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Der eine kommt, der andere geht. Mathias Niederberger (links) wird neue Nummer eins der Eisbären, Louis-Marc Aubry verlässt den Verein.

© dpa

Torwart soll zur neuen Saison nach Berlin wechseln: Einer wie Mathias Niederberger hat den Eisbären gerade noch gefehlt

Mathias Niederberger ist aktuell der beste Torwart in der Deutschen Eishockey-Liga. Nun deutet sich ein spektakulärer Wechsel nach Berlin an.

Mathias Niederberger lässt sich nicht so schnell aus der Reserve locken. Nicht während eines Eishockeyspiels und schon gar nicht danach. Am Freitagabend siegte der deutsche Nationaltorwart mit der Düsseldorfer EG 2:1 nach Verlängerung bei den Eisbären Berlin und lieferte dabei eine formidable Leistung ab. Einmal mehr in dieser Saison, in der kein Torwart in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bessere statistische Werte aufweist: Kein Goalie hat eine höhere Quote abgewehrter Schüsse (93,2 Prozent) und keiner kassiert im Schnitt pro Spiel weniger Gegentore (2,01). Fünfmal hat Niederberger in dieser Hauptrunde zu null gespielt, was genauso Ligabestwert ist, wie die Anzahl von 25 Siegen.

Kein Wunder, dass der 27-jährige begehrt ist und viele Klubs ihn gern verpflichten würden. „Er ist sehr wichtig für unser Team“, sagte DEG-Trainer Harold Kreis am Freitag nach dem Spiel in Berlin. So wie es aussieht, steht die Beziehung zwischen Niederberger und seinem Heimatverein aber wohl vor dem Ende. Zuletzt machten Meldungen die Runde, er habe einen Zweijahresvertrag bei den Eisbären unterschrieben, die „Bild“-Zeitung vermeldete sogar schon ein jährliches Gehalt von 155 000 Euro netto. Für einen Eishockey-Profi wäre das viel Geld, Niederberger dürfte es aber wohl wert sein.

Niederberger hat angeblich einen Zweijahresvertrag bei den Eisbären unterschrieben

Eine offizielle Bestätigung für den Wechsel gibt es noch nicht, Düsseldorf dementierte sogar, dass schon etwas fix sei. Und Niederberger selbst sagte am Freitag: „Dazu äußere ich mich nicht.“ Lieber lässt er Taten sprechen. Gegen die Eisbären wehrte er 28 Schüsse ab, wirkte souverän und komplett unaufgeregt. So wie schon in den Spielen zuvor gegen die Berliner, die nur in drei von zwölf Saisondritteln gegen Niederberger einen Treffer erzielen konnten. Fünf waren es insgesamt in vier Spielen, das zeigt, wie schwer eine mögliche Viertelfinalserie für die Eisbären gegen Düsseldorf werden könnte. Im Moment liegt das Team von Serge Aubin, das am Sonntag in Wolfsburg antritt (14 Uhr), auf Tabellenplatz vier, die DEG ist Fünfter. Bleibt das bis zum 8. März so, treffen die Mannschaften anschließend noch mindestens vier weitere Male aufeinander.

Sollte es so kommen, wäre das durchaus im Sinne von Mathias Niederberger: „Natürlich. Wir sind auf einem guten Weg. Dass wir zuletzt Mannheim, München und jetzt Berlin geschlagen haben, hat der Mannschaft sehr gut getan.“

Einen wie Niederberger hätten sie bei den Eisbären nach dem Karriereende von Petri Vehanen gut gebrauchen können. Angesichts der Leistungen des gebürtigen Düsseldorfers wurde in der Vergangenheit immer wieder die Frage gestellt, warum sie ihn überhaupt haben gehen lassen. Denn in der Spielzeit 2014/15 bestritt der Sohn des einstigen Nationalverteidigers Andreas Niederberger bereits elf Spiele für die Berliner, die ihn im Folgejahr nach Düsseldorf verliehen und schließlich ganz dorthin ziehen ließen. Niederberger sah seinerzeit keine Perspektive in Berlin, zu übermächtig war der frühere finnische Weltmeister Vehanen.

2014/15 spielte Niederberger schon einmal in Berlin, kam seinerzeit aber nicht an Petri Vehanen vorbei

Heute ist das anders, Niederberger hat sich entwickelt. Sein Spiel erinnert dabei durchaus an das seines einstigen Berliner Konkurrenten. Der 1,80 Meter große Goalie hält viele Scheiben fest, geht das nicht, wehrt er sie fast immer zur Seite und nicht nach vorne ab. So entnervte er die Berliner Stürmer am Freitag immer wieder – auch wenn ein Torwart letztlich nur so gut ist wie seine Vorderleute. Trotzdem gilt im Eishockey eine Formel, die Harold Kreis nach dem Spiel noch einmal zum Besten gab. „Der Goalie ist in unserem Sport der wichtigste Mann. Das ist kein Geheimnis.“

In dieser Hinsicht haben die Eisbären Nachholbedarf, Sebastian Dahm konnte als Nummer eins in dieser Saison seinen Trainer nicht überzeugen und auch der nachverpflichtete Justin Pogge ist trotz einer zuletzt offensichtlichen Leistungssteigerung noch nicht über jeden Zweifel erhaben. „Natürlich hat man immer ein Auge auf die Vereine, bei denen man früher gespielt hat“, sagte Niederberger und meint damit auch die Eisbären.

Wenn die Rückkehr nach Berlin in ein paar Wochen von allen Seiten bestätigt werden sollte, dürfen sich die Verantwortlichen um Sportdirektor Stephane Richer durchaus auf die Schultern klopfen lassen. „Ich bin in einer sehr guten Form, aber ich sehe immer noch Entwicklungspotenzial bei mir“, sagte Niederberger. Bei den Eisbären werden sie hoffen, dass er sich zumindest in dieser Saison nicht noch weiter steigert, vor allem dann nicht, wenn es in den Play-offs gegen Düsseldorf geht. Dank Niederberger hat sich die DEG zu einem Team gemausert, gegen das wohl keine Mannschaft gerne spielen würde. Bei der Frage nach den Aussichten für Düsseldorf in den Play-offs sagte Niederberger: „Ich denke, da geht einiges.“ Und ließ sich damit doch noch aus der Reserve locken. Zumindest ein bisschen.

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