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Da ist das Ding! Alexander Zverev gewinnt bei Olympia endlich einen großen Titel.

© Marijan Murat/dpa

Tennis-Star spielt schon seit Jahren konstant: Zverevs Olympiasieg ist die logische Konsequenz

Alexander Zverev steht mit Olympia-Gold nun auf einer Stufe mit den großen Tennis-Helden. Einen Boom wird er damit aber nicht auslösen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Vor ein paar Monaten beschwerte sich Alexander Zverev nach seinem Sieg beim Masters-Turnier in Madrid über das mangelnde Tennis-Interesse in Deutschland. Bei der digitalen Pressekonferenz nach seinem Titelgewinn wurde ihm in einer digitalen Pressekonferenz keine einzige Frage auf Deutsch gestellt.

„Ich habe gerade ein Masters gewonnen und es gibt keine Fragen auf Deutsch? Oh mein Gott! Wie Sie sehen, interessiert es die Deutschen wirklich nicht“, sagte Zverev und war ziemlich angefressen.

Am Sonntag ist der 24 Jahre alte Hamburger Olympiasieger im Tennis geworden und über fehlende Wertschätzung muss sich Zverev diesmal nicht beklagen. Auch die ewigen Vergleiche mit Boris Becker, Michael Stich oder Steffi Graf müssen ihn nicht mehr nerven. Zverev steht nun – zumindest was die olympischen Erfolge angeht – auf einer Stufe mit den großen deutschen Tennis-Helden.

Nachholbedarf hat er noch bei den Grand-Slam-Titeln. Die werden ihm schon seit Jahren von Experten und Kollegen prophezeit, aber bisher konnte er noch keines der vier wichtigsten Turniere in seinem Sport gewinnen. Auch deswegen ist seine Popularität in Deutschland bisher eher überschaubar. Dazu kommt, dass Zverev in den vergangenen Jahren beinahe schon zielsicher in alle möglichen Fettnäpfchen getreten ist. Um seinen Ruf war es daher gerade in der Heimat lange nicht gut bestellt.

Neues Selbstvertrauen für weitere Erfolge

Aber schon seit einiger Zeit ist eine Veränderung in Zverevs Persönlichkeit unübersehbar. Er geht mehr auf die Menschen zu, nimmt sie mit, statt sie mit seiner direkten, bisweilen gar schroffen Art vor den Kopf zu stoßen und zeigt wie jetzt in Tokio Emotionen.

Dazu ist Zverev reifer geworden, was auch in seinem Spiel deutlich wird. Dauerhaft gehört er nun schon zur Weltspitze, der Olympiasieg – auch wenn er in Abwesenheit von so manchem Star erreicht wurde – ist die logische Konsequenz einer jetzt schon jahrelangen Konstanz.

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Und er könnte Zverev das Selbstvertrauen geben, das ihm bisher bei den Grand Slams gefehlt hat. Auf dem Weg zu Gold in Tokio hat er Novak Djokovic geschlagen. Es ist so ziemlich die schwerste Prüfung, vor der ein Profi im Tennissport stehen kann und Zverev hat sie gemeistert. Dass sein Olympiasieg einen neuen Tennis-Boom in Deutschland auslöst, ist allerdings zu viel verlangt. Auch Angelique Kerber ist das zuletzt nicht gelungen, obwohl sie sogar im Tennis-Mekka von Wimbledon triumphierte.

Vermutlich wäre Alexander Zverev schon froh, wenn seine Erfolge in Deutschland künftig ein bisschen mehr gewürdigt werden. Und er nicht nur zum Thema wird, wenn ihm mal wieder etwas nicht gelungen ist. Dass weitere große Titel folgen, ist nach diesen Olympischen Spielen ein ganzes Stück wahrscheinlicher geworden.

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