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Der Protest. Mack Horton (l.) tritt nicht auf das Siegerpodium, auf dem Sun Yang (M.) schon seine Goldmedaille präsentiert.

© Ed Jones/AFP

Sun Yang holt Gold bei der Schwimm-WM: Harte Kritik am Betrüger mit dem Hammer

Der chinesische Schwimmer Sun Yang zerstörte wohl eine Dopingprobe und startet trotzdem bei der WM. Die Reaktionen auf seinen Titel sind deutlich.

Ein Schwimmer braucht eigentlich nur Wasser, um seinen Sport auszuüben. Und vielleicht eine Badehose, wenn Menschen ihm dabei zu schauen. Und ganz vielleicht noch eine Schwimmbrille, damit er besser sehen kann. Das reicht. Was auf den ersten Blick überhaupt nicht zu den benötigten Utensilien zählt, ist ein Hammer. Und doch sorgt bei der Schwimm-WM in Südkorea gerade dieses klassische Werkzeug für Aufregung – und zwar wegen eines Einsatzes außerhalb des Beckens.

Der chinesische Schwimmstar Sun Yang, 27, soll in einer Septembernacht des vergangenen Jahres mit einem solchen Hammer eine Dopingprobe zertrümmert haben. Das berichtete damals die Londoner „Sunday Times“. Trotzdem darf Yang in Südkorea auf den Startblock steigen. Nach einer Anhörung sprach der Weltschwimmverband Fina den Chinesen frei.

Stärker als normal? Sun Yang steht unter Verdacht.
Stärker als normal? Sun Yang steht unter Verdacht.

© Ed Jones/AFP

Und der zeigt sich ganz unbeeindruckt. Über 400 Meter Freistil gewann Yang am Sonntagabend die Goldmedaille. Am Mittwoch könnte über 800 Meter Freistil die zweite folgen. Zwar hat die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada Einspruch eingelegt, aber erst im September soll der Fall vor dem Sportgerichtshof Cas entschieden werden.

„Dass der hier schwimmt, ist eine Frechheit für alle sauberen Athleten, für jeden, der für den sauberen Sport einsteht“, sagte Athletensprecher Jacob Heidtmann. Der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbands, Thomas Kurschilgen, legte tags später nach und gab dem Schwimm-Weltverband Fina eine Mitschuld. „Opfer sind dabei die ehrlichen Hochbegabten, denen immer weniger begeisterte Schwimmfans glauben, dass sie ihre Leistungen manipulationsfrei erbringen.“

"Der pinkelt lila"

Nach dem Rennen am Sonntagabend setzte Mack Horton, der über die 400 Meter Freistil hinter Yang auf dem zweiten Platz landete, ein deutliches Zeichen. Der 23-jährige Australier verweigerte dem Chinesen den Handschlag, betrat bei der Nationalhymne nicht das Podium und hielt beim Foto der Medaillengewinner einen deutlichen Abstand. An der grimmigen Miene Hortons ließ sich erahnen, wie sehr er sich ärgerte, neben einem extrem verdächtigen Schwimmer wie Yang stehen zu müssen – und von diesem besiegt worden zu sein. Heidtmann lobte die eindrucksvolle Geste: „Ich hoffe, dass jetzt das Zeichen ausreicht, damit der Weltverband allgemein einsieht, dass Yang eigentlich nie wieder auf so einer Bühne stehen darf.“

Schließlich ist es nicht Yangs erste Verfehlung mit Blick auf die Doping-Richtlinien. 2014 wurde der Chinese schon einmal wegen der Einnahme des unerlaubten Herzmittels Trimetazidin gesperrt wurde. Und 2016 hatte der französische Schwimmer Camille Lacourt über Yang gesagt: „Der pinkelt lila.“ Dass Yang bei der WM nach seinem Fehlverhalten überhaupt starten darf und erst im September über seinen Fall entschieden wird, liegt an der Nachlässigkeit – oder dem fehlenden Willen – der Fina und der Wada. Die hätten beim Cas nur einen Antrag auf ein Ad-hoc-Verfahren einreichen brauchen. Das haben sie nicht getan.

Wenn Yang verurteilt wird, könnte Horton im Herbst vielleicht doch noch die Goldmedaille zugeschickt bekommen. Doch der Glanz der Verleihung und die Freude, oben auf dem Podium stehen zu dürfen, wurden ihm genommen – von einem mutmaßlichen Betrüger mit Hammer.

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