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Aua! Julian Ryerson sah nach dem Zusammenprall nicht gut aus.

© Friso Gentsch/dpa

Unions Julian Ryerson und Andreas Luthe: Nach dem Zusammenprall ist nur der Schreck geblieben

Ihre heftige Kollision im Spiel gegen Bielefeld haben die beiden Unioner erstaunlich gut überstanden. Die Debatte über Kopfverletzungen im Fußball geht weiter.

Die Bilder von seinem Zusammenprall mit Torhüter Andreas Luthe hat Julian Ryerson mittlerweile gesehen. „Solche Dinge passieren, es war keiner daran schuld“, sagte der Fußballprofi des 1. FC Union am Mittwoch. „Auf dem Platz habe ich es auch nicht als besonders schockierend erlebt.“

Schockierend fanden es manche Zuschauer dabei schon, als Ryerson mit blauem Auge und einem etwas leeren Blick wieder aufstand, nachdem er und Luthe mit den Köpfen kollidierten. Im sonst relativ dürftigen 0:0 in Bielefeld am Sonntag war der Zusammenprall der bemerkenswerteste Moment. Auch, weil er weitere Diskussionen über den Umgang mit Kopfverletzungen im Profifußball auslöste.

Fast zehn Minuten lang wurden die beiden Spieler auf dem Platz behandelt, bis sie schließlich beide weiterspielen durften. Während Luthe ein Pflaster auf seine blutende Nase bekam, spielte Ryerson bis zur Pause mit bandagiertem Kopf. Für den Torwart war es schon das zweite Mal in diesem Jahr, das er sich am Kopf verletzt hatte. Nach dem Vorfall vor mehreren Wochen gegen Borussia Mönchengladbach sei es ihm aber „wesentlich schlechter“ gegangen, sagte Luthe am Sonntag nach dem Spiel.

Damals wurde er sofort ausgewechselt, und Union wurde für seine schnelle und konsequente Handlung gelobt. Dieses Mal fiel die Reaktion in manchen Ecken kritischer aus. In den sozialen Medien fragten sich einige – auch manche Experten – warum gerade Ryerson weiterspielen durfte. Schließlich gab der Norweger selbst nach dem Spiel zu, sich „ein bisschen schwindelig“ gefühlt zu haben.

Die Entscheidungshoheit in solchen Fällen haben die Mannschaftsärzte

Die Entscheidungshoheit in solchen Fällen haben aber nicht die Zuschauer und Außenstehenden, sondern die Mannschaftsärzte. Laut DFL-Vorgaben sollen die medizinischen Mitarbeiter auf dem Platz kognitive Scat-5-Tests durchführen, mit denen man Symptome einer Gehirnerschütterung erkennen kann. Wie Ryerson am Mittwoch erklärte, habe der Arzt bei der Frage der Auswechslung das letzte Wort gehabt.

„Wir haben sofort miteinander gesprochen, die Kommunikation war sehr gut. Ich sagte, dass ich weiterspielen möchte, wir haben einige Tests gemacht und er hat grünes Licht gegeben“, sagte der Norweger. Auch in den Tagen danach sei er getestet worden. Nachwirkungen habe es nicht gegeben.

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Am Montag hatte auch Trainer Urs Fischer das Vorgehen der medizinischen Abteilung gelobt. „Ich glaube, dass wir sensibler mit dem Thema umgehen als zu meiner Zeit“, sagte der Schweizer. Das ist tatsächlich so, wie auch manche Entwicklungen im Weltfußball zeigen. In der englischen Premier League werden aktuell zusätzliche Auswechslungen – sogenannte „concussion substitutes“ – getestet.

Doch auch auf der Insel debattiert man, ob man zur Durchsetzung dieser Auswechslungen noch klarere, einheitliche Vorgaben entwickeln soll, wie es etwa im American Football der Fall ist. Bei Ryerson und Luthe ging alles gut aus. Andere Kopfverletzungen könnten aber Folgen haben, die deutlich schwer wiegender sind.

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