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Zwischenstand. Auf der 17. Etappe wird es solche Bilder wohl eher nicht geben.

© Marco Bertorello/AFP

Tour de France: Die ultimative Etappe

Das 17. Teilstück der Frankreich-Schleife verspricht einen Kampf auf allen Ebenen. Sie fordert Kletterer, Helfer und Sprinter - und bietet eine Neuerung.

Die Tour de France ist immer mal für Innovationen gut. Thierry Gouvenou, Chefplaner der Tour, erklärte dem Tagesspiegel vor der 17. Etappe am Mittwoch: „Wir starten die zweite Pyrenäenetappe in einem ungewöhnlichen Modus. Die Fahrer stellen sich in der Reihenfolge des Klassements auf.“ Welche Folgen dies haben könnte, sagte Gouvenou auch: „Weil es vom Start weg gleich nach oben zur Montée de Peyragudes geht, haben manche Helfer vielleicht gar nicht die Chance, schnell genug zu ihren Kapitänen zu kommen. Wir versprechen uns viel Spannung davon.“

Dazu muss man allerdings wissen, dass Gouvenou bei dieser Tour schon öfter daneben lag. Weder die Etappe über die Kopfsteinpflaster von Roubaix noch die durch die Hügellandschaft des Finistère brachten die Klassementfahrer durcheinander. „Ach, die erste Woche war doch ziemlich leicht“, meinte der Berliner Simon Geschke dazu nur trocken.

Vor dem Ritt vom charmant verblühten Bergkurort Bagneres-de-Luchon zur Skistation hoch zum Col Du Portet haben aber die meisten Fahrer Respekt. „Das ist eine sehr kurze, sehr explosive Etappe“, sagt Chris Froome, der sich wie die übrigen Favoriten am Dienstag beim Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe zurückhielt. 65 Kilometer müssen er und seine Kollegen am Mittwoch nur fahren – dabei aber gleich drei Anstiege bewältigen. Nach dem Peyragudes, bei dem Froome im Vojahr noch Schwächen zeigte, wird noch der Col de Val Louron-Azet überfahren. Und dann muss der Col du Portet erklommen werden. Ausruhen geht da nicht. Nach jedem Anstieg folgt sofort eine Abfahrt, die erneut zu einem Gipfel führt, dazwischen liegen keine Flachstücke.

Jeder gegen jeden

Für Sprinter bedeutet so eine Etappe mit Sägezahn-Profil maximale Anstrengung. „Schon das Gruppetto muss da richtig arbeiten, um noch im Zeitlimit zu bleiben. Wer herausfällt, weil er zu früh am Berg abreißen lässt, hat eigentlich keine Chance mehr“, prognostiziert Marc Sergeant. Der Teamchef von Lotto Soudal kann dem annoncierten Sprinter-Sterben mittlerweile gelassen zugucken. Sein Top-Sprinter André Greipel ist längst weg. Ihn ereilte dieses Schicksal schon in den Alpen. Im deutschen Fernsehen klagte Greipel danach über die Härte des Parcours. Per SMS an Tourchef Christian Prudhomme hat er das inzwischen offenbar relativiert. „Schau her, hier ist die SMS von Greipel, keine Klage, nur ein Informationsaustausch, dass alles gut ist“, sagt Prudhomme dieser Zeitung, zieht das Handy aber auch schnell genug wieder weg, bevor die komplette SMS gelesen werden kann.

Immerhin haben die Organisatoren das Zeitlimit von üblicherweise 20 Prozent auf 25 Prozent erhöht. Dem Gruppetto bleibt also mehr Zeit, vor dem Ablaufen der Uhr ins Ziel zu kommen.

Viel Gruppetto-Fahren ist andererseits nicht zu erwarten. Auf den Anstiegen kämpft jeder für sich allein. Auf den Abfahrten versucht man dann, so weit wie möglich nach vorn zu kommen, bevor die Straße wieder steil nach oben auf den nächsten Gipfel zeigt.

Für Skys Rivalen bietet dieser Tag die Gelegenheit, von Beginn an so schnell in den ersten Berg zu fahren, dass der Sky-Zug sich gar nicht zusammenfindet – und die Gesamtklassementführenden Geraint Thomas und Froome isoliert sind. Ob es spannend wird, entscheidet sich also schon auf den ersten fünf, sechs Kilometern. Bergzeitfahren im Mannschaftsmodus – das käme Sky entgegen.

Das Drehbuch der Organisatoren sieht natürlich anders aus: Bergzeitfahren – jeder gegen jeden.

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