zum Hauptinhalt
Es lief nicht. Sascha Burchert im Hertha-Tor gegen den HSV.

© Soeren Stache/dpa

Union Berlin gegen Greuther Fürth: Sascha Burchert will doch nur spielen

Der Berliner Torwart war immer nur Ersatzmann - erst bei Hertha BSC, dann bei Greuther Fürth. Jetzt ist er bei den Franken gesetzt.

Kürzlich wollte Sascha Burchert einem jungen Teamkollegen ein Video im Internet zeigen. Er hat sich Mühe gegeben und gesucht. Doch er hat es nicht gefunden. Dabei hätte Burchert es wirklich gern vorgespielt. Der Inhalt: Er, Burchert, im Jahr 2009 mit Hertha BSC gegen den Hamburger SV. Wie er zwei Tore kassiert, die ihm viel Spott und von der „Bild“-Zeitung die Bezeichnung „Torwart-Trottel“ eingebracht haben. Die Botschaft des Videos an den jungen Spieler sollte laut Burchert so heißen: „Fehler gehören dazu. So ist das Leben.“

Auch wenn die Umsetzung nicht geklappt hat, sagt allein die Idee einiges aus über Sascha Burchert. Meist geht es in der oft überhitzten Welt des Profifußballs darum möglichst cool, lässig und perfekt zu wirken. Beim Torwart des Zweitligisten Greuther Fürth, der an diesem Sonntag auf den 1. FC Union trifft (13.30 Uhr, live bei Sky), ist das etwas anders. Er kann heute über die Szene von damals herzhaft lachen, die ihn für kurze Zeit berühmt gemacht hat, wenn auch nicht so wie erhofft. „Vom Timing her waren meine beiden Kopfbälle doch Weltklasse, das muss ich mal sagen“, urteilt er launig.

Sie waren wirklich nicht übel. Weit vor dem eigenen Tor köpfte er den Ball Richtung Mittellinie. Dummerweise aber stand dort beim ersten Mal David Jarolim und danach Ze Roberto, und beide lupften die Bälle innerhalb von 100 Sekunden über Burchert ins Tor. Von vielen Seiten wurde ihm danach bescheinigt, nichts verkehrt gemacht zu haben.

Mit 20 Jahren noch nicht so weit

Burchert, damals 19, war da schon sieben Jahre bei Hertha. Es kamen sieben weitere dazu. Doch er hat insgesamt nur 15 Spiele bei den Profis bestritten. „Ich hätte einige Jahre früher wechseln sollen“, sagt Burchert. Nicht mehr derjenige sein, der er seit der Jugend im Verein ist. Sondern woanders derjenige, der neu kommt und etwas reißen will. Wobei er die Gründe, dass er bei Hertha nie den Durchbruch geschafft hat, auch bei sich sieht: „Ich war einfach mit 20 Jahren noch nicht so weit wie andere Torhüter es jetzt in dem Alter sind.“

Für eine längere Phase mit durchgehenden Einsatzzeiten musste er 1000 Kilometer von seiner Geburtsstadt Berlin nach Norden ziehen, zu Valerenga Oslo mit dem ehemaligen Hertha-Kapitän Kjetil Rekdal als Trainer. Ein Ausleihgeschäft für ein halbes Jahr. Aber eins, das ihm zeigte: Es geht doch. Er machte im Jahr 2015 14 Spiele am Stück, bekam meist gute Kritiken, abgesehen von einem Gegentor aus 52 Metern vom gegnerischen Torwart. „Da habe ich mich verschätzt“, sagt der 28-Jährige. Aber selbst dieser Lapsus hatte etwas Gutes. Keiner im Verein stellte ihn in Frage, er spürte das Vertrauen. „Das waren gelungene Monate.“ Auch, weil Oslo eine „geile Stadt“ sei. Nur eine Sache hat ihn selbst im bekannt preisintensiven Norwegen geschockt: Beim Friseur zahlte er fast 100 Euro. „Und bei meiner Kurzhaarfrisur muss man nun wirklich nicht viel machen.“

Im Sommer 2016 ging er nach Fürth, wo der ehemalige Herthaner Christian Fiedler Torwarttrainer ist – und saß zunächst wieder draußen. Eine ganze Saison, auch die ersten Monate der zweiten. Obwohl er zuvor seinen Vertrag vorzeitig verlängert hatte, weil er fest an seine Chance glaubte. Um Spielpraxis zu bekommen, stellte er sich Ende der vergangenen Saison in der Relegation um den Verbleib in der Regionalliga bei der zweiten Mannschaft ins Tor. Im Oktober 2017 bekam Burchert endlich seine Chance. Nachdem Balazs Megyeri, der im Sommer noch zum Kapitän ernannt worden war, einige Male gepatzt hatte. Burchert nutzte die Gelegenheit. Meist zählt er in Fürths Team zu den besten Spielern. In sechs seiner 17 Einsätze blieb er ohne Gegentor, ein Topwert in der Zweiten Liga.

Trotzdem hängt Fürth im Keller, die Hypothek der vier Niederlagen zum Start belastet immer noch. Zudem sorgte unter anderem eine unglückliche Transferpolitik für Unruhe. Jetzt geht es darum, wenigstens den Klassenerhalt zu packen. Dafür bevorzugt Burchert eine positive Lesart der Tabelle: „Wir stehen über dem Strich, nachdem wir ewig Vorletzter waren.“ Die heimstarken Franken sind 15., die Rückrundentabelle listet sie sogar auf Platz vier. Es würde noch besser aussehen, wenn da nicht zuletzt die 1:2-Niederlage beim Drittletzten Erzgebirge Aue gewesen wäre. Statt sechs Punkten Vorsprung auf Aue sind beide nun punktgleich.

Tabellenkeller ist nie schön, doch im Endspurt könnte das unfreiwillige Verweilen in dieser Region hilfreich sein: „Wir kennen den Druck seit Anfang der Saison“, sagt Burchert, „für andere ist das Neuland.“ Zum Beispiel für den 1. FC Union, der nur drei Zähler mehr hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false