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Jan-Lennard Struff hat bei den Australian Open das schwerstmögliche Los gezogen.

© Brenton EDWARDS / AFP

Start der Australian Open: Jan-Lennard Struff ist ein Kämpfer mit Umweltbewusstsein

Schon in Runde eins der Australian Open trifft Jan-Lennard Struff auf Titelverteidiger Novak Djokovic. Und auch abseits des Platzes hat er Großes vor.

Jan-Lennard Struff ist eine ehrliche Haut. Deswegen sprach er nach der Auslosung für die Australian Open auch das aus, was viele seiner Fans gedacht haben dürften, als dem zweitbesten deutschen Tennis-Profi Novak Djokovic als Gegner zugeteilt wurde: „Gott, warum bloß? Das ist ein Los, das du definitiv nicht in der ersten Runde haben möchtest“, sagte er gegenüber „ATPTour.com“. Der Serbe hat die Australian Open schon sieben Mal gewonnen, er geht als Titelverteidiger und Topfavorit in das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne. Schwerer hätte es für Struff wohl nicht kommen können.

Als Nummer 37 der Welt hatte der 29-jährige Warsteiner die Gruppe der Gesetzten nur um fünf Plätze verpasst, was zwei zumindest machbare Aufgaben zum Turnierbeginn bedeutet hätte. „Ich bin hierher gekommen, um möglichst lange mitzuspielen und dann treffe ich auf den Spieler, der hier die meisten Titel gewonnen hat. Das ist hart“, sagte Struff.

Djokovic ist in blendender Frühform

Andererseits darf er gegen Djokovic auf dem Center Court ran, am Montagvormittag deutscher Zeit spielt er das zweite Match der Nightsession in der Rod-Laver-Arena. „So oft habe ich dazu nicht die Gelegenheit, von daher werde ich rausgehen und versuchen, das Match zu gewinnen“, sagte Struff.

Normalerweise sind die Favoriten bei großen Turnieren gerade in den ersten Runde verwundbar, weil sie noch nicht im Rhythmus sind. Djokovic allerdings bewies zuletzt beim erstmals ausgetragenen ATP-Cup blendende Frühform und gewann alle seine sechs Einzel. Dabei schlug er drei Top-Ten-Spieler, darunter auch den Weltranglistenersten Rafael Nadal, den er im Vorjahr auch im Finale der Australian Open bezwungen hatte.

Auch Struff war beim ATP-Cup im Einsatz. Trotz guter Leistungen mit zwei Siegen in drei Einzeln konnte er das Vorrundenaus der deutschen Mannschaft nicht verhindern. Immerhin gab es Lob von Boris Becker. „Er ist ein toller Typ, der immer 100 Prozent gibt. Ihn im Team zu haben, ist eine wahre Freude“, sagte der Chef der deutschen Tennismänner.

Struff allerdings ist nicht nur ein großer Kämpfer auf den Courts dieser Welt, er macht sich Gedanken über mehr als nur den nächsten Ballwechsel. Kürzlich gab er via Twitter bekannt, dass er die CO2-Emissionen seines Fluges nach Australien über die Organisation „Atmosfair“ kompensiert habe. In einem Interview mit dem „Spiegel“ erklärte er, dass er sich seit rund einem Jahr intensiv mit dem Thema ökologischer Fußabtritt beschäftigen würde und angefangen habe, sich selbst zu hinterfragen.

Struff beschäftigt sich intensiv mit Umweltschutz

Inzwischen gehen die Gedanken soweit, dass Struff gern mehr tun würde – und auch fordert: „Man könnte mit der Herrentour ATP so viel an Aufklärungsarbeit und Werbung machen. Dann hat man zwar immer noch die vielen Flüge. Man würde aber hoffentlich dazu beitragen, umweltbewusster zu denken und zu handeln“, sagte er und kritisierte, dass vielen Kollegen das alles „scheißegal“ sei.

Natürlich sei er sich seiner Privilegien bewusst, schließe könne er in der „Businessclass“ fliegen. Aber, so Struff: „Ich kriege zu Hause schließlich auch von meiner Freundin einen Rüffel, wenn ich was in den falschen Mülleimer geworfen habe. Und das finde ich auch gut so. Da braucht es einfach mehr Bewusstsein.“

Wenn er am Montag gegen Djokovic antritt, wird sich Struff allerdings voll auf seinen Job konzentrieren. Nur so hat er überhaupt eine kleine Chance. Bisher hat er zweimal gegen den aktuellen Weltranglistenzweiten gespielt und beide Matches verloren. Zuletzt bei den French Open 2019, wo er es bis ins Achtelfinale schaffte. Das ist für ihn die beste Leistung bei einem Grand Slam. Angesichts der Aufgabe Novak Djokovic spricht nicht viel dafür, dass er in Melbourne wieder so weit kommt. Andererseits: „Es ist eine große Herausforderung, aber der werde ich mich stellen.“

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