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© ddp

Union Berlin: Verloren im Schneesturm

Der 1. FC Union unterliegt cleveren Frankfurtern 1:4 – Alexander Meier erzielt drei Tore für die Eintracht.

Nach dem Spiel blieb noch Zeit für ein Fachgespräch unter Berlinern. „Geiler Pfostenschuss, Alter“, sagte Benjamin Köhler, Berliner in Diensten von Eintracht Frankfurt, zu seinem Kumpel Karim Benyamina vom Berliner Regionalligisten 1. FC Union. Köhler lachte. Bei Union fanden sie das alles gar nicht so lustig. „Das Ergebnis ist eine reine Katastrophe“, sagte Trainer Uwe Neuhaus nach der 1:4-Niederlage seiner Mannschaft in der ersten Runde des DFB-Pokals. „Das haben wir nicht verdient.“ Der ganze Unterschied zwischen dem Erst- und dem Drittligisten manifestierte sich in jener Szene eine knappe Viertelstunde vor Schluss. Kurz vor dem Frankfurter Strafraum nahm der eingewechselte Benyamina den Ball volley und setzte ihn an den linken Pfosten des Eintracht-Tores. Es wäre das 2:3 gewesen. „Wir verstehen es einfach nicht, zum richtigen Zeitpunkt die Tore zu machen“, sagte Unions Stürmer Niko Patschinski.

12 167 Zuschauer wollten gestern an der Alten Försterei das erste Pokalspiel der Berliner seit drei Jahren sehen. Dem Anlass entsprechend hatten die Fans ihr kleines Stadion besonders schick herausputzen wollen. Kurz vor Anpfiff sah es so aus, als hätte ein Schneesturm über Köpenick gefegt. Der Strafraum vor der Unionkurve war weiß von Papier, und weil es eine Zeitlang dauerte, bis die Ordner alle Kassenbonrollen weggeräumt hatten, konnte das Spiel erst mit sechsminütiger Verspätung beginnen.

Zumindest die Kulisse erinnerte an Unions legendäre Pokalsaison 2000/01, als die damals ebenfalls drittklassigen Berliner sogar das Finale erreichten. Doch den Frankfurtern fehlte an diesem Nachmittag jeglicher Sinn fürs Nostalgische. Immer wenn das Revival an Fahrt aufzunehmen schien, zum Beispiel nach Patschinskis Tor zum 1:1 (28. Minute), gaben sie kurz den Partyschreck. „Der Spielablauf war für uns ja nicht unglücklich“, sagte Eintrachts Manager Heribert Bruchhagen. Mit dem ersten Angriff machte Alexander Meier das 1:0 (17.) für die Eintracht, mit dem zweiten das 2:1 (37.), und zwei Minuten, nachdem Macchambes Younga-Mouhani mit einem Drehschuss knapp den Ausgleich verpasst hatte, traf Alexander Meier auch noch zum entscheidenden 3:1 (57.). Nur das 4:1 schoss Meier nicht selbst: Er ließ schießen, indem er seinem Kapitän Joannis Amanatidis den Ball genau in den Fuß spielte.

„Die Eintracht hat vorgemacht, was erste Bundesliga ist“, sagte Unions Mittelfeldspieler Sebastian Bönig. An diesem Nachmittag war sie für den Drittligisten vor allem eins: eine Nummer zu clever. Die Berliner mussten dem Spielstand immer hinterherlaufen, eine bessere Ausgangsposition verbauten sie sich mit ihrer fahrigen Chancenverwertung. Younga- Mouhani trat schon in der dritten Minute im Frankfurter Strafraum über den Ball, Patschinski dribbelte kurz vor der Pause an zwei Frankfurtern vorbei und ließ sich dann den Ball von Torhüter Markus Pröll vom Fuß stiebitzen, Benyamina verfehlte einmal knapp das Tor. „In der Chancenverwertung waren die zwei Klassen Unterschied zu sehen“, sagte Trainer Neuhaus, der nun mit zwei Heimniederlagen seine Arbeit bei Union begonnen hat. Das 1:4 gegen Frankfurt aber ist mit anderen Maßstäben zu messen als das 0:1 gegen Düsseldorf vor einer Woche. Neuhaus sagte: „Ich bin mir sicher, dass wir aus diesem Spiel gestärkt hervorgehen.“

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