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Kein Zurück mehr. Alexander Nübel wechselt als zweiter Torwart zum FC Bayern.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Torwart wechselt zum FC Bayern: Alexander Nübel setzt seine Karriere aufs Spiel

Der Wechsel zum FC Bayern kommt für Nübel zu früh. Er muss sich auf wenig Spielpraxis einstellen. Für seine Entwicklung wäre das fatal. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Man stelle sich vor, ein 23 Jahre alter Torwart gilt als größtes Talent seines Landes auf seiner Position. Nur mal angenommen, er sei in so jungen Jahren auch Kapitän seines Vereins und hätte eine so große Zukunft vor sich, dass er nie auf die Idee kommen sollte, sich ein paar Jahre lang auf der Bank eines Topklubs zu verschanzen statt Spielpraxis zu sammeln. Man stelle sich vor, dieser Fall ist real. Man stelle sich vor, es ist der Fall von Alexander Nübel.

Dass Nübel sich dazu entschieden hat, den FC Schalke 04 zu verlassen, ist auf der einen Seite nachvollziehbar. Dort hat er nicht die Sicherheit, in den kommenden Jahren international zu spielen – was seiner Entwicklung sicherlich gut tun würde. Auf der anderen Seite reißt er mit dem Wechsel zum FC Bayern alles ein, was er sich in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut hat. Er war Publikumsliebling, Wortführer in der Mannschaft. Nun wird er in der Rückrunde der Bundesliga womöglich nicht mehr ein Spiel absolvieren.

Nübel braucht Spielpraxis auf hohem Niveau

Und die Aussicht auf Einsatzzeit wird bei seinem neuen Klub nicht besser. Dort steht Manuel Neuer im Kasten, der neben Marc-Andre ter Stegen noch immer beste Keeper Deutschlands. Neuer hat schon signalisiert, nicht zurückstecken zu wollen. Er ist sogar gewillt, seinen Vertrag bis 2023 zu verlängern. Nübels frischer Vertrag ist zwei Jahre länger gültig.

Nübel ist noch kein fertiger Torwart, braucht Spielpraxis auf hohem Niveau. Ähnlich war die Situation Neuers, als er vor acht Jahren nach München wechselte – nur musste er sich gegen Thomas Kraft und Hans-Jörg Butt durchsetzen, die einerseits im Bayern-Trikot nie überzeugten oder andererseits ihren Karrierezenit längst überschritten hatten.

Neuer hingegen ist 33 und kann tatsächlich noch mindestens drei Jahre auf hohem Niveau spielen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Nübel der neue Sven Ulreich wird und nur äußert selten zum Einsatz kommt. Für seine Entwicklung wäre das fatal. Dass der FC Bayern ihn zur Konkurrenz in der Bundesliga verleiht – RB Leipzig beispielsweise – ist unwahrscheinlich. Und eine Kategorie tiefer sind wir auch schon bei Nübels aktuellem Klub Schalke 04 angekommen.

So setzt Nübel mit dem frühen Wechsel zum besten deutschen Fußballklub seine Karriere aufs Spiel – bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

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