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Läufer beim Berliner Halbmarathon

© AFP/Christophe Gateau

Studie über Sportverhalten: Berlin bietet immer weniger Platz für Sport

Sport ist vielen Berlinern immer wichtiger. Doch es mangelt an Platz dafür: Parks und Hallen reichen schon lange nicht mehr aus.

In Berlin machen immer mehr Menschen immer mehr Sport, haben dafür aber immer weniger Platz. So könnte man die Ergebnisse einer Studie der Berliner Innenverwaltung zusammenfassen, die am Mittwoch präsentiert wurde. Dafür waren im vergangenen Jahr fast 63.000 Berlinerinnen und Berliner ab zehn Jahren aus allen Bezirken nach ihren Sportpräferenzen befragt worden – etwa jeder Vierte antwortete.

83,1 Prozent aller Teilnehmer gaben an, Sport zu betreiben. Ein Plus von mehr als elf Prozent – oder in absoluten Zahlen mehr als 500.000 Menschen zusätzlich – im Vergleich zur letzten vergleichbaren Studie von 2006. 37,7 Prozent antworteten, aktiv Sport zu machen, also beispielsweise beim Joggen, Schwimmen oder Rennradfahren. 45,4 Prozent schätzen sich zumindest als bewegungsaktiv ein und gehen regelmäßig Spazieren, Baden oder fahren gemütlich Fahrrad.

Nur in Düsseldorf wird mehr Sport gemacht

„Berlin ist damit eine der sportaktivsten Städte in Deutschland“, sagte Gabriele Freytag, Referatsleiterin für Sportentwicklung in der Innenverwaltung. Ihr zufolge liegt Berlin vor Hamburg (80,5 Prozent Sportaktivität), München (75 und Köln (71). Lediglich in Düsseldorf betreiben mehr Menschen – 85 Prozent – Sport.

180 verschiedene Sportarten hatten die Befragten angegeben zu betreiben, am beliebtesten ist wie 2006 schon Radfahren mit 16,5 Prozent. Ebenfalls populär sind Laufen/Joggen, Schwimmen oder das Fitnessstudio sowie Wandern. Auffällig: Die Beliebtheit von Schwimmen ging in den letzten zehn Jahren um rund zwei Prozent zurück. Ob das mit den späten Eröffnungen der Freibäder, häufigen Schließungen von Hallenbädern und den neuen Tarifen zusammenhängt, kann man der Studie nicht entnehmen.

Mit Blick auf die Geschlechter zeigt sich, dass dort noch immer gängige Klischees gelten. Während bei den Männern Fußball zu den beliebtesten Sportarten zählt, gaben Frauen an, vor allem Gymnastik und Yoga zu betreiben. Außerdem treiben männliche Befragte im Schnitt etwa eine Stunde mehr Sport pro Woche als Frauen – im Durchschnitt kommt Berlin damit auf 4,3 Stunden Sport beziehungsweise Bewegung.

140 Sporthallen fehlen

Christian Gaebler, Staatssekretär für Inneres und Sport, freute sich über die Ergebnisse. Berlin sei eine „Sportmetropole“ – allerdings auch eine mit Problemen. Vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt geht der Senat derzeit von einem Mehrbedarf von 73 Sportanlagen und 140 Sporthallen aus. „Es muss für den Sport eine eigene, wahrnehmbare Säule in der Flächen- und Nutzungsplanung der Stadt geben“, sagte Gaebler.

Bislang werde Sport „immer nur ein bisschen“ mitgeplant und dann meistens nur im Zusammenhang von Schulbau. „Aus unserer Sicht wird bei aktuellen Planungen Sport nicht ausreichend berücksichtigt“, sagte er in Richtung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, das von Katrin Lompscher (Linke) geführt wird. Als Beispiel nannte Gaebler die Nachnutzung für das Flughafenareal in Tegel, wo bislang keine konkreten Sportstätten eingeplant seien. Genau das wolle man nun mit der Studie als Argumentationshilfe aber einfordern.

Parks und Wälder sollen genutzt werden

Doch Gaebler will sich nicht nur auf Neubauprojekte beschränken. Auch im öffentlichen Raum, also in Parks, Wäldern und Grünflächen, soll die Nutzbarkeit erhöht werden. Dort, so das Ergebnis der Studie, betreiben über die Hälfte aller Berliner Sport. Vorbild könne der Gleisdreieckpark sein, wo ein breites Angebot von Fitnessgeräten und ein Skatepark eingerichtet wurden. Ähnliches sei am Kienberg in Marzahn geplant, wo im vergangenen Jahr die Internationale Gartenschau stattfand. Auch mit Berliner Forsten werde man sprechen, um die Wälder weiter für die Bürger zu öffnen. „Naturschutz und Erholungsfunktion müssen aber auch gewährt werden“, beschrieb Gaebler einen sich anbahnenden Spagat. Eine Reaktivierung der Trimm-Dich- Pfade strebe man jedenfalls nicht an. „Querfeldeinläufer sind der Schrecken des Försters“, sagte Gaebler.

Das Angebot der öffentlich geförderten Sportstätten (Hallen, Bäder, Sportplätzen), wo jeder Vierte in Berlin trainiert, wolle man gemeinsam mit den Bezirken erhalten und ausbauen. Gerade Schulsportstätten sollen auch dem Vereinsport möglichst barrierefrei zugänglich gemacht werden, sagte Gaebler: „Unsere Leitlinie ist: Sport für alle.“

Und welche Sportarten betreiben Berlins Senatoren? Wir haben sie gefragt.

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