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Armand Duplantis springt in seiner eigenen Welt.

© IMAGO/Bildbyran

Stabhochspringer strebt nächsten Weltrekord an: Armand Duplantis kennt keine Grenzen

Armand Duplantis könnte schon bei der Hallen-WM in Belgrad den nächsten Rekord aufstellen. Sein Erfolgsgeheimnis ist dabei recht banal.

Die Kunst im Sport ist es, selbst die größte Schwierigkeit einfach aussehen zu lassen. Der Boxer Muhammad Ali vermöbelte seine Gegner tänzelnd, der Fußballer Franz Beckenbauer lief seine Gegenspieler mit Grandezza ab, der Tennisspieler Roger Federer gewann seine Spiele locker-lässig aus dem Handgelenk. Es gibt noch etliche Beispiele. Ein ganz aktuelles ist Armand Duplantis. Der Mann ist erst 22 Jahre alt und derzeit die erstaunlichste Figur in der Leichtathletik. Zumal er jene Disziplin ausübt, die als die schwierigste überhaupt in der olympischen Kernsportart gilt: den Stabhochsprung.

Vor knapp zwei Wochen übersprang er in Belgrad die Höhe von 6,19 Meter und verbesserte seinen eigenen Weltrekord um einen Zentimeter. Er tat dies wieder mit seiner ihm eigenen Simplizität. Während sich bei anderen muskelbepackten und keuchenden Springern die Stäbe biegen und jede Sequenz des Sprungversuchs nach Anstrengung aussieht, huscht Duplantis über die Bahn wie ein Windhund und fliegt Sekunden später wie ein Vögelchen über die Stange.

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„Diese Leichtigkeit ist einfach nur beeindruckend“, sagt Christine Adams. Die 48-Jährige ist leitende Bundestrainerin im deutschen Stabhochsprung. Sie hofft, dass sich an diesem Wochenende bei der Hallen-WM – wieder in Belgrad – die deutschen Springer Torben Blech und Oleg Zernikel ordentlich verkaufen. Aus bundesdeutscher Perspektive bedeutete dies Sprünge um die 5,80 Meter. Das Leistungsloch zu Duplantis beträgt also etwa vierzig Zentimeter. Im Stabhochsprung sind das Welten. Adams hat schon viele Stabhochspringer gesehen. Aber jemanden wie Armand Duplantis? „Nee, der springt in seiner ganz eigenen Liga.“

Duplantis bekam das Talent und die Freude an der speziellen und schwierigen Disziplin in die Wiege gelegt. Er wuchs in Lafayette auf, einer Stadt im US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana. Schon als kleines Kind übte er mit einem Besenstiel im Wohnzimmer. Mit sieben Jahren sprang er erste Rekorde.

Wo liegt das Geheimnis von Armand Duplantis

Aber nicht nur Talent und Freude machten ihn zu einem großen Springer. Wie bei vielen außergewöhnlichen Sportlern profitierte Duplantis von der Förderung durch seine Eltern. Sein Vater Greg war professioneller Stabhochspringer, seine Mutter Helena eine erfolgreiche Siebenkämpferin für Schweden. Wegen der Herkunft seiner Mutter startet Duplantis für Schweden. Die Förderung ging sogar so weit, dass Greg und Helena Duplantis für ihren Sohn eine Hochsprunganlage nur wenige Meter entfernt vom Elternhaus errichten ließen. Unter diesen Bedingungen wuchs schnell ein Gigant im Hochsprung heran, noch wesentlich veranlagter als die Stabhochsprung-Ikone Sergej Bubka.

„Das ist erst der Anfang“, sagte Duplantis nach seinem Weltrekord vor wenigen Tagen in Belgrad, den er jetzt an gleicher Stelle übertreffen will. Dass da noch mehr kommt, davon ist auch Bundestrainerin Adams überzeugt. „Er sprang ja schon als Teenager 6,05 Meter. Das heißt, dass da noch mehr Potenzial drin sein müsste als 10 oder 15 Zentimeter darüber“, sagt sie.

Viel ist darüber gerätselt worden, was das Erfolgsgeheimnis des Wunderspringers sein könnte. Sein schneller Anlauf, der harte Stab, den er verwendet, oder aber sein nahtloser Übergang vom Anlauf in den Sprung. Vermutlich ist es das Zusammenspiel von allen Elementen. Doch abschauen, das glaubt auch Adams, kann sich keiner seiner Konkurrenten etwas von ihm. „Er hat als kleiner Junge schon damit angefangen. Das unterscheidet ihn von allen anderen“, sagt sie. Er habe den Sprung perfektioniert, müsse gar nicht mehr groß nachdenken, wenn er springe. „Wenn ihn überhaupt etwas aufhalten kann, dann sind das Verletzungen, weil die Belastung auf seinen Körper, auf seine Gelenke und seinen Rücken durch die extreme Art, wie er springt, hoch ist. Auch wenn es auf den ersten Blick so leicht bei ihm aussieht.“

Er wolle nun die 6,20 Meter angehen, versprach Duplantis vor anderthalb Wochen in Belgrad. Schon beim Finalkampf am Sonntag soll der Rekord fallen. Sein einziger einigermaßen ernsthafter Herausforderer dürfte der US-Amerikaner Chris Nilsen sein, der jüngst in Rouen über 6,05 Meter sprang. Dies war in der Prä-Duplantis-Ära eine absolute Spitzenleistung, eine Höhe, die zu weit über 90 Prozent den Sieg einbrachte. Für die WM in Belgrad dürften 6,05 Meter ziemlich sicher Rang zwei bedeuten. Denn: „Duplantis kann sich nur selbst schlagen“, ist die deutsche Bundestrainerin Adams überzeugt.

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