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Sehenden Auges: Uefa-Präsident Ceferin (l.), Luis Rubiales (M.), Präsident des spanischen Fußballverbandes, und Fifa-Präsident Infantino.

© G3/dpa

Supercup in Saudi-Arabien: Spanien beschleunigt den Ausverkauf des europäischen Fußballs

Der spanische Supercup findet ab 2020 in Saudi-Arabien statt. Liga-Spiele könnten folgen. Fußball und Fans entfremden sich immer mehr. Ein Kommentar.

Die Meldung des spanischen Fußballverbandes kam so unscheinbar daher: Der Supercup, das neu konzipierte Turnier der besten vier Teams der Vorsaison, wird ab 2020 für mindestens drei Jahre in Saudi-Arabien ausgetragen. Dabei ist nicht bedeutsam, dass nicht mehr – wie in den anderen Nationalverbänden – beim Supercup Pokalsieger oder Vizemeister auf den Meister trifft. Sondern der Spielort. Es ist ein Vorgang, der die Möglichkeiten der Saudis zeigt, die sich den Spaß 120 Millionen Euro kosten lassen. Und ein Vorgang, der vor allem eines beschleunigt: den Ausverkauf des europäischen Fußballs.

Bereits im vergangenen Jahr fand der spanische Supercup, noch im alten Format, nicht in Spanien statt, sondern in Marokko. Der italienische Supercup macht wie im vergangenen Jahr auch Ende 2019 in Saudi-Arabien Station. Ja, es sind die eher unwichtigen Spiele und nicht die um den nationalen Pokal beispielsweise. Noch. Denn vermutlich wird es mit dem Supercup anfangen, als Testlauf – und mit den für Fans wirklich bedeutsamen Wettbewerben weitergehen. Schließlich gab es in Spanien auch bereits Überlegungen, ein Liga-Spiel pro Saison in den USA auszutragen.

Die Bundesliga hat der Versuchung aus Nah- oder Fernost bisher widerstanden

Die beiden anderen großen europäischen Fußballverbände, aus England und Deutschland, konnten der Versuchung, ihren Supercup zu verkaufen, bislang widerstehen. Die Engländer aber haben zumindest auf anderer Ebene schon für Unmut der Fans gesorgt: Der englische Ligapokal wurde 2017 in China ausgelost, weshalb die Ziehung mitten in der Nacht gesendet wurde.

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Jetzt könnte man sagen, dass der deutsche Fußball diese Möglichkeiten verschlafen hat. Oder aber, dass er sich genau dieser Marketingmaschinerie entzieht.

Es ist ja schön und gut, dass sich die Klubs zu Geschäftsreisen in ferne Länder aufmachen, um dort modernen Fußball-Kolonialismus zu betreiben. Dem nationalen Fußball ist allerdings sicher nicht geholfen, wenn sich die Verbände immer weiter von den Fans entfremden und entfernen – sowohl emotional als auch geographisch.

Den Verbänden ist die Sehnsucht nach neuen Märkten und neuen Vermarktungsmöglichkeiten anscheinend wichtiger als die Möglichkeit zur Identifikation mit ihrem Land und das Wohl der Fans. Dass sie dieses Rad nicht zu weit drehen dürfen, müssen die Verbände früh genug erkennen. Denn tun sie es zu spät, müssen sie nicht nur auf Mehreinnahmen aus Fernost verzichten. Gut möglich, dass die Ligen ihre eigenen Fans dann bereits dauerhaft verloren haben.

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