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Premiere: Zum ersten Mal wird ein internationales Finalspiel der UEFA von einer Frau gepfiffen

© Reuters

Uefa-Supercup: Schiedsrichterin pfeift Liverpool gegen Chelsea

Zum ersten Mal leitet eine Schiedsrichterin ein internationales Topspiel der Männer. Damit setzt sie einen Meilenstein in einer positiven Entwicklung.

Jedes Jahr aufs Neue gelingt es einzelnen Akteuren im Fußballgeschäft, einen klassischen Senkrechtstart hinzulegen. In diesem Jahr, besonders in den letzten Monaten, zählt zu dieser erlesenen Gruppe jemand, dessen Berufsgruppe es einem eigentlich besonders erschwert, im positiven Sinne aufzufallen. Es handelt sich nämlich um jemanden aus dem Schiedsrichterwesen, um eine Schiedsrichterin, um genau zu sein.

Die 35-jährige Französin Stephanie Frappart wird als erste Frau überhaupt ein wichtiges internationales Spiel der Männer leiten, wobei dies weniger international als vielmehr ein englisches sein wird. Denn Champions-League Sieger FC Liverpool und Europa-League Sieger FC Chelsea treffen sich am Mittwochabend in Istanbul zum traditionellen Uefa Supercup-Finale zu Beginn der Saison. Zum ersten Mal geleitet von einer Schiedsrichterin und ihrem Team. Schon im April hatte die Französin dabei einen Meilenstein auf nationaler Ebene erreicht, als sie zur ersten Schiedsrichterin wurde, die in der französischen Ligue 1 ein Spiel im Männerbereich anpfiff. Aktuell gilt sie als die beste Unparteiische der Welt, vorläufiger Höhepunkt ihrer Karriere war bis dato das Endspiel der Frauen-Weltmeisterschaft in diesem Jahr zwischen den USA und den Niederlanden in ihrem Heimatland.

Für den Fußballsport ist diese Ansetzung nun ein weiteres, schönes Zeichen auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter in einem immer noch von Männern dominierten Umfeld. Dass dieser Weg doch eher langsam beschritten wird, ist heute erst einmal zweitrangig. 

Die Gleichberechtigung im Fußball nimmt zu

Die Weltmeisterschaft der Frauen  wurde von den Zuschauern mit so großer Begeisterung verfolgt wie selten zuvor. Die Aufsichtsratsvorsitzende des FC St. Pauli heißt Sandra Schwedler. Sogar dem Exekutivkomitee der Fifa gehört seit 2013 ein ständiges weibliches Mitglied an. Und Bibiana Steinhaus hat sich mittlerweile als feste Schiedsrichtergröße in der Bundesliga etabliert, nachdem sie sich durch kontinuierlich gute Leistungen schon lange für diese beworben hatte.

Dabei ist der Einsatz von weiblichen Schiedsrichtern im professionellen Männerfußball keineswegs eine deutsche und noch weniger eine französische Erfindung. Schon 2003 betrat die Schweizerin Nicole Petigant die große Bühne, als Pionierin, könnte man sagen. Neben den Spielen der ersten Ligen in der Schweiz und Österreich pfiff sie, wie Frappart heute, damals schon mal eine Uefa-Partie. Nämlich Fylkir Reyklavik gegen AIK Stockholm in der Qualifikation für den, damals noch, Uefa-Cup. Doch damit sollte sie für eine lange Zeit die Einzige bleiben.

Erst Elf Jahre später fand wieder ein Spiel in einer ersten Männerliga unter Leitung einer Frau statt, in der Ukraine, gepfiffen von Cateryna Monzul. Mit Cladys Lengwe aus Sambia und Claudia Umpierez aus Uruguay  qualifizierten sich in den letzten Jahren zwei weitere Unparteiische für die höchsten Aufgaben in ihren jeweiligen Ländern.

Dass zuerst die Deutsche und jetzt auch die französische Liga diesen Beispielen folgen und sich mittlerweile auch die Uefa nicht länger davor scheut, talentierte Schiedsrichterinnen an die wichtigsten Spiele zu heranzulassen, ist nur logisch, findet auch Jürgen Klopp. „Es gibt so viele Dinge in der Welt, bei denen wir offensichtlich nicht klug sind, die richtige Entscheidung zu treffen. Das hier ist eine sehr kluge Entscheidung, eine Schiedsrichterin in einem sehr, sehr wichtigen, einem großen Spiel einzusetzen. Es ist das erste, aber ich hoffe nicht das letzte Mal“, sagte der Coach des FC Liverpool im Vorfeld des Spiels.

Für Niederländer Virgil van Dijk spiele das Geschlecht des Schiedsrichters keine Rolle. Schöne Bilder dürften aber trotzdem entstehen, wenn die 1,64 Meter zierliche Französin den 30 Zentimeter größeren, schrankähnlichen Innenverteidiger in seine Schranken weisen müssen wird.

Sebastian Behrens

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