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Sprünge ins Glück. In Rom überquerte Duplantis am Donnerstagabend 6,15 Meter.

© imago images/Chai v.d. Laage

Stabhochspringer knackt Weltrekord: Armand Duplantis und der Trick mit dem Löffel

Armand Duplantis bricht einen alten Weltrekord. Weitere Rekord-Sprünge dürften folgen. Den Erfolg macht auch ein Trick möglich.

Schon in der Luft ballte er die Fäuste und brüllte seine Freude heraus. Schade, dass das Stadio Olimpico in Rom fast menschenleer war. Der Stabhochspringer Armand Duplantis hatte soeben Sportgeschichte geschrieben. Mit einer übersprungenen Höhe von 6,15 Meter stellte er den 26 Jahre alten Freiluft-Weltrekord der Stabhochspringer-Legende Sergej Bubka ein. „Ich bin auf der Matte gelandet, aber ich bin nicht wirklich auf die Erde zurückgefallen“, sagte der 20-Jährige am Donnerstag. „Ich glaube, ich bin gerade noch in den Wolken. Es ist surreal, ein super verrücktes Gefühl.“

Auch wenn sich Duplantis wie im Himmel fühlte – vom Himmel gefallen war dieser Weltrekord nicht. Zumal Duplantis in diesem Jahr schon den Hallen-Weltrekord zweimal verbesserte. Zuletzt im Februar in Glasgow auf 6,18 Meter. Der Freiluft-Weltrekord hatte sich schon lange angekündigt, im Grunde schon seit seiner Kindheit.

Er bekam das Talent und die Freude an der speziellen und schwierigen Disziplin in die Wiege gelegt. Duplantis wuchs in Lafayette auf, einer Stadt im US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana. Schon als Vierjähriger übte er mit einem Besenstiel im Wohnzimmer. Mit sieben Jahren sprang er erste Rekorde. Aber nicht nur Talent und Freude machten ihn zu einem großen Springer. Wie bei vielen außergewöhnlichen Sportlern profitierte Duplantis von der Förderung durch seine Eltern.

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Sein Vater Greg war professioneller Stabhochspringer, seine Mutter Helena eine erfolgreiche Siebenkämpferin für Schweden. Wegen der Herkunft seiner Mutter startet Duplantis für Schweden. Die Förderung ging sogar so weit, dass Greg und Helena Duplantis für ihren Sohn eine Hochsprunganlage nur wenige Meter entfernt vom Elternhaus errichten ließen. „Meine Eltern sind alles für mich. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich bin“, sagte er im vergangenen Jahr dem Tagesspiegel. Unter diesen Bedingungen wuchs schnell ein Gigant im Hochsprung heran.

Duplantis springt anders als die Konkurrenten. Er benutzt einen längeren und härteren Stab aus Glasfaser. Sein Vater und Trainer erzählte der „New York Times“ einmal, was der Effekt des harten Stabes ist. Es sei wie mit einer Erbse auf einem Löffel. „Man kann die Erbse umso weiter spicken, je härter der Löffel ist.“

Was Duplantis zudem von den anderen Springern unterscheidet, ist seine unglaubliche Athletik (bei einer 4x100-Meter-Staffel wurde er schon mit 10,55 Sekunden gestoppt).

Duplantis hat noch Luft nach oben

Die Bilder von Duplantis’ Weltrekord-Sprung am Donnerstag in Rom zeigen jedenfalls, dass die 6,15 Meter wohl noch nicht das Ende seiner Schaffenskraft sind. Es war noch ein bisschen Platz zwischen ihm und der Stange. Vor allem aber: Duplantis ist erst 20 Jahre alt und der Stabhochsprung ist eine hochkomplexe technische Disziplin, in der erfahrene Athleten besonders erfolgreich sind.

Sergej Bubka etwa war bei seinen übersprungenen 6,14 Meter schon 31 Jahre alt. Der Ukrainer übrigens beglückwünschte Duplantis brav via Twitter: Gratulation an @mondohoss600, meinen Rekord gebrochen zu haben! Fantastisches Resultat!“, schrieb er. Für die Leichtathletik und den Sport im Allgemeinen sei es ein Glücksfall, „dass wir so einen hellen Stern für die nächsten Jahre haben“.

Der Stern von Bubka hatte einst außergewöhnlich lange geglüht. Er stellte in den 1980er- und 1990er-Jahren sage und schreibe 35 Mal einen neuen Weltrekord im Stabhochsprung auf. Um die Weltrekord-Gagen einfahren zu können, haushaltete Bubka mit seinen Kräften und verbesserte seine Rekorde jeweils um einen Zentimeter. Sehr gut möglich, dass nach diesem Prinzip auch Duplantis verfahren wird. Von daher: Es dürften noch viele Weltrekorde in der Luft liegen.

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