mit Fans möglich sind“

Der 1. FC Union ist zufrieden mit dem Re-Start vor Fans und will weiter für Stehplätze kämpfen. Andere Meinungen dazu interessieren Präsident Zingler weniger.

Dirk Zingler hatte gar nicht so sehr aufs Spielfeld geguckt. Was aber nicht an der Leistung des 1. FC Union auf dem Rasen lag, die war am Samstag beim 2:1 gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg gemessen an den Kriterien eines Testspiels ziemlich ordentlich.

Lieber ließ der Präsident des Fußball-Bundesligisten den Blick über die Zuschauerränge schweifen. Dort, so erzählte es Zingler nach Schlusspfiff, habe er viele glückliche Menschen gesehen. Fans, die sich „die Seele aus dem Leib gesungen haben, weil sie endlich wieder hier sein konnten“. Hier heißt im Stadion An der Alten Försterei.

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Die Alte Försterei war für die Fans wegen der Coronavrius-Pandemie mehr als ein halbes Jahr lang tabu gewesen. Bis Samstagnachmittag, als dann einiges wieder so war wie früher: Mit Bier, Bockwürsten und Gesängen. Vieles war aber auch anders, etwa die Abstandsregelung und die Maskenpflicht in allen Bereichen außer der Tribüne. Das Spiel fand vor 4500 Zuschauern statt, die im Vorfeld Glück beim vom Verein durchgeführten Losverfahren gehabt hatten.

„Es war ein gutes Gefühl heute, da war Gänsehaut dabei, auch wenn das Stadion nicht voll war“, sagte Unions Trainer Urs Fischer. Mittelfeldspieler Christian Gentner bilanzierte: „Es war ein vernünftiger, vorsichtiger Schritt Richtung Normalität und ein gutes und richtiges Zeichen.“

Erleichterung und Zufriedenheit herrschten nach dem ersten Heimspiel mit Zuschauern seit Anfang März, vor allem bei Präsident Zingler: „Wir haben den Menschen Raum gegeben und sie haben sich sehr verantwortungsvoll verhalten. Das sollten wir in der Gesellschaft öfter tun und den Menschen vertrauen, dass sie sich auch in der Pandemie vernünftig verhalten können.“ Der Verein habe im kleinsten Bundesligastadion den Beweis erbracht, dass Spiele mit Fans möglich seien. Zingler hofft, dies habe eine Signalwirkung für andere Klubs, die in größeren Stadien die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen noch ganz anders realisieren könnten.

Zingler teilt gegen Gladbachs Sportdirektor Eberl aus

Großes Lob erhielt Union vom Bezirksamt Treptow-Köpenick: „Der 1. FC Union hat die hygienerelevanten Vorgaben hervorragend umgesetzt“, hieß es kurz nach Spielende in einer Mitteilung. Diesen Weg will der Verein nun weitergehen. „Gegen Augsburg werden wir auch wieder 5000 Menschen reinlassen“, kündigte Zingler mit Blick auf das erste Bundesligaspiel am 19. September an.

Der Präsident hat zudem eine klare Meinung zum Plan der Deutschen Fußball-Liga, wonach zunächst in den Stadien nur Sitzplätze erlaubt sein sollen: „Wir werden unsere Stehplätze nicht kampflos aufgeben.“ Was die Profiklubs eint, ist der Wille, möglichst schnell wieder Zuschauer ins Stadion zu lassen.

Doch bei den Plänen zur Umsetzung gibt es keine einheitliche Linie. RB Leipzig beispielsweise hat die Erlaubnis, zum Auftakt gegen den FSV Mainz 05 vor 8500 Zuschauern zu spielen. Andere Vereine kalkulieren aufgrund der Bestimmungen in ihrem Bundesland eher mit 500.

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Der 1. FC Union war im Sommer der erste Klub, der öffentlich alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um wieder vor Fans spielen zu können. Dafür gab es aus vielen Bereichen Gegenwind. Das lässt Zingler kalt, wie er am Samstag noch einmal betonte: „Meistens wirst du von denen kritisiert, die selber nichts tun außer Pappkameraden aufzustellen.“ Eine Spitze gegen Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl. Bei den Geisterspielen der Borussia am Ende der vergangenen Saison hatte der Verein eine große Anzahl eben jener Pappfiguren im Stadion platziert.

Am vergangenen Donnerstag hatte Eberl Unions Vorgehen bei der Zuschauerfrage kritisiert und für ein gemeinsames Vorgehen plädiert. Kommentare und Meinungen anderer interessieren ihn nicht, sagte Zingler nun:„Fakten und Realitäten zählen.“ Und die hätten rund um das Spiel gegen Nürnberg klar für das Konzept des 1. FC Union gesprochen.

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