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Carlos Tevez wechselt von seinem Jugendverein Boca Juniors nach Shanghai und wird mit einem Wochengehalt von 800.000 Euro zu einem der bestbezahlten Fußballer der Welt.

© David Fernandez/EFE/dpa

Transferoffensive aus Fernost: Chinas Fußball denkt in allergrößten Dimensionen

Die Chinesische Super League setzt ihre Fußballoffensive fort – und wird im eigenen Land dafür kritisiert. Denn einheimische Fußballer spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Überlebensgroß prangt das Bild des Star-Fußballtrainers José Mourinho auf einem Bauzaun in Sanya auf der chinesischen Urlaubsinsel Hainan. Zwar nimmt man es in China mitunter mit Bild- und Urheberrechten nicht so genau, doch in diesem Fall verhält es sich anders. Der Bauzaun umgibt die rund 1,5 Milliarden Euro teure, in Bau befindliche Hotel- und Freizeitanlage „Atlantis“, die von der chinesischen Investmentgruppe Fosun finanziert wird und diese besitzt nicht nur den englischen Fußballklubs Wolverhampton Wolves. Sondern auch die Werberechte von Jose Mourinho für China. Ein Fosun-Manager scherzt im Gespräch mit deutschen Reisejournalisten: „Vielleicht fliegt José Mourinho mit Manchester United in der nächsten Saison aus der Champions League früh raus – dann könnte er auch bei der Eröffnung des Atlantis im Oktober 2017 dabei sein.“

In China denken die Manager inzwischen in den allergrößten Dimensionen. Das gilt vor allem für die 16 Klubs der Chinesischen Super-Liga (CSL), die im Frühjahr in die neue Saison startet. Zuletzt versetzte ein Angebot für Cristiano Ronaldo die Fußballwelt in Aufruhr: 100 Millionen Euro pro Jahr für den Portugiesen, 300 Millionen Euro Ablöse für Real Madrid, nennt sein Berater Jorge Mendes bei Sky Sports Italia – der Agent macht übrigens auch mit Fosun Geschäfte. Robert Lewandowskis Berater berichtet von einem Angebot über 40 Millionen Euro Jahresgehalt und 200 Millionen Euro Ablösesumme für den FC Bayern.

Staatschef Xi Jinpeng spricht vom Weltmeistertitel

Einige sind diesen Summen bereits erlegen: Der argentinische Nationalspieler Carlos Tevez wechselt von den Boca Juniors zu Shanghai Shenhua und erhält dort rund 800.000 Euro – pro Woche. Der Brasilianer Oscar geht von Chelsea zu Shanghai SIPG für 500.000 Euro pro Woche. Sein alter Verein Chelsea erhält eine Ablösesumme von 60 Millionen Euro. Der belgische Nationalspieler Axel Witsel (Tianjin Quanjian) und der italienische Nationalspieler Graziano Pellè sind ebenfalls dem Ruf des Geldes gefolgt, Lukas Podolski (Galatasaray Istanbul) denkt noch über ein großzügiges Angebot von Beijing Guan nach.

Den Anstoß zur chinesischen Fußballoffensive hatte Xi Jinping gegeben. Der Staats- und Generalsekretär der Kommunistischen Partei hat einmal davon gesprochen, dass China einmal eine Fußball-WM ausrichten, einmal sich für eine WM qualifizieren und einmal die WM gewinnen solle. Die Politik setzte daraufhin Förderprogramme auf, die CSL-Vereine begannen Unsummen in ausländische Spieler zu investieren. Letzteres wird inzwischen immer skeptischer gesehen, auch von der chinesischen Politik. Die Liga solle aufhören, Geld zu verbrennen, schrieb die „Volkszeitung“, das Parteiorgan der Kommunistischen Partei. Dieser Weg sei eitel und nicht nachhaltig.

Nationaltrainer Marcello Lippi hat ein Sturm-Problem

Tatsächlich ist das Niveau der chinesischen Nationalmannschaft weiterhin bescheiden. Sie wird in der Zwischenrunde der WM-Qualifikation 2018 scheitern, eine 0:1-Heimniederlage gegen Syrien bildete dabei den Tiefpunkt. Der neu verpflichtete italienische Weltmeister-Trainer Marcello Lippi soll es in der Rückrunde besser machen. Sein Team hat allerdings seit vier Qualifikationsspielen kein Tor mehr geschossen, was auch mit der heimischen Liga zu tun hat. Chinesen kommen dort im Angriff kaum zum Zuge, 66,9 Prozent aller Tore sind in der vergangenen Saison von ausländischen Spielern erzielt worden. Besonders augenscheinlich war das am ersten Spieltag, als sogar alle Tore von Ausländern erzielt worden sind.

Zunächst aber geht Chinas Fußballoffensive weiter, auch im Ausland. Der Manager der Fosun-Investmentgruppe sagte den deutschen Journalisten in Sanya: „Wir wollen weitere europäische Fußballklubs kaufen – also wenn Sie welche kennen?“

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