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Jayson Granger (links) führte bei Alba gut Regie.

© Andreas Gora/dpa

Trotz massiver Personalprobleme: Alba Berlin gewinnt gegen Rivale Bayern München

Ohne fünf verletzte Spieler und den an Covid-19 erkrankten Trainer Aito Garcia Reneses zeigen die Berliner gegen den großen Rivalen eine überragende Leistung.

Alba Berlins verletzte Spieler hatten beste Sicht. Peyton Siva, Luke Sikma, Marcus Eriksson, Niels Giffey und Lorenz Brenneke saßen neben Manager Marco Baldi direkt hinter der Bande und sprangen kollektiv auf, so es denn ihr Gesundheitszustand zuließ. Wenige Meter neben ihnen hatte Louis Olinde gerade einen Gegner mit seinen langen Armen so unter Druck gesetzt, dass dieser den Ball ins Aus gefördert hatte. Olinde brüllte, die Bank ebenfalls und diese Szene aus dem dritten Viertel verdeutlicht ganz gut, warum Alba das Bundesliga-Spiel gegen den Rivalen Bayern München am Sonntagabend in der leeren Arena am Ostbahnhof überraschend gewann.

Die Berliner wollten diesen Sieg, sie kämpften mit ihrer stark dezimierten Mannschaft um jeden Ball, sie waren einfach konzentrierter als der Gegner – und sie belohnten sich gegen ein schwaches Münchner Team. Am Ende stand ein unter diesen Umständen und in dieser Höhe sensationeller 85:72 (18:12, 21:24, 26:17, 20:19)-Erfolg. Im zweiten Spiel ohne den mit dem Coronavirus infizierten Cheftrainer Aito Garcia Reneses war es der erste Sieg für dessen Assistenten Israel Gonzalez. Damit zieht Alba in der Tabelle der BBL an Bayern vorbei. „Wenn wir so spielen wie heute, können wir jeden Gegner schlagen“, sagte Albas bester Werfer Louis Olinde (17 Punkte). „Jeder will etwas fürs Team geben, nicht nur für sich selbst.“

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Die erste gute Nachricht gab es schon vor dem Spiel. Mit Ben Lammers kehrte ein Profi aus dem prall gefüllten Lazarett zurück. Der Center hatte seit Anfang Dezember mit einer Sprunggelenksverletzung gefehlt und tastete sich gegen Bayern langsam wieder an den Wettkampfbetrieb heran. Dennoch blieben bei Alba zwei Kaderplätze frei.

Beide Mannschaften starteten allerdings sehr durchwachsen und leisteten sich viele Fehlwürfe. Besonders den Münchnern fehlte im ersten Viertel der Rhythmus, so dass Trainer Andrea Trinchieri umgehend auf Betriebstemperatur kam und seinen Unmut lautstark herausbrüllte.

Es ist nicht besonders angenehm, dem italienischen Trainer bei der Arbeit zuzuhören, aber erfolgreich ist er. In der Euroleague stehen die Münchner nach der Hälfte der Saison auf einem starken vierten Platz. Im Duell auf internationaler Ebene hatte Alba gegen die Bayern im Oktober deutlich verloren und dabei vor allem unter der aggressiven Verteidigung der Münchner mit vielen Switches gelitten.

Auch dieses Mal erhöhten die Gäste die Intensität in der Verteidigung nach einigen Minuten, doch Alba kam damit besser zurecht. Aus der Distanz gelang den Berlinern in der ersten Halbzeit zwar nichts, doch unter dem Korb arbeiteten sie gut und punkteten einige Male mit viel Zug zum Korb – etwa als Maodo Lo den Ball überragend hinter dem Rücken mitnahm und Malte Delow gut freispielte.

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In die Pause ging Alba mit einem kleinen Vorsprung, dieser wurde im dritten Viertel aber schnell größer. Das lag zum einen an der wiedergefundenen Treffsicherheit aus der Distanz. Nach sieben Fehlwürfen ohne einen Treffer in der ersten Halbzeit versenkten Johannes Thiemann, der sehr starke Olinde (bester Werfer mit 17 Punkten) und Jonas Mattisseck die ersten drei Dreier des dritten Viertels. Auf bis zu 15 Punkte zog Alba davon und die Spieler der Gäste guckten sich wiederholt ratlos an.

Nachdem München in der Euroleague schon die eine oder andere Aufholjagd gelungen war und zuletzt sogar Barcelona geschlagen wurde, tat Alba allerdings gut daran, das Spiel nicht voreilig abzuhaken. Sie hielten die Konzentration aufrecht und behaupteten ihren zweistelligen Vorsprung mit viel Einsatz. Ganz zum Ärger von Trinchieri, der den Auftritt seiner Mannschaft „peinlich“ und „unprofessionell“ nannte.

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