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Unangenehm. Gina Lückenkemper hält gar nichts von den Startblock-Kameras.

© Imago/Laci Perenyi

Startblock-Kameras bei der WM: Der Leichtathletik-Weltverband ist zu spät einsichtig

Der Weltverband Iaaf hört auf die Leichtathleten und modifiziert die Startblock-Kameras bei der WM – das allerdings viel zu spät. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Da ist die Sprinterin und da ist die Kamera, die vor dem Rennstart sekundenlang den Hintern filmt. Auch das Gesicht – zu dessen Aufnahme die Kamera installiert wurde –, doch gerade kurz vor dem Start eben vor allem weitaus intimere Bereiche. Und nun stelle man sich vor, die betroffenen Athletinnen hatten vor der Installation keinerlei Mitspracherecht, was diese Kameras zeigen und wie sie es tun. Willkommen bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha.

Objekt des Ärgernisses. So sehen die Startblock-Kameras aus.
Objekt des Ärgernisses. So sehen die Startblock-Kameras aus.

© Michael Kappeler/dpa

Zwar verteidigten die Verantwortlichen des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF die Kameras, die „den intensivsten Moment“ festhalten, „kurz bevor das Rennen losgeht“. Und doch haben sie nun endlich eingesehen, dass zum Anstand gehört, auf die Athletinnen und Athleten zu hören – gerade in Zeiten von #MeToo, in denen Geschlechterfragen besonders sensibel behandelt werden.

„In den knappen Sachen über diese Kamera zu steigen, um in den Block zu gehen, finde ich sehr unangenehm“, hatte die deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper gesagt und war nicht die einzige, die sich schon seit Tagen über die Kameras echauffierte. „War an der Entwicklung dieser Kamera eine Frau beteiligt?“, fragte sie zurecht. Denn letztlich zeigen ja auch die anderen Kameras intensive Momente und jede Pore im Gesicht. Ist es da wirklich nötig, auch noch eine Kamera im Startblock zu haben?

Ganz abrücken will der Weltverband nicht. Doch zumindest werden die Bilder der „Upper Cameras“, wie sie genannt werden, ab sofort erst groß gezeigt im Fernsehen und Stadion, wenn die Athletinnen und Athleten schon im Startblock sitzen. Dass die Verantwortlichen aber erst auf die Sportler hören, wenn Kritik aufkommt, ist schlicht und einfach viel zu spät.

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