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Alle für ein Ziel. Für die deutsche Para-Eishockeymannschaft geht es um den Aufstieg in die A-Klasse – und um die Paralympischen Spiele 2022.

©  Ralf Kuckuck/Imago

Turnier in Berlin: Wie Para-Eishockey bei der WM um Aufmerksamkeit kämpft

Am Sonntag startet die B-Weltmeisterschaft im Para-Eishockey in der Eissporthalle Charlottenburg. Das deutsche Team will den Wiederaufstieg schaffen.

Es war ein ungewohntes Bild, das die beiden Eisbären-Spieler Kai Wissmann und Maximilian Franzreb in der zurückliegenden Woche abgaben. Im Sitzen schlitterten sie über das Eis. Die beiden Eishockeyprofis sollten so Werbung machen für die B-WM im Para-Eishockey, die an diesem Sonntag in der Eissporthalle Charlottenburg beginnt. Bis kommenden Donnerstag geht es für die deutsche Mannschaft in fünf Spielen darum, den Aufstieg in die höchste WM-Klasse zu schaffen und damit ihrem Ziel, an den Paralympischen Winterspielen 2022 in Peking teilzunehmen, ein Stück näher zu kommen.

Davon träumt auch Para-Eishockeyspieler Christian Pilz, der zusammen mit den beiden Eisbären-Spielern das WM-Eis in der Halle am Glockenturm testete. Während der Nationalspieler gekonnt auf seinem Schlitten über das Eis sauste und dabei den ein oder anderen Puck aufs Tor jagte, hatten die beiden Spieler aus der Deutschen Eishockey-Liga schon Mühe, sich auf dem Schlitten zu halten. „Das schwerste war das Bremsen und in den Bögen nicht umzukippen“, sagt Wissmann. Neben dem Schlitten gehören auch die Schläger zu der speziellen Ausrüstung eines Para-Eishockeyspielers. In beiden Händen halten die Spieler einen verkürzten Schläger, dessen Ende mit Spikes versehen ist und auch der Fortbewegung dient.

Zahlen müssen die Spieler die Ausrüstung übrigens meist selber, Sponsoren finden sich nur selten – selbst in der Nationalmannschaft. Para-Eishockey unterscheidet sich vom Eishockey, wie es Wissmann und Franzreb spielen, aber nicht nur in der Ausrüstung, sondern auch beim Eis selbst. Es ist höher gelegen, damit die Spieler ebenmäßig zu den Spielbänken fahren und so die Wechsel schneller ablaufen können.

Für Christian Pilz ist es nicht die erste Weltmeisterschaft. Aber die erste im eigenen Land, dementsprechend ist die Begeisterung groß. „Eine Heim-WM, wann hat man das mal?“, fragt der 36-Jährige. Seit 1996 finden im Para-Eishockey Weltmeisterschaften statt. Die deutsche Mannschaft musste 2017 den Abstieg aus dem A-Pool hinnehmen und kämpft nun um den Wiederaufstieg. In Berlin spielen alle sechs teilnehmenden Teams gegeneinander, die beiden besten Nationen steigen auf.

Deutschland trifft am Sonntag auf China, am Montag auf Polen, Dienstag auf Großbritannien, Donnerstag auf die Slowakei und Freitag auf Russland (Beginn jeweils um 19 Uhr, der Eintritt ist frei). Die russische Mannschaft gilt, nachdem sie im Zuge des Doping-Skandals in den B-Pool zwangsabsteigen musste, als Favorit auf den Titel. Aber auch Gastgeber Deutschland hat einen der beiden vorderen Plätze anvisiert. „Wir können kämpfen. Wir wollen den Aufstieg. Das ist in jedem Kopf drin“, sagt Pilz.

Mit 15 Feldspielern und zwei Torhütern tritt das Team von Trainer Andreas Pokorny an, durch eine erfolgreiche Weltmeisterschaft erhoffen sie sich mehr Aufmerksamkeit. „Die Werbung läuft seit etwa zweieinhalb Monaten und die Resonanz ist bis jetzt super“, sagt Pilz. Mit Kai Wissmann und Maximilian Franzreb hat der Sport die nächsten Fans gewonnen. „Ich hatte davor schon öfters was davon gehört, aber es selbst noch nie ausprobiert. Es ist auf jeden Fall sehr anspruchsvoll. Ich habe deshalb großen Respekt davor, mit welchem Tempo die Spieler unterwegs sind“, sagt Wissmann nach seinem Selbstversuch. Auch Franzreb habe noch kein Para-Eishockeyspiel gesehen, er ist sich aber sicher: „Das wird sich jetzt ändern.“

Caroline von Molitor

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