zum Hauptinhalt
Carle kam bei den Volleys zuletzt immer besser in Form.

© Imago

Timothée Carle von den BR Volleys: Mit Durchschlagskraft ins Halbfinale

Am Mittwoch wollen die BR Volleys ins Halbfinale der Champions League einziehen. Gegen Trentino Volley könnte es dabei besonders auf Timothée Carle ankommen.

An Tagen wie diesen, an denen die Sonne scheint und kaum eine Wolke am Himmel zu sehen ist, spaziert Timothée Carle am liebsten durch Charlottenburg. Er setzte sich dann draußen in ein Café und genießt das schöne Wetter, das ihn an seine Heimat Frankreich erinnert. „Endlich haben wir in Berlin wieder Sonne“, sagt er und lacht. „Das ist superschön, vor allem wenn wieder so viele Menschen draußen auf den Terrassen sitzen.“

Weil Trainer Cédric Énard ihm und seinen Teamkollegen von den BR Volleys in den vergangenen Tagen viel Zeit zur Erholung gab, konnte Carle das Wetter in vollen Zügen genießen und sich mental auf das Spiel am Mittwoch vorbereiten. Da geht es im Viertelfinale der Champions-League daheim gegen den italienischen Klub Trentino Volley.

Um sich nach ihrer 0:3-Niederlage aus dem Hinspiel doch noch für das Halbfinale zu qualifizieren, müssen die Volleys 3:0 oder 3:1 gewinnen und damit einen „Golden Set“, also einen entscheidenden Satz, erzwingen. Der Druck ist entsprechend groß, auch für Carle, auf dem viel Hoffnung ruht. „Weiterzukommen ist ein unglaublich wichtiges Ziel in dieser Saison“, sagt Carle. „Alle von uns glauben daran.“

Dabei startete die Saison für den 26 Jahre alten Franzosen nicht gerade optimal: Erst im vergangenen Jahr zog er sich eine Knieverletzung zu, mit der er über Monate zu kämpfen hatte. Im Sommer verzichtete er deshalb darauf, mit der Nationalmannschaft zu spielen und konzentrierte sich stattdessen auf seine vollständige Genesung. Eigentlich habe er erwartet, direkt im September wieder einsatzfähig zu sein, erzählt Carle, doch die Regeneration zog sich in die Länge und so sah man ihn lange Zeit gar nicht mehr auf dem Spielfeld.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] 

Erschwerend kam für ihn hinzu, dass die Volleys auf der Außenposition stark besetzt sind, insofern musste er sich seinen Platz als Stammspieler Schritt für Schritt zurückerkämpfen. Mit Erfolg: „Es dauerte eine Weile, aber heute habe ich das Gefühl, dass ich wieder richtig frei bin auf dem Spielfeld und mein Knie vollständig belasten kann“, sagt Carle. Vor allem gegen den Spitzenklub Zenit St. Petersburg stellte er nachdrücklich seine Qualitäten unter Beweis und trug entscheidend dazu bei, dass die Volleys ins Viertelfinale der Champions League einzogen.

Seine Erfahrungen teilt Carle am liebsten mit Teamkollege Anton Brehme, der aufgrund einer Langzeitverletzung in dieser Saison noch nicht zum Einsatz kam und sich zu Beginn des Jahres einer Operation unterziehen musste. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft und die gemeinsame Liebe für Schnitzel, weshalb Carle seinen Kollegen auch spaßhaft „Schnitzel“ nennt. „Ich vermisse ihn sehr“, sagt Carle, „er ist ein toller Typ und ein großartiger Spieler. Ich hoffe sehr, dass er sich erholt und bald zurück auf dem Spielfeld ist.“

Carle ist sehr gut mit dem derzeit verletzten Anton Brehme befreundet 

Solange Brehme nicht in Berlin ist, schreiben sich die beiden Nachrichten und telefonieren regelmäßig. „Ich sage ihm dann, dass er geduldig sein muss und selbstbewusst sein soll über seine Rolle im Team. Ich bin ganz sicher, dass er noch stärker zurückkehren wird“, erzählt Carle, „aber natürlich weiß ich, dass das schwer ist.“

Brehme ist dankbar für die Unterstützung aus der Ferne: „Tim ist für mich ein guter Freund geworden, gerade jetzt, wo es bei mir etwas schwierig mit meiner Verletzung ist. Er ist für mich da und baut mich auf.“  Carle sei ein außergewöhnlicher Spieler, der „mit einer gewissen Leichtigkeit“ spiele. „Ich liebe seinen rechten Arm“, sagt Brehme und lacht. „Er ist variabel im Angriff, hat viele Möglichkeiten und vor allem sehr kraftvolle Schläge.“

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Seine Durchschlagskraft möchte Carle auch in den kommenden Wochen unter Beweis stellen und gemeinsam mit seinen Teamkollegen wieder den Meistertitel holen. Gerne würde er noch eine Weile in Berlin bleiben, schließlich wohnt seine Freundin hier und auch bei den Volleys fühlt er sich sehr wohl. „Die Kollegen und der Verein sind einfach toll, die Atmosphäre ist super“, schwärmt Carle.

Und immerhin bis ins kommende Jahr läuft sein Vertrag bei den Volleys noch. Nun aber liegt sein Fokus erst einmal auf dem nächsten Ziel: Dem Viertelfinale gegen Trentino am Mittwoch (18.30 Uhr/Spontent). Falls die Volleys die Wende schaffen und weiterkommen, wollen sie ein großes Abendessen veranstalten und den Sieg mit einigen Drinks zelebrieren. Für Carle gäbe es dann wahrscheinlich ein Gin Tonic, das ist nämlich sein „guilty pleasure“, und vielleicht wird sogar Brehme per Videoanruf dazugeschaltet.

Zur Startseite