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Uefa-Cup: Der Pokal war deutsch

Abschied vom Uefa-Cup: Mit Werder Bremen steht zum 14. Mal ein Klub aus der Bundesliga im Finale. Zur neuen Saison wird der Uefa-Cup Europa League heißen und einen leicht veränderten Modus bekommen.

Über seinen größten internationalen Erfolg als Vereinsspieler spricht Bernard Dietz alles andere als besonders ehrfürchtig. „Das war nichts Besonderes“, sagt er. 1979 stand der Verteidiger mit dem MSV Duisburg im Halbfinale des Uefa-Pokals. Europäischer Fußball – den kannten die Duisburger eigentlich nur aus dem Fernsehen. „Plötzlich durftest du auch mittwochs spielen“, sagt Dietz, „plötzlich kamst du aus dem normalen Trott raus.“ Nur im Halbfinale war es anders. Im Halbfinale, mit dem der Duisburger Weg durch Europa zu Ende ging, musste der MSV gegen Borussia Mönchengladbach spielen, gegen den Lokalrivalen vom Niederrhein.

Tagesausflug statt Fernreise. Nicht einmal fünfzig Kilometer liegen zwischen dem Wedaustadion und dem Bökelberg, die Mannschaften hatten keine Geheimnisse voreinander, es war „ein Spiel alter Bekannter“, sagt Bernard Dietz. „Es fehlte dieses europäische Flair.“ Noch heute glaubt der Kapitän des MSV, dass die Mannschaft ins Endspiel eingezogen wäre, wenn sie im Halbfinale nicht auf einen deutschen Gegner getroffen wäre. Aber die Chance war in diesem Jahr nicht besonders groß. Die Bundesliga stellte 1979 drei der vier Halbfinalisten im Uefa- Cup: Duisburg, Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach. „Die Gladbacher lagen uns nicht so“, sagt Dietz. „Egal wie gut wir drauf waren, die hatten immer die Nase vorn.“ So war es auch 1979 im Europapokal. Dem 2:2 in Duisburg ließen die Borussen einen 4:1-Heimsieg folgen, im Finale, das damals noch in Hin- und Rückspielen ausgetragen wurde, setzten sich die Gladbacher dann gegen Roter Stern Belgrad durch.

Wenn am späten Mittwochabend in Istanbul das Endspiel des Uefa-Cups zwischen Werder Bremen und Schachtjor Donezk abgepfiffen wird, geht nicht nur ein Spiel zu Ende. Dann endet nach 38 Jahren auch die Geschichte des Uefa-Cups: 1971/72 wurde der Wettbewerb als Nachfolger des Messepokals eingeführt, zur neuen Saison wird er Europa League heißen und einen leicht veränderten Modus bekommen. Dank Bremer Beteiligung ist das letzte Uefa-Cup-Finale noch einmal eine Reminiszenz an die erfolgreiche deutsche Vergangenheit. Der Uefa-Cup war ein deutscher Wettbewerb.

Kein Land stellt so viele verschiedene Uefa-Cup-Sieger wie Deutschland (fünf), keines so viele verschiedene Finalisten (zehn). Mit Werder bestreitet am Mittwoch zum insgesamt 14. Mal eine deutsche Mannschaft das Endspiel, sechs Mal holten die Deutschen den Titel. Borussia Mönchengladbach gewann den Uefa-Cup als einzige deutsche Mannschaft zwei Mal (1975, 1979), erreichte zudem bei den ersten vier Teilnahmen jedes Mal das Finale. Außerdem siegten Eintracht Frankfurt (1980), Bayer Leverkusen (1988), Bayern München (1996) und der FC Schalke (1997).

Die ganz große Zeit der Deutschen in diesem Wettbewerb liegt schon länger zurück. Sieben Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem zuletzt eine deutsche Mannschaft im Endspiel stand (Borussia Dortmund gegen Feyenoord Rotterdam, 2:3). Und trotzdem hat nur Italien im Uefa-Cup besser abgeschnitten als die Bundesliga. Vor allem Anfang der Neunziger erlebte der Wettbewerb eine italienische Ära. Zwischen 1989 und 1995 war in jedem Endspiel mindestens ein italienischer Verein vertreten, drei Mal blieben die Italiener sogar unter sich, und in sechs dieser sieben Fälle holten sie den Titel. Italien hat in 38 Jahren nicht nur die meisten Finalisten (15) gestellt, sondern den Pokal auch am häufigsten gewonnen (neun Mal). Dahinter folgt jeweils die Bundesliga.

Ihre beste Zeit im Uefa-Cup erlebten die deutschen Vereine Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre. Nachdem 1979 schon drei der vier Halbfinalisten aus Deutschland gekommen waren, stellte die Bundesliga 1980 sogar alle vier: Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, Bayern München und den VfB Stuttgart. Alle Halbfinalisten aus einem Land, das hat es im Uefa-Cup weder davor noch danach gegeben. Der fünfte Vertreter aus der Bundesliga, der 1. FC Kaiserslautern, schaffte es immerhin noch ins Viertelfinale – und scheiterte an den Bayern. Damit war in jener Saison keine bundesdeutsche Mannschaft gegen einen nicht deutschen Gegner aus dem Wettbewerb ausgeschieden.

„Auf der einen Seite war das schon schön für den deutschen Fußball“, sagt Bernd Hölzenbein, der 1980 mit Eintracht Frankfurt im Halbfinale erst Bayern München ausschaltete und sich dann in den beiden Endspielen gegen Borussia Mönchengladbach (2:3/1:0) durchsetzte. „Aber irgendwie hat so ein bisschen die Internationalität gefehlt. Das war schon komisch.“

Auch das Publikum gierte nicht unbedingt nach den deutsch-deutschen Duellen, die es schon aus der Bundesliga gewohnt war. Beim ersten Finalspiel auf dem Mönchengladbacher Bökelberg blieben damals 10 000 Plätze frei, wenigstens das Rückspiel in Frankfurt war ausverkauft. Dass die Eintracht den Titel gegen einen anderen Bundesligisten holte, „ist schon eine Abwertung“, findet Bernd Hölzenbein, „aber nur eine kleine“. Nach dem dramatischen Halbfinale gegen die Bayern mit einem 5:1-Sieg nach Verlängerung, „hätte Juventus Turin kommen sollen“, sagt Hölzenbein. „Aber dann hätten wir vielleicht verloren.“

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