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Im Hintergrund: Pal Dardai und Michael Preetz sehen bei Hertha BSC keine gemeinsame Zukunft mehr.

© Soeren Stache/dpa

Trainerentlassungen in der Bundesliga: Weit gedacht, kurz gesprungen

Trainerwechsel in der Bundesliga sind nicht mehr nur vom aktuellen sportlichen Erfolg abhängig. Klingt gut, wirkt aber manchmal oberflächlich. Ein Kommentar.

Früher war es noch einfacher. Da musste ein Trainer gehen, wenn es eine Zeit lang nicht mehr lief. Ein paar Niederlagen zu viel in der Liga, einmal zu früh in einem Pokalwettbewerb ausgeschieden, in der Tabelle hinterhergehinkt, schon war es vorbei. Und natürlich, diese Trainerentlassungen gibt es immer noch. Manuel Baum wurde deshalb neulich in Augsburg entlassen, Domenico Tedesco vorher bei Schalke, Michael Köllner in Nürnberg oder André Breitenreiter in Hannover.

Doch aktuell häufen sich die Trennungsgeschichten, bei denen das gar nicht der wirkliche Auslöser ist (oder zumindest sein soll). Trainer müssen gehen, nicht weil kurzfristig die Erfolge fehlen, sondern weil die langfristige Perspektive nicht mehr stimmt. So war es bei Dieter Hecking und Mönchengladbach der Fall, bei Bruno Labbadia und Wolfsburg, bei Heiko Herrlich und Leverkusen und jetzt natürlich auch bei Pal Dardai und Hertha BSC.

Dann ist von „gegenseitigem Einvernehmen“ die Rede, von „respektierten Entscheidungen“ und „gemeinsamen Beschlüssen“, weil man sich gegenseitig davon überzeugt hat, dass eine weitere Zusammenarbeit wenig sinnvoll erscheint. Der Trainer sitzt dann noch für den Rest der Saison auf der Bank, aber im Hintergrund wird schon am Nachfolger gestrickt. Oliver Glasner wird offenbar zum Beispiel der neue Mann in Wolfsburg.

Das klingt nach Strategie und Weitsicht, die Sportdirektoren können staatstragend verkünden, wie viele Gedanken sie sich über diese Entscheidung gemacht haben und wie sehr sie damit die Gesamtausrichtung des Vereins im Blick haben. Das hört sich gut an. Und ist ein bisschen lustig, weil die Sportdirektoren ja in erster Linie selbst dafür verantwortlich sind, einen Trainer geholt zu haben, der offensichtlich nicht mehr in das Konzept passt. Vielleicht wäre der ein oder andere da gut beraten, auch sich selbst einmal ein bisschen mehr zu hinterfragen.

Leonard Brandbeck

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