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Schwerer Stand. Die deutsche Mannschaft mit Leon Goretzka investierte viel, brauchte aber lange um sich zu belohnen.

©  Heimken/dpa

Thomas Müller kommt, trifft und siegt: Deutschland nach 2:1 gegen Rumänien auf WM-Kurs

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft läuft gegen Rumänien lange einem Rückstand hinterher, gewinnt am Ende aber noch verdient mit 2:1.

Ganz zu Beginn sorgte wenigstens der Stadionsprecher für ein bisschen Heiterkeit. Joshua Kimmich stand zur Ausführung eines Elfmeters bereit. Er stand schon ziemlich lange dort. Und weil sich der Schiedsrichter immer wieder mit dem Zeigefinger ans Ohr tippte, gab es vermutlich niemanden mehr in der mit 25 000 Zuschauern ausverkauften Arena in Hamburg, der sich noch wunderte, warum das alles so lange dauerte. Nach einer mittleren Ewigkeit verkündete der Stadionsprecher lieber trotzdem noch einmal, dass der Elfmeter überprüft werde. Es wurde gelacht.

Viel zu lachen gab es für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft danach erst einmal nicht mehr. Der Elfmeter wurde tatsächlich zurückgenommen, und quasi im Gegenzug ging der krasse Außenseiter Rumänien im WM-Qualifikationsspiel sogar mit 1:0 in Führung. Erst zu Beginn der zweiten Hälfte gelang den Deutschen der Ausgleich, am Ende aber sprang durch ein spätes Tor des eingewechselten Thomas Müller ein verdienter 2:1 (0:1)-Erfolg heraus. Er eröffnet den Deutschen die Chance, sich schon am Montag in Nordmazedonien aus eigener Kraft vorzeitig für die WM in Katar zu qualifizieren.

Gegen die Rumänen musste Bundestrainer Hansi Flick auf den angeschlagenen Torhüter und Kapitän Manuel Neuer verzichten, außerdem – im Vergleich zum Spiel in Island im September – auf Ilkay Gündogan. Für sie spielten Marc-André ter Stegen im Tor und, etwas überraschend, nicht etwa Thomas Müller, der im vergangenen Monat verletzt gefehlt hatte, sondern Marco Reus.

Flick ist offenbar kein Freund exzessiver Wechsel. Warum auch? Bis zum Freitagabend war alles zu seiner vollsten Zufriedenheit verlaufen. Drei Spiele in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft Ende nächsten Jahres in Katar, drei Siege, kein Gegentor. Doch damit war es am Freitag schon früh vorbei.

Deutschland kann am Montag die WM-Qualifikation aus eigener Kraft schaffen

In der neunten Minute übertölpelten die Rumänen die weit aufgerückten Deutschen. Antonio Rüdiger wich instinktiv zurück, als Ianis Hagi auf ihn zustürmte. Zu schlechter Letzt ließ sich der Innenverteidiger des FC Chelsea von Hagi sogar noch tunneln, bevor Rumäniens Nationalspieler mit dem bekannten Namen ter Stegen im deutschen Tor mit einem Schuss mit der Picke überwand. Damit war es vorbei mit der gegentorlosen Zeit unter dem neuen Bundestrainer Flick.

Die Deutschen brauchten ein wenig, um sich wieder zu sammeln und sich von dem ungeplanten Ereignis zu erholen. Fast sogar hätten sie nicht mal eine Minute nach dem 0:1 gleich noch das zweite Gegentor kassiert. Doch mehr und mehr fand Flicks Mannschaft zurück ins Spiel. Mit großem Eifer bearbeitete sie die Rumänen, sie rückte sehr hoch auf, attackierte früh und gewann viele verlorene Bälle sofort wieder zurück.

Allein der Ertrag fehlte. Mal mangelte es an Genauigkeit beim letzten Pass, mal an ein bisschen Glück – so wie bei der verunglückten Hereingabe von Serge Gnabry auf den freistehenden Timo Werner. Gnabry rutschte der Ball über den Spann, sodass aus der Flanke ein Torschuss wurde, den Florin Nita gerade noch erwischte.

Zur Pause hatten die Deutschen 80 Prozent Ballbesitz und einige gute Möglichkeiten gehabt. Vor allem Gnabry war sehr umtriebig, wohingegen Leroy Sané in vielen Situationen etwas unglücklich wirkte. Und doch steckte er nicht auf, ging immer wieder nach, versuchte seine Fehler wieder auszubügeln. Insofern war der Nationalelf trotz des Rückstands zur Pause kein großer Vorwurf zu machen. Auch deshalb verzichtete Flick zunächst darauf, neue Impulse von der Bank zu setzen.

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Timo Werner verpasste gleich zu Beginn der zweiten Hälfte nach einer scharfen Hereingabe von Marco Reus nur um eine Fußspitze den Ausgleich. Kurz darauf aber war der Bann gebrochen – weil Gnabrys Schuss von der Strafraumgrenze ins lange Eck all das hatte, was dem deutschen Spiel ein bisschen gefehlt hatte: Wucht, Entschlossenheit und vor allem Präzision.

Die Nationalmannschaft ließ nun nicht nach, sondern forcierte die Bemühungen, das Spiel für sich zu entscheiden, sogar noch. Reus verpasste kurz nach dem 1:1 die Führung, als er den Ball aus sieben Metern über die Latte setzte; Sané versuchte es nach guter Einzelleistung aus der Distanz, verfehlte das Ziel aber deutlich; Timo Werner stolperte den Ball nach einer scharfen Hereingabe von Thilo Kehrer mit dem Oberschenkel am Tor vorbei.

Knapp 25 Minuten vor dem Ende brachte Flick mit Müller und Kai Havertz für Reus und Werner zwei frische Offensivkräfte, um den Druck auf die Rumänen noch einmal zu erhöhen. An Gelegenheiten zur Führung mangelte es auch in der Folge nicht, aber es dauerte bis zur 81. Minute, ehe Thomas Müller nach einem von Leon Goretzka per Kopf verlängertem Eckball am zweiten Pfosten zum 2:1 für die Deutschen abstaubte.

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