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Hat was vorzuzeigen. Barbara Engleder, die 2016 in Rio eine olympische Goldmedaille gewann.

© Friso Gentsch/dpa

Spitzensport: Vorbilder müssen bezahlt werden

Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Topathleten durchschnittlich nicht mal den Mindestlohn bekommen. Der Befund ist gefährlich. Ein Kommentar.

Von David Joram

Damals, als alles besser war, waren Olympiasieger noch Helden. Selbst als Tontaubenschütze war Ruhm zu ernten. Und heute? Weiß noch jemand, wer Barbara Engleder ist?
Sport, insbesondere olympischer, hat an Bedeutung verloren. Magische Momente, die ein ganzes Land mitreißen, sind seltener geworden. Um im kollektiven Gedächtnis hängen zu bleiben, muss viel passieren. Das Wohl der Nation hängt offenbar immer weniger mit seinen Sporthelden zusammen, was sich in deren Einnahmesituation widerspiegelt, die äußerst bescheiden ist.

Eine von der Deutschen Sporthilfe in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Topathleten durchschnittlich auf einen Lohn von 7,41 Euro kommen. Sie liegen damit deutlich unter dem Mindestlohn, der seit dem 1. Januar 9,19 Euro beträgt. Für ein wohlhabendes Land wie Deutschland ist das ein ziemlich trauriger Befund, gefährlich ist er obendrein.

Wenn mangels finanzieller Ressourcen dem Breitensport die Vorbilder abhandenkommen, hat das auf Dauer auch Auswirkungen auf die Basis. Auch die besten Schnuppertrainings können keine Olympiasieger ersetzen, zumal es die Athleten sind, die ihren Sportarten häufig auch nach der Karriere in Leitungsfunktionen erhalten bleiben. Sie machen Vereine und Verbände stark, setzen neue Impulse – und sorgen dafür, dass es Frauen wie Barbara Engleder nach oben schaffen. Die gewann 2016 in Rio die Königsdisziplin im Schießen – Kleinkaliber-Dreistellungskampf. Ihr Kommentar: „Ich hab’s verdient, dass ich heute mal nicht das A...loch bin.“

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