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Silas Wamangituka bei seiner Lieblingsbeschäftigung: dem Dribbling.

© imago images/Revierfoto

Stürmer vom VfB Stuttgart: Keiner macht so viel Spaß wie Silas Wamangituka

Silas Wamangituka ist einer der aufregendsten Spieler der Liga. Sein Geheimnis dürfte sein, dass er im Grunde zu spät dran war für den Profifußball.

Peter Reichert kann sich noch gut erinnern an seine anfängliche Zeit in den Achtzigerjahren als Fußballprofi in Frankreich. Sie war beschwerlich, weil er zu Beginn die französische Sprache noch nicht gut beherrschte und trotzdem neben den sportlichen Anforderungen den Alltag bewältigen musste. Heute ist Reichert einer jener Angestellten in den Profiklubs, die den Spielern die alltäglichen Aufgaben, so weit es geht, abnehmen. Der 59-Jährige ist Teammanager beim VfB Stuttgart, und als solcher kümmert er sich auch um den derzeit faszinierendsten Spieler der Schwaben, vielleicht sogar der Liga: Silas Wamangituka.

Der 21-Jährige hat in dieser Spielzeit bereits elf Tore erzielt. Beeindruckender als diese Zahl ist dabei, wie der Offensivspieler seine Treffer erzielt. Wenn er gut drauf ist, wie zum Beispiel im Spiel vor wenigen Wochen gegen Mainz, schnappt er sich im eigenen Strafraum den Ball, rast in einer Höllengeschwindigkeit über den Platz, tanzt ein paar Gegenspieler aus und schließt trocken ab. Es macht so viel Spaß, Wamangituka beim Fußballspielen zuzusehen, dass mancher VfB-Fan sogar die unsäglichen Querelen an der Spitze des Klubs vergisst.

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„Hier hat er erst mal gar nichts verstanden, weil er ja auch kein Englisch kann“, erzählt Reichert. Eine andere Sprache, eine andere Kultur, das sei nicht einfach für Spieler wie Wamangituka. „Aber darum gibt es Leute wie mich, die dolmetschen und die Spieler auch sonst ein wenig betüddeln, ihnen bei alltäglichen Dingen vor allem am Anfang helfen. Bei der Wohnungssuche, beim Erstellen von Bankkonten, bei Einkäufen und vieles mehr.“ Wamangituka könne sich auch noch abends um zehn bei ihm melden.

Nur zu gerne wollen sie beim VfB ihrem neuen Star perfekte Bedingungen schaffen. Denn klar ist auch: So mancher Topklub wird sich jetzt schon mit Wamangituka beschäftigen. Sollte der Spieler sich weiter so entwickeln wie in den vergangenen Monaten, dürfte er für den VfB nur schwer über diese Saison hinaus zu halten sein.

„Ich sage ja immer, dass sich die Bolzplatzkinder wahrscheinlich besser durchsetzen können“

Jedenfalls kann sich VfB-Sportdirektor Sven Mislintat schon mal selbst auf die Schultern klopfen für Wamangitukas Verpflichtung, die er vor zwei Jahren einfädelte. Wamangituka spielte damals beim französischen Zweitligisten FC Paris – und hatte große taktische Mängel, aber eben auch ein riesengroßes Talent. Die Mängel rührten daher, dass Wamangituka erst im Alter von 17 Jahren in einer europäischen Fußballakademie ausgebildet wurde. Zuvor hatte er in seiner Heimat Kongo gekickt. Profis mit solch einem Lebenslauf findet man kaum bis gar nicht mehr in Europa.

„Ich sage ja immer, dass sich die Bolzplatzkinder wahrscheinlich besser durchsetzen können“, sagt Reichert. „Denn sie sind es gewohnt, sich auch unter widrigeren Bedingungen zu behaupten, und Dinge zu machen, die man so nicht kennt.“ So werde Wamangituka inzwischen von allen gegnerischen Teams analysiert. „Und sie bekommen ihn trotzdem nur schwer in den Griff.“ Tatsächlich weicht Wamangituka in seiner Spielweise von der Bundesliganorm ab. Er dribbelt nicht nur häufiger, sondern mitunter auch in Situationen, wo es nicht angebracht erscheint. Beim VfB wollen sie ihm seine Freiheiten auch lassen. „Das Wichtigste ist, dass er sich seine Unberechenbarkeit bewahrt“, sagt Peter Reichert.

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