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Da können nur Geschwister helfen. Florian und Natascha Keller, das neue Trainerteam beim BHC.

© promo/BHC

"Traumlösung" im Berliner Hockey: Florian und Natascha Keller sollen BHC an die Spitze führen

Die BCH-Frauen werden nun von zwei Olympiasiegern trainiert. Der Bundestrainer hätte Natascha Keller aber lieber in anderer Position gesehen.

Florian Keller muss lachen. Daran hat er offensichtlich noch gar nicht gedacht. Stimmt ja, sagt er, jetzt mit 34 Jahren kann er endlich mal über seine ältere Schwester bestimmen. Florian Keller ist der Chef, Natascha Keller, 36, fortan seine Assistentin. Gemeinsam sollen sie die Frauen des Berliner Hockey-Clubs aus dem Mittelmaß zurück in die nationale Spitze führen. „Für uns ist das eine Traumlösung“, sagt Michael Stiebitz, der Präsident des Vereins. „Besser geht es nicht.“ Dass zwei Ur-BHCer eine derart wichtige Funktion übernehmen, ist nicht nur als Signal an den eigenen Verein gedacht; es soll auch ins deutsche Hockey ausstrahlen. Stiebitz hegt die Hoffnung, „dass die Konstellation mit den beiden richtig was entstehen lässt und sich die eine oder andere Spielerin aus dem Westen wieder überlegt, nach Berlin zu kommen“.

In zwei Wochen beginnt die Rückrunde auf dem Feld, aktuell ist der BHC nur Siebter, mit neun Punkten Rückstand auf Platz vier, der für die Teilnahme an der Meisterschafts-Endrunde nötig wäre. „Wenn ich spiele, will ich auch gewinnen. Und wenn du immer gewinnst, würde noch was gehen“, sagt Präsident Stiebitz mit Blick auf die Endrunde. Er selbst hält das aber für „äußerst unwahrscheinlich“. Um kurzfristigen Erfolg geht es mit dem Wechsel auf der Trainerposition auch nicht, sondern um eine langfristig angelegte Neuausrichtung. Bisher hat Sportdirektor Matthew Hetherington die Frauen quasi nebenbei trainiert – neben dem Bundesliga-Team der Männer. Auf Dauer konnte das nicht funktionieren.

„Es ist eine spannende Aufgabe“, sagt Florian Keller über seinen neuen Job, für den er nach 15 Jahren gewissermaßen in den Schoß der Familie zurückkehrt. Niemand hat die Geschichte des BHC so geprägt wie die Kellers. Florian aber war so etwas wie der verlorene Sohn, seitdem er den Klub 2001 in Richtung Hamburg verlassen hat. Zurück in Berlin hat er nicht etwa für den BHC gespielt, sondern für den Lokalrivalen Wespen und dort auch erste Erfahrungen als Trainer gesammelt. Jetzt ist Keller gewissermaßen wieder zu Hause. „Es ist schön, wieder jeden Tag in die Wilskistraße zu fahren“, sagt er. „Wie früher.“

Schon vor vier Jahren stand seine Rückkehr kurz bevor, als der Klub einen Nachfolger für Friedel Stupp suchte. Aber inzwischen ist das ja schon fast ein Dauerzustand, dass der BHC einen neuen Trainer braucht. „Es ist spannend, dass die beiden sich auf dieses Chaos einlassen“, sagt Jamilon Mülders, der Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft, der die Zustände beim BHC schon häufiger kritisiert hat. „Ich verspreche mir sehr viel davon. Beide haben eine gute Basis, besitzen eine extreme Neugier und Lernbereitschaft. Aber sie brauchen einen langen Atem.“

Trotzdem hätte Mülders Natascha Keller lieber in anderer Funktion gesehen. „Wir brauchen ein Gesicht fürs deutsche Damen- Hockey, mit dem wir uns besser präsentieren“, hat er vor anderthalb Jahren gefordert. Niemand wäre dafür besser geeignet gewesen als die Rekordnationalspielerin Natascha Keller. Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) hat sogar mit ihr verhandelt, es bestand Einigkeit, das Job-Profil, eine Art Oliver Bierhoff fürs deutsche Hockey, war klar definiert – nur zum Abschluss kam es nicht, weil Keller zu lange hingehalten wurde und der BHC am Ende schneller war. „Der BHC war nicht schneller“, sagt Mülders. „Das alte DHB-Marketing hat es knallhart versaut.“

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