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Mamma mia, die Bundesliga! Carlo Ancelotti ist bei den Bayern nicht glücklich geworden.

© REUTERS

Steilpass  Inland: Die Bundesliga ist sich selbst genug

Der künftige Trainer der Bayern? Soll Deutsch sprechen! Der Rest? Fast egal. Unser Kolumnist findet das typisch für die Haltung der Bundesliga

Nach allem, was in den vergangenen Wochen nach außen gedrungen ist, wissen die Bayern ziemlich genau, welche Anforderungen ihr Cheftrainer erfüllen müsste, sollte dieser irgendwann einmal nicht mehr Jupp Heynckes heißen. Jung und deutsch(sprachig) hat er zu sein. Was schade ist, weil einige der aktuell interessantesten Persönlichkeiten aus dem Trainerfach damit für die Bayern (und die Bundesliga) per se nicht in Frage kommen: Unai Emery aus Paris, Diego Simeone von Atletico Madrid, Maurizio Sarri vom SSC Neapel oder Tottenhams Mauricio Pocchettino. Du nix sprechen Deutsch, wir dich nix wollen.

Irgendwie ist das bezeichnend für das Premiumprodukt Bundesliga im Herbst 2017. Hauptsache deutsch. Wir sind uns schließlich selbst genug. Frische Einflüsse von außen? Brauchen wir nicht!

Ausländische Trainer? Funktionieren in Deutschland nicht

Bundesliga und ausländische Trainer – das ist bis auf wenige Ausnahmen eine Geschichte wechselseitiger Enttäuschungen, gerade in jüngerer Vergangenheit. Selbst die größten Trainer ihrer Zeit sind bei uns nicht glücklich geworden. Ob Rinus Michels, Giovanni Trapattoni, Nevio Scala oder jetzt Carlo Ancelotti. Alle, die jemals mit Ancelotti zusammengearbeitet haben, wundern sich immer noch, warum das mit ihm und den Bayern nicht funktioniert hat.

Ganz einfach: Weil die Bundesliga eigen ist.

Man muss schon einen Ruf wie Donnerhall haben so wie Pep Guardiola, um diese Eigenheiten geflissentlich ignorieren zu können. In der Regel gilt: Wer sich nicht komplett anpasst, hat keine Chance. Das ist seltsam. Man hat einen Trainer ja möglicherweise genau deshalb verpflichtet, weil er etwas anders macht – und damit in seiner Heimat erfolgreich war. Kasper Hjulmand zum Beispiel hat den FC Nordsjaelland in Dänemark zur Meisterschaft geführt. In Mainz, ja: In Mainz, wurde er nach einem Dreivierteljahr schon wieder entlassen. Passt nicht zum Mainzer Fußball, hieß es. Ach!

Oder Stale Solbakken. Der war mit dem FC Kopenhagen fünf Mal Dänischer Meister geworden, als er 2011 zum 1. FC Köln kam. Die Kölner hielten es dann nicht mal eine Saison mit ihm aus. Solbakkens Idee vom Fußball? Zu verkopft und viel zu kompliziert!

Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, ob das schlechte Abschneiden der deutschen Teams im Europokal nicht mit genau dieser Haltung zusammenhängt.

- Die Kolumne Steilpass erscheint im gedruckten Tagesspiegel immer auf der Seite 11Freunde freitags.

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