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Ist das Sport oder muss das weg? "Counter-Strike".

© Jan Woitas/dpa

Streit um Anerkennung von E-Sport: Sind Shooter-Spiele weniger körperlich als Schach oder Minigolf?

E-Sport will als Sportart anerkannt werden. Doch die Verbände wehren sich. In dem Streit geht es vor allem um eine Frage.

Bilder von einer bestens gelaunten Familienministerin machten am Mittwoch die Runde. Sie zeigten die SPD-Politikerin Franziska Giffey mit einem Controller in der Hand, sie blickte dabei mit einem breiten Grinsen auf einen Monitor. Die Berlinerin war zu Besuch beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, um unter anderem dessen E-Sport-Akademie zu besuchen. Die Berliner wählen ja einen etwas anderen Weg als viele andere Bundesligisten. Sie wollen nicht nur die besten Spieler an der Konsole einkaufen, sie wollen Talente beim virtuellen Spiel ausbilden. Das ist umstritten, wie überhaupt die ganze Thematik E-Sport mal wieder viel diskutiert wird.

Spieleforscher eines Berliner Instituts jedenfalls übten am Mittwoch scharfe Kritik an einem vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten, das die Anerkennung von E-Sport als Sport ablehnt. Alle vom DOSB gegen den E-Sport ins Feld geführten Argumente seien „obsolet und inhaltlich nicht haltbar“, hieß es am Mittwoch in einer Stellungnahme der Berliner SRH Hochschule für Kommunikation und Design. Das dortige Institut für Ludologie forscht zu allen spielwissenschaftlichen Phänomenen.

In dem DOSB-Rechtsgutachten hieß es, dass der Begriff Sport „durch die langjährige Rechtsprechung im traditionellen Sinne der Anforderungen an die Körperlichkeit konkretisiert“ sei. Jegliches Spiel an der Konsole falle nicht unter diesen und sei „kein Sport im Sinne des geltenden Rechts“. Der Gemeinnützigkeit des E-Sports als Sport erteilt das Gutachten deshalb eine Absage.

Seit 2018 gibt es Streit um die Anerkennung des Sports als Sport

„Der DOSB lehnt E-Sport ab, versucht dies nun aber anhand kruder Verengungen auf bestimmte Definitionsmerkmale hinsichtlich des Sportbegriffs auf rechtliche Beine zu stellen. Das macht in meinen Augen vor allem deutlich, dass der DOSB seine Felle davonschwimmen sieht“, sagte Institutssprecher Timo Schöber. Der DOSB habe Angst, „dass der E-Sport an Fördertöpfe des klassischen Sports gelangen möchte.“ Der DOSB sollte sich klar zum E-Sport als Sport bekennen.

Vor allem die Definition des Begriffes Sport durch die Körperlichkeit stellt das Institut mit Blick auf DOSB-Mitglieder wie Billard, Dart, Minigolf, Schach und Schützensport leicht in Frage. „Von einer umfassenden Körperlichkeit kann bei diesen Sportarten vollständig oder in Teilen weniger die Rede sein als beim E-Sport“, hieß es in der Erklärung. Gerade beim Schützensport stelle sich die Frage, warum das Schießen mit echten Waffen für den DOSB sportethisch in Ordnung zu sein scheint, Shooter-Spiele wie „Counter-Strike“ oder gar Strategiespiele wie „League of Legends“ aber offensichtlich nicht.

Seitdem die Bundesregierung im Frühjahr 2018 die Förderung des E-Sports in ihren vorläufigen Koalitionsvertrag geschrieben und sogar von der „Schaffung einer olympischen Perspektive“ gesprochen hatte, gibt es den Streit um die Anerkennung des E-Sports als Sport. Die Politik ruderte allerdings zurück und verwies auf die Autonomie der Verbände bei der Anerkennung von Sportarten. (Tsp/dpa)

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