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Trostloser Abgang. Die Gladbacher Granit Xhaka (l.) und Mahmoud Dahoud.

© dpa/Gambarini

UEFA Champions League - Borussia Mönchengladbach: Schön, aber auch schade

Am Ende zählt nicht gutes Aussehen, sondern allein das Ergebnis, und das fiel für die Gladbacher in ihrer ersten Champions-League-Saison mit dem 1:1 gegen Juventus Turin zum wiederholten Mal nicht zufriedenstellend aus.

Sie hatten auf dem internationalen Laufsteg eine durchaus ansprechende Figur abgegeben. Die aktuelle Herbstkollektion von Borussia Mönchengladbach wurde für ihre zeitgemäße Eleganz gelobt, zeitweise riss es die Zuschauer sogar aus den Sitzen. „Sehr viel Positives“ hatte Torhüter Yann Sommer gesehen, „gutes Gegenpressing, gute Ballstafetten, gute Läufe“. Letztlich aber galt für die Gladbacher das, was Massimiliano Allegri, der Trainer von Juventus Turin, nach dem 1:1 in Mönchengladbach eigentlich auf seine eigene Mannschaft bezogen hatte: „Das ist keine Modenschau.“ Am Ende zählt nicht gutes Aussehen, sondern allein das Ergebnis, und das fiel für die Gladbacher in ihrer ersten Champions-League-Saison zum wiederholten Mal nicht zufriedenstellend aus.

Dass die Borussia auch das zweite Duell gegen den Vorjahresfinalisten Juventus ungeschlagen überstanden hatte, „das ist aller Ehren wert“, sagte Kapitän Granit Xhaka, „aber es wäre mehr drin gewesen“. Dieses Gefühl hatten die Gladbacher nach allen drei Champions-League-Spielen, seitdem Andre Schubert Lucien Favre als Trainer abgelöst hat. „Wir haben bewiesen, dass wir jede Mannschaft der Welt vor Probleme stellen können“, behauptete Offensivspieler Ibrahima Traoré. Aber mehr als zwei Unentschieden gegen Turin sprangen eben nicht heraus. Und so stellt sich die Situation nach vier Begegnungen genauso dar, wie es den Borussen nach der Auslosung prophezeit worden war: Der Champions-League-Debütant belegt in seiner Mördergruppe abgeschlagen den letzten Tabellenplatz und hat schon zwei Spieltage vor Schluss keine Chance mehr auf den Einzug ins Achtelfinale.

Als Torhüter Sommer darauf angesprochen wurde, dass das große Ziel, der Verbleib in der Europa League, dennoch noch möglich sei, widersprach er vehement. Das große Ziel war trotz namhafter Konkurrenz das Achtelfinale in der Champions League. Die Chance, in der Europa League zu überwintern, empfinden die Gladbacher trotzdem als hinreichend attraktiv, und mit einem Heimsieg gegen den FC Sevilla in drei Wochen würden sie vor dem abschließenden Spiel bei Manchester City auf Platz drei vorrücken. Yann Sommer traut seiner Mannschaft das durchaus zu, nachdem die jüngsten Auftritte in der Champions League gezeigt hätten, „dass die Borussia international dagegen halten kann – dass sie mehr als dagegen halten kann“.

Die Statistik sprach für Mönchengladbach - es nützte wenig

Gegen Juventus wies die Statistik für die Gladbacher 7:3 Schüsse aufs Tor aus, 66 Prozent Ballbesitz, 58 Prozent gewonnene Zweikämpfe und eine Passquote von 91 Prozent. „Viele Teams hätten dieses Spiel heute wohl verloren“, sagte Turins Anführer Paul Pogba. Aber genau deshalb blickten die Borussen ein wenig zwiespältig auf die Begegnung zurück. Trainer Andre Schubert berichtete hinterher von den Reaktionen, die ihn nach dem Schlusspfiff erreicht hatten: „Einige haben gesagt: Glückwunsch; einige: Schade.“

Aber allzu viel Gram verbietet sich eigentlich, wenn man sich an die Ausgangsposition erinnert: Noch vor ein paar Wochen gab es die nicht ganz unbegründete Furcht, dass die Gladbacher in ernste Abstiegsgefahr geraten könnten und in der Champions League sang- und klanglos untergehen würden. Inzwischen hat sich die Wahrnehmung radikal gewandelt, in der Bundesliga „werden wir schon als die abgezockte Champions-League-Mannschaft beschrieben“, sagte Schubert.

Das hält Borussias Trainer nach nur vier Auftritten auf diesem Niveau für deutlich übertrieben, trotzdem kann man den Gladbachern gerade förmlich beim Wachsen zusehen. „Jeder internationale Auftritt bringt die Mannschaft einen Schritt weiter“, erklärte Schubert. Selbst im Vergleich zum 0:0 gegen Juventus vor zwei Wochen waren deutliche Fortschritte zu erkennen. „In Turin haben wir nach vorne fast nicht stattgefunden“, sagte Borussias Trainer. „Das sah heute ganz anders aus.“ Auch in der Intensität der Zweikampfführung erwiesen sich die Gladbacher als erstaunlich anpassungsfähig. Im Hinspiel hatte sich Krake Pogba mit seinen Tentakeln auffallend oft scheinbar verlorene Bälle im Nachfassen noch zurückerobert; am Dienstag waren es die Gladbacher, die dem Franzosen mehrmals den Ball entwanden.

Auch wegen solcher Erkenntnisse tendierte Andre Schubert dazu, das Spiel nicht allein nach seinem Ergebnis und dessen Folgen zu bewerten. „Wenn wir uns jetzt schon ärgern, dass wir gegen Juve nur einen Punkt holen“, sagte er, „dann sind wir auf einem guten Weg.“

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